Wer ist der andere, Alissa
herum kaum bewusst. Es hätten Stunde aber auch nur Minuten sein können, in denen sie zwischen Schlaf und Wachsein irgendwo dahintrieb. Sie streichelte Dirk verträumt über den Rücken, und ein kleines Lächeln zuckte um ihre Mundwinkel, als sie seinem schweren Atem nahe ihrem Ohr lauschte.
Sie ist sanft und leidenschaftlich zugleich, dachte Dirk.
Und sie gehört zu mir. Sie ist meine Frau.
Eine Woge von Empfindungen überwältigte ihn - Empfindungen, die so intensiv waren, dass sich sein Herz fast schmerzhaft zusammenzog.
Alissa bewegte sich unter ihm, und ihm wurde wieder allzu deutlich bewusst, wie weich ihr Körper war, wie seidenglatt und warm ihre Haut sich anfühlte. Er blickte zu ihren Brüsten herunter, die gegen seinen Oberkörper drückten. Ihre Körper waren noch immer intim verbunden, und Dirk wünschte sich, es könnte für immer so bleiben.
"Wie fühlst du dich?" fragte er leise, als Alissa sich wieder unter ihm bewegte.
Ihr Lächeln wurde breiter, aber sie hielt die Augen noch immer geschlossen.
"Wunderbar."
Dirk küsste sie auf die Stelle an ihrem Hals, wo der Puls noch immer unregelmäßig schlug. Dann, rollte er sich widerstrebend auf den Rücken und zog Alissa mit sich an seine Seite. Alissa schmiegte sich an ihn und legte die Wange an seine Schulter.
Dirk starrte noch lange zur Decke hoch, als Alissa bereits eingeschlafen war. Er strich ihr über die weichen Brüste und lächelte. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass er sich jemals zuvor mit einer Frau so gefühlt hatte. So geborgen. So verbunden. Es war, als ob zwischen ihm und Alissa eine Seelenverwandtschaft bestand, als ob sie ihm etwas gab, das er lange vermisst hatte.
Das Kitzeln ihrer Wimpern an seiner Schulter zeigte ihm an, dass sie wieder ganz wach war. Er sah auf sie herunter. "Guten Morgen, Liebling."
"Guten Morgen", murmelte sie verschlafen und schmiegte sich noch dichter an ihn.
"Weißt du ..." fuhr sie mit einer Stimme fort, die Dirk zeigte, dass sie noch immer losgelöst war von der Wirklichkeit. "Es klingt jetzt vielleicht seltsam, wo ich doch bereits einige Jahre verheiratet gewesen bin. Und ich habe Tom geliebt. Wirklich geliebt. Aber ich habe nicht gewusst, dass es so sein könnte ... So ... so intensiv. Und so wunderbar."
Das hab ich auch nicht gewusst, mein Schatz dachte Dirk im Stillen. Er hatte sich immer für erfahren in der sexuellen Liebe gesehen, aber was sich zwischen ihm und Alissa abgespielt hatte, war so explosiv und überwältigend gewesen, wie er es noch nie zuvor erlebt hatte.
Lange betrachtete er ihr Gesicht. Er sah den verunsicherten Blick in ihren Augen, und er wusste, dass Alissa mit bangem Herzen auf seine Reaktion auf ihr Geständnis wartete. Sie wollte von ihm hören, dass das Zusammensein mit ihr für ihn, den erfahrenen Liebhaber, ebenfalls etwas völlig Einzigartiges und Besonderes gewesen sei.
Dirk suchte nach Worten, um Alissa beschreiben zu können, was er fühlte. Doch die Empfindungen, die er hatte, waren einfach unbeschreiblich. Es gab keine Worte dafür. Also beugte er den Kopf und presste seine Lippen in einem langsamen, sinnlichen Kuss auf ihren Mund. "Bleib hier. Ich bin gleich zurück."
"Wohin willst du?" fragte Alissa, als er sich aufrichtete und aus dem Bett glitt.
Sobald er ihr den Rücken zugekehrt hatte, stockte ihr der Atem.
Dirk blickte sie über die Schulter an und zog die Stirn kraus, als er ihren schockierten Ausdruck sah. "Was ist?"
"Dein Rücken ... Woher hast du all diese Narben?" Es gab Narben, bei denen die Haut sich zusammengezogen hatte wie nach einer Brandwunde, und andere, die von Striemen herrühren mussten. Und als er sich zur Seite drehte, entdeckte Alissa, dass er auf den Armen und Beinen noch mehr Narben hatte, sogar auf seinem Gesäß. Sie blickte entsetzt zu ihm hoch. "Was ist denn da bloß geschehen?"
"Nichts. Das sind nur die Ergebnisse einer normalen Kindheit. So etwas passiert kleinen wilden Jungs."
"Oh, aber ..."
"Es tut mir Leid, Alissa. Wenn dich mein Körper so anwidert, ziehe ich mir eben den Morgenmantel über."
"Nein, das ist es nicht!" rief sie erschrocken, weil sie glaubte, dass sie ihn beleidigt hatte.
"Ich ... ich frage mich nur, woher du diese Narben hast. Das ist alles."
"Nun gut. Du hast mich danach gefragt, und ich habe es dir erzählt. Jetzt weißt du es."
Alissa hätte ihm noch sagen können, dass kleine Jungs, auch wenn sie noch so wild und außer Rand und Band waren, niemals solche Narben davontragen konnten.
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