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Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Titel: Wer hat Angst vorm boesen Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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zu hören. Niemand wollte ihm jetzt helfen, die anderen schienen einfach zuzuhören und gespannt abzuwarten, was er wohl machen würde. Plötzlich juckte es ihn überall, ein beunruhigendes Jucken. Er konnte nicht schwimmen. Er konnte sich nicht ausziehen und sich nackt zeigen, konnte sich nicht auf diese Weise demütigen lassen. Zögernd ging er den ausgedörrten, mit Heidekraut und Gras bewachsenen Hang hinunter. Früher hatte es hier einen Weg gegeben, doch der war weitgehend zugewachsen. Errki sah auf das Wasser und dachte, wenn es tief ist, gehe ich gleich unter. Morgan lief aufgeregt hinter ihm her. »Ich wette, es ist eiskalt. Das finde ich gut.«
    Er schob Errki über die Felskuppe. »Runter mit den Fetzen. Aber von mir aus kannst du auch in deinen Klamotten baden,
    das ist mir egal, nur geh endlich rein.«
    Errki stand da wie eine Salzsäule und starrte das Wasser an. Hier unten am Ufer sah es nicht mehr rot aus, sondern nur noch schwarz und tief. Den Grund konnte er nicht sehen. Nur langes, weiches Gras, das dort unten schwebte und das ihn wie ekelhafte Finger umschlingen würde. Vielleicht gab es hier auch Fische, womöglich Aale.
    »Springst du jetzt endlich, oder muß ich dich reinstoßen?« Morgan war ungeduldig, geradezu besessen vom Gedanken an das Bad.
    »Ich kann nicht schwimmen«, murmelte Errki. Er stand noch immer mit dem Rücken zu Morgan. Seine Mundwinkel zuckten unheilverkündend.
    »Spielt keine Rolle. Du kannst ja am Ufer bleiben. Jetzt mach schon, ich schwitze wie eine Sau.«
    Errki blieb wehen.
    »Wird’s bald? Ich spanne den Hahn.«
    Errki hörte mitten im Trommelwirbel ein scharfes Klicken. Morgan hatte eine Idee, und die sollte nun in die Tat umgesetzt werden, koste es, was es wolle. Errki trat einige Schritte auf das Wasser zu und lauschte dem Rauschen in seinen Schläfen. Das Wasser war für ihn ein ebenso unbetretbares Element wie ein Flammenmeer. Seine sonst so weißen Wangen glühten. Er drehte sich langsam um. Konnte den Revolver nicht mehr sehen, den hatte Morgan vielleicht ins Heidekraut gelegt. Jetzt kam Morgan mit drohender Miene und erhobenen Händen auf ihn zu.
    »Ich will wissen, wie du aussiehst, wenn du Schiß hast«, sagte er boshaft.
    Errki warf sich zur Seite und stand nun gebückt und angriffsbereit da. Morgan zögerte, starrte ihn mißtrauisch an, ging aber weiter auf ihn zu. Errki machte einen Raubtiersprung und schlug die Zähne in Morgans Nase. Seine Kiefer schlossen sich wie eine Schere, er spürte, wie die spitzen Zähne durch Haut und Knorpel drangen. Morgan schwankte, hatte Mühe, die
    Balance nicht zu verlieren, fuchtelte heftig mit den Armen, konnte Errki jedoch nicht abschütteln. Errki blieb an Morgan hängen, bis er endlich zur Besinnung kam. Dann erst ließ er los.
    Morgan blieb stumm, zunächst jedenfalls. Er sah Errki an und begriff erst zwei Sekunden später, was hier passiert war. Seine Nasenspitze hatte sich gelockert, sie hing wie eine Brotkruste vor seinem Gesicht. Und dann kam das Blut, in kleinen Stößen wurde es hinausgepumpt. Morgan schrie auf. Er hob die Hände und hielt seine Nase fest, er spürte, wie das Blut floß, spürte dessen Geschmack im Mund, gefolgt von einer seltsamen Taubheit.
    »O mein Gott!« heulte er und fiel auf die Knie. »Errki! Hilf mir, ich verblute!«
    Er bot wirklich einen jämmerlichen Anblick, wie er da im Heidekraut kniete und seine Nase umklammerte. Noch immer quoll Blut zwischen seinen Fingern hervor. Errki starrte ihn an. Er wiegte sich hin und her, entsetzt über das viele Blut und zugleich ruhiger, weil er sich endlich gewehrt hatte. Jetzt würde alles anders werden. Aus dem Keller hörte er Lärm, die anderen waren begeistert von seiner Leistung, sie huldigten ihm wie einem Helden, der Beifall wollte kein Ende nehmen.
    »Du hättest nicht so herumnerven dürfen. Nerverei kann ich nicht leiden.«
    Jetzt schreist du ja wieder. Wie abstoßend!
    »Die Wunde wird sich bestimmt entzünden!« Morgan jammerte und schluchzte. »Kapierst du, was du angerichtet hast? Du bist doch total verrückt, mach, daß du nach Hause kommst, in die Anstalt. Scheiße, Mann, das hier wird mich noch umbringen!«
    »Ich hab versucht, dich zu warnen«, sagte Errki ruhiger. »Aber du wolltest nicht hören.«
    »Herrgott, was soll ich bloß machen?«
    »Du kannst ein Mooskissen drauflegen«, schlug Errki vor.
    Es war wirklich ein außergewöhnlicher Anblick. Morgan in seinen knallbunten Shorts und mit hängender Nase.
    »In großen Teilen

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