Wer hat Angst vorm starken Mann? - Mallery, S: Wer hat Angst vorm starken Mann?
Gedanke war Flucht. Sie war nicht bereit für all dies hier. Noch nicht. Sie war doch gerade erst seit Kurzem schwanger und hatte noch nicht einmal richtig akzeptiert, dass sie ein Baby bekommen würde, geschweige denn drei.
Sie sah Charity zu, die verschiedene Sachen aussuchte, und wartete dann, während ihre Freundin sie anprobierte.
„Du siehst in allem fantastisch aus“, beschied Pia ihr.
Es war die Wahrheit. Charity strahlte geradezu. Sie war hübsch gerundet, unglaublich glücklich und aufgeregt bei der Vorstellung, bald Mutter zu sein. Pia dagegen kam sich vor wie eine nörgelnde Schwindlerin.
„Willst du dir nichts aussuchen?“, fragte Charity, als sie die Sachen bezahlte.
Pia schüttelte den Kopf. „Ich bin noch nicht so weit.“
„Ich vermute, mit Drillingen wird dir nichts anderes übrig bleiben, als dich bald den Tatsachen zu stellen. Kann ich dich noch überreden, mit mir nebenan Möbel anzuschauen, oder weigerst du dich?“
„Ich komme mit gucken.“
Vielleicht würde es helfen, in einem Babyladen herumzustöbern. Wenn schon nichts anderes, konnte sie vielleicht wenigstens nach einem Buch über Mehrlingsgeburten Ausschau halten. Die Bücher, die sie zu Hause hatte, behandelten das Thema jeweils nur am Rande.
Sie gingen durch den Torbogen hinüber in das angrenzende Geschäft, das wirklich alles führte, was es für Babys gab:Wiegen und Wickeltische, Mobiles und Teddybärlampen.
„Komm, hier“, sagte Charity und deutete nach links. „Da ist ein Kinderzimmer, das ich total schön finde. Aber es ist ein bisschen mädchenhaft, und wenn wir einen Jungen bekommen, ist es wohl nicht das Richtige.“
Pia folgte ihrer Freundin zu einer Kinderzimmerausstattung in hellem Holz. Der kleine Nachtschrank, eine Wiege, die Wickelkommode und der Schrank hatten abgerundete Ecken und waren alle mit Feen und Engeln verziert. Rosa- und goldfarbene Schrankgriffe funkelten mit einem Hauch von Glitter.
„Das nennst du ein bisschen mädchenhaft? Wenn das keine Untertreibung ist“, meinte Pia grinsend. „Mir gefallen die Sachen auch, aber du solltest vorher sicherstellen, dass du tatsächlich ein Mädchen bekommst, bevor du das hier kaufst.“
„Ist es zu schlimm für einen Jungen?“
„Da würde Josh einen Herzinfarkt bekommen, und ich schätze, das ist das Letzte, was du willst.“
„Ich weiß.“ Charity seufzte. „Eigentlich wollte ich das Geschlecht des Babys nicht vorher wissen, sondern mich bei der Geburt überraschen lassen. Ich dachte, das wäre spannend. Wo ich doch immer alles genau plane, da kam mir das wie das ultimative Loslassen vor.“
„Dann solltest du diese Möbel loslassen“, erklärte Pia ihr. „Das ist eindeutig zu mädchenhaft.“
„Du hast recht“, gab Charity widerstrebend zu. „Wie willst du das handhaben?“
Pia drehte sich zu ihr herum. „Was?“
„Na, die Sache mit dem Geschlecht der Babys.“
„Daran habe ich noch gar nicht gedacht.“
„Wenn ich in Bezug auf das In-vitro-Verfahren richtig informiert bin, wirst du wohl keine eineiigen Drillinge bekommen“, meinte Charity. „Drei Embryonen bedeuten, dass drei verschiedene Eier befruchtet worden sind. Das könnte interessant werden. Möchte Raoul es vorher erfahren?“
Darüber haben wir noch gar nicht gesprochen, dachte Pia.Genau genommen hatten sie sich so gut wie noch gar nicht über die Babys unterhalten. Sie wusste nichts über Raouls Einstellung zu Kindern, abgesehen davon, dass er Kinder wollte. Welche Hoffnungen und Träume hegte er in Bezug auf diese Babys? Würde er ein strenger Vater sein, oder würde er den Kindern viel durchgehen lassen? Würde er wissen wollen, ob sie Jungs oder Mädchen bekamen?
Sie legte eine Hand auf die Kommode, um sich festzuhalten. Da war ja noch so unendlich viel mehr zu bedenken. Sie hatten weder über die finanziellen Aspekte gesprochen noch darüber, was sie sich vom Leben erhofften. Sie wusste nicht, welcher Religion er angehörte, ob er seine Geschenke am Heiligabend oder am Weihnachtsmorgen öffnete. Sie hatten noch nicht einmal darüber gesprochen, wie die Geschirrspüle eingeräumt wurde.
Wieso habe ich zugestimmt, einen Mann zu heiraten, den ich überhaupt nicht kenne? fragte Pia sich verzweifelt. Hätten sie nicht erst einmal einen Plan machen müssen, sich näher kennenlernen sollen? Okay, sie war auch diejenige, die sich die Babys ihrer Freundin kurzerhand hatte einpflanzen lassen, ohne weiter über deren Zukunft nachzudenken.
Sie würde bald Mutter
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