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Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition)

Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition)

Titel: Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwig
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Weile herumgelaufen ist, weil er nämlich …»
    «Martin!», rief Mama.
    Papa durfte nicht weitererzählen, was ich echt schade fand.
    «Hühner, denen man den Kopf abhackt, fliegen ja manchmal auch noch», sagte ich. Aber das war ein Fehler.
    Erst trat mir Mama auf den Fuß, und dann fragte Luzie: «Können kleine blaue Vögel das auch? Ich meine, fliegen ohne Kopf?» Dabei grinste sie mich frech an.
    «Das hat nichts mit der Farbe, sondern mit den Nerven und den Reflexen zu tun», sagte Papa. «Ich kann das gern mal eben im Internet nachschauen.»
    «Nein!», riefen Mama und ich gleichzeitig.
    Der erste Weihnachtsfeiertag fing also schon mal richtig blöd an; und er wurde auch nicht besser.
    Dabei mag ich den von allen Feiertagen eigentlich am liebsten. Papa und Mama machen einen langen Spaziergang, und Luzie und ich lümmeln den ganzen Tag im Schlafanzug vor dem Fernseher rum, stopfen uns mit Süßigkeiten voll und schauen Märchenfilme. Für so was bin ich eigentlich viel zu alt, aber Weihnachten ist eine Ausnahme.
    Aus gemütlichem Rumlümmeln wurde an diesem Tag leider nichts. Mama wollte uns nicht allein vor dem Fernseher lassen, weil sie Angst hatte, Luzie könnte wieder irgendwas sehen, wovon ihr schlecht werden würde.
    «Ihr kommt mit an die frische Luft. Wir machen einen richtig schönen Weihnachtsspaziergang», sagte sie.
    Na toll, richtig schöner Weihnachtsspaziergang heißt bei Mama stundenlanges Marschieren. Aber ich musste doch rüber zu Bubi! Er hatte noch gar nichts gefrühstückt.
    Ich zog mich schnell an und ging zur Tür.
    «Warte, Hannes, wir sind gleich fertig», sagte Mama, die Luzie gerade die Schnürsenkel zuband. Die schrie natürlich, weil sie es selber machen wollte, aber das dauert jedes Mal eine Ewigkeit.
    «Ich will nur schnell rüber … die Blumen …»
    «Das kannst du später machen», bestimmte Mama.
    In diesem Moment klingelte das Telefon.
    «Gehst du mal ran?», bat mich Mama, während sie weiter mit Luzies Schnürsenkeln kämpfte.
    «Hannes?», hörte ich eine aufgeregte Stimme. Zuerst wusste ich nicht, wem sie gehörte. «Du musst der Cattleya unbedingt etwas von dem Orchideendünger geben, der in der Küche auf dem Fensterbrett steht. Aber höchstens einen halben Teelöffel voll, hörst du?»
    Jetzt wusste ich, wem die Stimme gehörte: Frau Moll. Ich hätte sie küssen können! Na ja, vielleicht nicht gleich küssen, aber dankbar war ich ihr schon.
    «Mach ich, Frau Moll. Ich geh gleich rüber», sagte ich laut.
    «Was wollte die denn schon wieder?», fragte Mama.
    «Es ging um ihre Orchidee. Ganz dringend.»
    Mama seufzte. «Bitte beeil dich.»

    Ich hatte recht gehabt, der richtig schöne Weihnachtsspaziergang dauerte ewig. Außerdem wurden wir nass, denn es fing an zu regnen.

    Als es so richtig lospladderte, kamen wir an einem Restaurant vorbei, das ziemlich schnieke aussah.
    «Rein mit euch», befahl Papa.
    Mama meinte, wir hätten genug zu essen zu Hause und das Restaurant wäre bestimmt teuer, aber Papa sagte: «Ach was, es ist Weihnachten, ich lade euch ein.»
    Luzie und ich waren begeistert. Wir gehen sehr gern in Restaurants. Luzie studiert dann immer stundenlang die Speisekarte und tut so, als könnte sie lesen. Am Ende nimmt sie jedes Mal das Gleiche. Eine große Portion Spaghetti. Ich übrigens auch.
    Als wir uns gerade hingesetzt hatten, kam auch schon der Kellner auf uns zugesegelt:
    «Darf ich Ihnen unser Weihnachtsmenü empfehlen? Gänsebraten mit Rotkohl und Klößen.»
    «Bloß nicht!», riefen wir alle vier gleichzeitig. Der Kellner starrte uns erschrocken an.
    «Bitte entschuldigen Sie», sagte Mama. «Steht auch noch etwas anderes auf der Karte? Wir müssen nämlich morgen schon Gans essen.»
    Glücklicherweise gab es nicht nur Gans, sondern Steak für Papa und Fisch für Mama. Sogar Spaghetti für Luzie und mich. Und die waren auch richtig gut. Blöd war nur, dass es so doll nach Gänsebraten roch, den mag nämlich keiner von uns. Mama ist er zu fett, Papa zu trocken, Luzie isst nichts, dem man ansieht, dass es mal ein Tier war, und ich finde die matschige Füllung einfach nur eklig.
    Und trotzdem gibt es bei uns am zweiten Feiertag eine Gans. Und alles nur wegen der Biedermeierkommode von Tante Traudl.
    Tante Traudl ist eigentlich nicht unsere richtige Tante, sondern die Schwester von Mamas Oma, also unsere Urgroßtante, und sie ist alt und wertvoll – also die Kommode, nicht Tante Traudl, die ist nur alt –, und Mama hätte sie gern. Ich an

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