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Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Titel: Wer hat Angst vorm boesen Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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lieber für sich behalten zu wollen. Er rutschte auf seinem Stuhl hin und her und knöpfte trotz der Hitze seinen Kittel wieder zu.
    »Tommy, Tommy Rein.«
    »Ein junger Mann?«
    »Anfang Zwanzig. Aber er hat sich für niemanden hier oder für das Dorf überhaupt interessiert.«
    »Wissen Sie, wo er sich jetzt aufhält?«
    »Nein.«
    »Sie haben beim ersten Mal gesagt, Halldis habe ihre Brieftasche in der Brottrommel aufbewahrt?«
    »Das stimmt. Aber sie hatte nie viel Geld im Haus. Ich meine, so genau weiß ich das nicht, aber ich habe ja gesehen, wie sie die Brieftasche öffnete und Geld herausnahm, um mich zu bezahlen. In der Regel nur ein paar Hunderter.«
    Skarre notierte. »Und Errki Johrma - Sie wissen, wer das ist?«
    »Natürlich. Er war oft hier im Laden.« »Was hat er gekauft?«
    »Gar nichts. Er hat genommen, was er haben wollte, und ist gegangen. Wenn ich hinter ihm herrief, drehte er sich in der Tür um, überrascht gewissermaßen, weil ich mich so aufregte, und hob seine Beute hoch, wie um mir zu zeigen, daß es sich wirklich nur um Schokolade handelte. Und weil er nun einmal so ist, wie er ist, habe ich ihn auch nie verfolgt. Er ist nicht gerade einer, dem man gern auf die Schulter tippt. Und natürlich hat er nie große Werte mitgehen lassen, es war wirklich nur Kleinkram. Ab und zu war ich trotzdem stocksauer. Gesetze und Regeln waren dem ganz einfach egal.«
    »Ich verstehe«, sagte Skarre. »Wer außer Ihnen kann noch gewußt haben, daß Halldis ihre Brieftasche in der Brottrommel aufbewahrte, was meinen Sie?«
    »Niemand, meines Wissens.«
    »Aber Tommy Rein hat es doch wissen können, oder nicht?«
    »Ah, da bin ich mir nicht sicher.«
    »Was ist mit Hausierern, Losverkäufern und Wanderpredigern, die kommen doch sicher auch hier ins Dorf? Hatte sie manchmal Besuch von solchen Leuten? Hat sie so etwas erwähnt?«
    »Nein, die haben sich bei Halldis nie sehen lassen. Das war ihnen zu anstrengend. Es ist zu weit, und die Straße ist zu schlecht. Nein, das können Sie vergessen. Konzentrieren Sie sich auf Errki. Er ist ja immerhin auf ihrem Hof gesehen worden.«
    »Das wissen Sie also?«
    »Das wissen alle.«
    »Die Brieftasche«, sagte Skarre. »War die rot?«
    »Knallrot, mit Messingverschluß. Sie hatte ein Bild von Thorvald drin, ein altes, aus der Zeit, als er noch Haare hatte. Wissen Sie«, sagte Briggen unvermittelt, »ich war froh, als Errki endlich in die Anstalt gekommen ist. Und ich hoffe, daß Sie ihn finden, und ich hoffe, daß er es war.«
    »Warum hoffen Sie das?«
    Briggen verschränkte die Arme. Wobei ihm sein Bauch ziemlich im Weg war.
    »Dann ist er ein für allemal untergebracht. Er ist eben gefährlich. Wenn ihm endlich eine Schuld nachgewiesen werden kann, dann kommt er vielleicht nicht wieder raus. Und wir haben für eine Weile unsere Ruhe. Ich meine, wer sollte es denn sonst sein?«
    »Hatte Halldis nie Besuch?«
    »So gut wie nie.«
    »Und wer bildet die Ausnahme?«
    »Ihre Schwester Helga hat einen Enkel, der in Oslo zur Untermiete wohnt. Ich weiß, daß er Halldis besucht hat, aber sehr oft kam das nicht vor.«
    »Wissen Sie, wie er heißt?«
    »Mit Nachnamen heißt er jedenfalls Mai. Kristian oder Kristoffer.«
    Kristoffer, dachte Skarre. Der, der ihr den Brief geschickt hat.
    »Ich glaube mich zu erinnern, daß er in einer Restaurantküche gearbeitet hat. Und ich will ja nicht gemein sein, aber ein Dreisternerestaurant war das wohl kaum.«
    »Wieso nicht?«
    »Ich bin ihm einmal begegnet. Er sah nicht so aus.«
    Skarre fragte sich, wie Küchenhilfen in einem Dreisternerestaurant wohl aussehen, verglichen mit anderem Osloer Küchenpersonal.
    »Mai also. Und Tommy Rein. War schon Presse hier?«
    »Zeitungen und Lokalradio. Und ich bin angerufen worden.«
    »Und Sie haben mit diesen Anrufern gesprochen?«
    »Mir hat niemand gesagt, daß ich das nicht dürfte.«
    Nein, leider nicht, dachte Skarre traurig. »Wir müssen Sie auf die Wache bitten. Am besten noch heute.«
    »Das müssen Sie? Wozu denn?«
    »Wir müssen die Fingerabdrücke in Halldis’ Haus durchgehen.«
    Briggen schien plötzlich um Atem zu ringen. »Sie wollen meine Fingerabdrücke nehmen?«
    »Das haben wir vor.« Skarre lächelte.
    »Und warum sollten die sich in dem Haus befinden?«
    »Weil Sie acht Jahre lang einmal die Woche dort waren«, erklärte Skarre ruhig.
    »Ich hab ihr doch nur Lebensmittel gebracht!«
    Sein Gesicht verzog sich ängstlich.
    »Das wissen wir.«
    »Aber wozu wollen Sie dann meine

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