Wer hat Angst vorm bösen Mann?
Verantwortungsgefühle. Sie wenden gewissenlos jede Art von Aggression an, um ihre Ziele zu erreichen, wobei der Zweck dabei immer die Mittel heiligt.
Sie sind jähzornig und verlieren schnell die Geduld. Da sie impulsiv und unüberlegt handeln und nicht aus Fehlern lernen, werden sie nach einer abgesessenen Gefängnisstrafe rasch wieder rückfällig. Läuft etwas schief, halten sie alle anderen für schuldig, nur nicht sich selbst. Sie übernehmen keine Verantwortung für ihre Taten, zahlen ihre Schulden nicht zurück und kommen nicht für den Unterhalt ihrer gedankenlos in die Welt gesetzten Kinder auf.
Mit großer Gelassenheit lügen sie ohne Not, selbst wenn es sicherer wäre, die Wahrheit zu sagen, denn es geht ihnen darum, sich ständig selbst die Überlegenheit gegenüber anderen zu demonstrieren. Wie in einem Pokerspiel genießen sie den Moment, in dem sie ihr Gegenüber schamlos täuschen, wobei sie nicht an den Showdown denken, wenn die Karten offen auf dem Tisch liegen. Werden sie ertappt und mit ihren Lügen konfrontiert, reagieren sie entweder mit einem Wutausbruch oder aber mit einem buddhamäßigen, Entschuldigung heischenden Grinsen. Aber sie haben auch oft die Erfahrung gemacht, dass sie sich mit ihren Lügen durchmogeln konnten, vor allem, weil sie dank großer Übung in Dreistigkeit sehr überzeugend wirken können.
Menschen mit dieser Persönlichkeitsstörung gehen davon aus, dass die Welt schlecht ist und dass man schlecht sein muss, um in ihr zu überleben. Sie denken, sie seien zu kurz gekommen, als das Glück verteilt wurde, und es sei ihr gutes Recht, sich notfalls mit Gewalt das zu holen, was ihnen ihrer Meinung nach zusteht.
Wie die Narzissten sind sie überheblich, arrogant und hochtrabend. Der wesentliche Unterschied zu einer narzisstischen Persönlichkeit besteht darin, dass bei ihnen das rücksichtslose und gewalttätige Verhalten im Vordergrund steht. Es gibt aber auch starke Gemeinsamkeiten: Wie die Narzissten sind sie extrem selbstverliebt. Man sollte es nicht glauben: Aber antisoziale Personen können durchaus charmant, integrativ, humorvoll oder gewinnend wirken. Reden sie jedoch von Freude, Zuneigung oder Liebe, sind diese Gefühle meist unecht und geheuchelt.
Obwohl Menschen mit antisozialen Persönlichkeitsstörungen alles andere sind als sozial kompetente, altruistische, uneigennützige oder hilfsbereite Menschen, üben sie immer wieder eine nicht mit einfachen psychologischen Modellen erklärbare Faszination aus. Auf dämonische Weise schleichen sich diese Meister der Manipulation in die Gehirne suggestibler Personen ein. Sie haben eine sensitive Antenne für die Emotionen und Schwächen ihrer Mitmenschen, verwenden dieses Gespür aber nur, um sie auszunutzen und zu missbrauchen. Höhnisch und verächtlich beobachten sie eher passiv die Gefühle der anderen, ohne dass sie diese Emotionen selbst nachfühlen können oder wollen. Ihre chamäleonartige Anpassungsfähigkeit ist typisch. Sie lernen schnell das Vokabular ihres Gegenübers und stimmen sich auf dessen Denkweise ein. Wie der böse Wolf im Märchen fressen sie Kreide und schmeicheln sich bei ihrem Opfer mit
sweet talk
ein. Sie sind emotionale Vampire: Haben sie ihre Beute in den Fängen, saugen sie sie aus und machen sie von sich abhängig. Sie haben keine Freunde, nur Komplizen – die aber auch am Ende als Opfer enden können.
Wenn ich zum Beispiel an meiner Arbeitsstelle, einer psychiatrischen Klinik, mit einem Patienten mit antisozialer Persönlichkeit rede, fällt mir auf, dass er mich ganz besonders freundlich begrüßt, mit einem zuckersüßen Lächeln auf den Lippen – dabei hatte ich ihn doch gerade tags zuvor wegen seines unverschämten Verhaltens gegenüber einer Schwester zur Rede gestellt und seinen Ausgang wegen eines Alkoholrückfalls gestrichen. Er hätte also allen Grund, auf mich wütend zu sein. Und das ist es genau, was ich spüre: Hinter der überaus freundlichen Fassade verbirgt sich der blanke Hass und die Wut darauf, dass ich im Moment am längeren Hebel sitze. Es ist das sardonische Grinsen, das sagen soll: Am Schluss kriege ich dich doch.
Ähnlich den Narzissten können sie auf eine unheimliche Weise ihre meist weiblichen Opfer sexuell in ihren Bann ziehen. Es gibt nicht wenige Frauen, die sich vom animalischen Sexappeal der antisozialen Machos magisch angezogen fühlen, wobei sämtliche Gefahrensensoren deaktiviert werden. Wenn ihre Liebe nicht erwidert wird, wenden die Antisozialen
Weitere Kostenlose Bücher