Wer hat Angst vorm starken Mann? - Mallery, S: Wer hat Angst vorm starken Mann?
deutlich sagen, dass es meine Entscheidung gewesen ist. Man wird dich nicht aus der Stadt jagen.“
Wieder hielt sie ihm den Ring hin, doch Raoul weigerte sich, ihn zu nehmen. Also ging sie um ihn herum und legte ihn auf den Schreibtisch.
„Du wählst den sicheren Weg“, sagte sie leise.
Er drehte sich um, um sie anschauen zu können. Sie starrte auf den Ring, bevor sie den Blick hob und Raoul ansah.
„Du suchst nach einem leichten Ausweg für ein schwieriges Problem“, wiederholte sie. „Man kann nicht einfach so Vater, Mutter, Kind spielen, Raoul. Das Leben ist nicht immer so geordnet. Wenn du glücklich sein willst, musst du alles geben – alles riskieren. Das verlangt das Leben von uns. Du glaubst, wenn du einfach nur deinen Verstand walten lässt, bist du vor Enttäuschungen gefeit. Aber das Einzige, was das Leben lebenswert macht, ist, wenn man andere Menschen liebt und von ihnen geliebt wird.“
Sie seufzte. „Ich habe mir nicht ausgesucht, mich in dich zu verlieben. Es ist einfach passiert. Wenn du deine Meinung ändern solltest, wenn du ein Risiko eingehen möchtest, dann wäre ich gern die Frau an deiner Seite.“
Mit diesen Worten marschierte sie aus dem Büro und ließ Raoul allein zurück. Alles, was er sich gewünscht hatte, war weg, und das Einzige, was ihm noch blieb, war ein Verlobungsring, den er für die Frau gekauft hatte, die er gerade verloren hatte.
19. KAPITEL
P ia versuchte, sich einzureden, dass es keinen Grund gab, zu glauben, dass sie sich gleich übergeben würde. Dass das Brennen in ihrem Magen bald wieder aufhören würde. Zumindest konnte sie die Tränen noch zurückhalten. Es war eine Sache, durch Fool’s Gold zu marschieren, wenn einem schlecht war – das konnte wenigstens niemand erkennen. Aber hysterisch zu weinen könnte doch die eine oder andere Frage heraufbeschwören.
Sie kam am Rathaus an und ging hinein. Automatisch begrüßte sie all diejenigen, denen sie begegnete, lächelte und winkte, so als wäre alles in Ordnung. Nur noch ein paar Schritte, sagte sie zu sich, als sie um die Ecke ging und Charitys Bürotür sah. Die Tür stand offen, also wusste sie, dass ihre Freundin zumindest im Gebäude sein musste.
Das Glück war ihr hold. Charity saß hinter dem Schreibtisch und starrte angestrengt auf ihren Computer. Als Pia ins Zimmer kam, schaute sie auf.
„Dich schickt der Himmel. Ich werde noch verrückt …“ Charity brach ab und stand auf. Ihre fortgeschrittene Schwangerschaft war unter dem bunten Pullover deutlich zu sehen. „Was ist passiert?“, fragte sie besorgt.
Pia holte tief Luft und wrang die Hände. „Ich habe Raoul gesagt, dass ich ihn nicht heiraten kann. Dass ich sein Angebot zwar zu schätzen weiß, aber keine Vernunftehe mit jemandem eingehen kann, in den ich mich verliebt habe.“
Sie hielt inne und wartete darauf, dass Charity anfangen würde zu lachen. Was hatte sie schließlich erwartet? Dass Raoul vor ihr niederknien würde, um sie zu bitten, ihre Liebe erwidern zu dürfen?
Stattdessen kam Charity jedoch um den Schreibtisch herum und nahm Pia in den Arm. „Gut für dich.“
Pia verspannte sich. „Was? Gut für mich? Ich habe gerade einem millionenschweren Mann den Laufpass gegeben, dermich heiraten und sich für den Rest meines Lebens um mich kümmern wollte.“
„Du liebst ihn.“
„Na und?“
„Du bist überzeugt, dass er dich nicht liebt. Also hast du die richtige Entscheidung getroffen.“
Pia ließ sich auf einen Stuhl fallen und vergrub das Gesicht in den Händen. Die Realität traf sie wie ein Paukenschlag und verursachte ihr nicht nur Atemnot, sondern ließ sie auch am ganzen Körper zittern. „Was habe ich mir nur dabei gedacht? Ich schaffe das nicht allein – alleinerziehende Mutter von Zwillingen. Wie soll ich das bezahlen? Wann soll ich schlafen? Ich weiß überhaupt nichts über Babys oder Kinder.“
Charity zog sich einen anderen Stuhl heran und setzte sich Pia gegenüber. „Natürlich schaffst du das. Du hattest es ja auch vor, bevor Raoul dir einen Heiratsantrag gemacht hat.“
„Ich war verrückt.“
„Nein, du warst genau derselbe Mensch, der du jetzt auch bist. Äußerst fähig und liebevoll. Pia, wenn du viertausend Festivals im Jahr hier in Fool’s Gold organisieren und innerhalb von drei Tagen einen Fundraiser auf die Beine stellen kannst, dann wirst du es auch schaffen, ein paar Kinder großzuziehen.“
Pia senkte die Hände in ihren Schoß. „Glaubst du?“
„Ich weiß es. Du machst
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