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Wer hat Angst vorm bösen Mann?

Wer hat Angst vorm bösen Mann?

Titel: Wer hat Angst vorm bösen Mann? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Borwin Bandelow
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Jungen legten. Kurze Zeit später erschienen auch zwei Polizisten, die versuchten, sich ein Bild von der Situation zu machen. [21] Wie zufällig trat jetzt ein großer, blonder Gentleman auf die Bildfläche und teilte den Cops im ruhigen, höflichen Ton mit, dass Konerak sein neunzehnjähriger homosexueller Lover sei, der ein bisschen zu viel getrunken habe. Konerak sprach kaum Englisch und war so benommen, dass er den Aussagen des Blonden nicht widersprechen konnte. Die Polizisten glaubten dem höflichen Mann, der sich so gewählt ausdrückte, während der asiatische junge Mann offensichtlich betrunken war. Die beiden Afroamerikanerinnen fingen jedoch an, sich mit der Polizei zu streiten, weil sie vorher gesehen hatten, wie der verletzte Jugendliche dem blonden Mann entkommen wollte. Die Polizisten hörten aber nicht auf sie und drohten ihnen sogar mit Arrest, wenn sie nicht aufhören würden, sich mit ihnen anzulegen.
    Um aber ganz sicherzugehen, gingen die Polizisten mit Konerak und dem blonden Mann noch einmal in seine Wohnung. Dort roch es ziemlich übel, aber das Appartement wirkte sehr sauber und aufgeräumt – für die verwahrloste Gegend eher ein erfrischender Anblick. Der Mann lächelte freundlich, entschuldigte sich, dass sein Liebhaber für ein öffentliches Ärgernis gesorgt hatte, und versprach, dass so etwas nie wieder vorkommen werde. Die Beamten wollten sich nicht in einen Streit zwischen zwei Homosexuellen einmischen. Obwohl Konerak sich sträubte, führten die Cops ihn in die Wohnung zurück. Wie später aus den Tonbandaufzeichnungen hervorging, meldete einer der Polizisten an die Zentrale: «Der intoxikierte nackte männliche Asiate (Lachen im Hintergrund) ist zu seinem nüchternen Lover zurückgebracht worden (Lachen). Mein Kollege lässt sich gerade entlausen (Lachen).»
    Die kleinen Bohrlöcher in Koneraks Kopf hatten sie übersehen.
     
    Mit dem großen, höflichen Mann haben wir ein Beispiel, wie ein Persönlichkeitsgestörter andere Menschen virtuos täuschen und das Bild des perfekten Schwiegersohns abgeben kann. Hätten die Beamten im Polizeicomputer den Namen Jeffrey Lionel Dahmer, der auf dem Ausweis stand, überprüft, hätten sie erfahren, dass er wegen sexueller Belästigung von Kindern vorbestraft und nur auf Bewährung frei war. Außerdem war den Cops entgangen, dass die Leiche eines gewissen Herrn Hughes seit mehreren Tagen in der Wohnung lag, die sie gerade durchsucht hatten, und die den widerwärtigen Gestank hervorrief.
    Was sie auch nicht mitbekamen, war, dass der Blonde, unmittelbar nachdem die Polizisten gegangen waren, Konerak strangulierte, sich an der Leiche anal verging, den Körper zerstückelte, danach den Schädel säuberte, um ihn als Trophäe aufzubewahren, und ein paar Körperteile behielt, um sie zu essen.
    Die Zeugin des Vorfalls, Sandra Smith, schilderte ihr Erlebnis ihrer Mutter Glenda Cleveland, die bei der Polizei noch einmal nachfragte:
     
    Cleveland: «Also, was ist passiert? Meine Tochter und meine Nichte haben alles mit angesehen. Ist in dieser Angelegenheit irgendetwas unternommen worden? Brauchen Sie die Namen oder andere Informationen?»
    Polizist: «Nein, überhaupt nichts. Das war ein betrunkener Lover von einem Lover.»
    Cleveland: «Aber wie alt war das Kind?»
    Polizist: «Es war kein Kind, es war ein Erwachsener.»
    Cleveland: «Also, meine Tochter hat ihn schon mal auf der Straße gesehen, als er mit Regenwürmern spielte.»
    Polizist: «Ma’am, wie klar soll ich mich ausdrücken? Es ist für alles Sorge getragen worden. Ich kann die sexuellen Präferenzen der Menschen nicht ändern.»
     
    Ein paar Tage später las Glenda Cleveland in der Zeitung über das Verschwinden eines laotischen Jungen namens Konerak. Das Bild sah dem Jungen ähnlich, der Jeffrey Dahmer hatte entkommen wollen. Sie rief erneut die Polizei an – die reagierte nicht.
     
    Zwei Monate später, in einer warmen Julinacht, entdeckten die Polizisten Robert Rauth und Rolf Mueller im Schwulenviertel der Stadt einen kleinen, gutaussehenden farbigen Mann, der um Hilfe schrie. An seinem Handgelenk baumelten Handschellen. Die Polizisten kombinierten, dass dieser Mann vielleicht ein Straftäter war, der einem anderen Detective hatte entfliehen können – und nahmen ihn sich vor. Dieser Mann, ein gewisser Tracy Edwards, erzählte ihnen etwas über einen «schrägen Typen», der zunächst sehr freundlich zu ihm gewesen sei und ihn in seine Wohnung in den Oxford Apartments in der

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