Wer ist der Vater, Caroline
du nicht einem anderen Mann hättest Glupschaugen machen dürfen!"
„Glupschaugen?" riefen die drei Frauen wie aus einem Mund.
„Na ja, wie immer man das heute nennt. Ihr wisst schon, was ich meine."
Caroline wandte sich an ihre Mutter und ihre Schwester. „Ich muss mit Daddy unter vier Augen sprechen." Sobald sie allein waren, sagte sie geradeheraus: „Daddy, du weißt, dass ich Adrian nicht liebe."
„Er ist ein guter Mann, Caro. Ich würde nie zulassen, dass du jemanden heiratest, der dir weh tun könnte. Aber du gibst ihm keine Chance. Du klammerst dich an diesen anderen Mann, in den du verknallst bist."
„Ich bin in Max nicht verknallt, Daddy. Ich liebe ihn. Und er liebt mich."
„Warum heiratest du dann Adrian? Das ist ihm gegenüber nicht fair."
„Ich heirate Adrian", stieß sie frustriert hervor, „weil ich es dir versprochen habe und weil er einen Beweis vorgelegt hat, dass er der Vater meines Kindes ist. Aber ich liebe ihn nicht."
„Caroline, es ist richtig, wenn du ihn heiratest. Immerhin hast du zugegeben, dass das Kind von ihm ist."
„Nein, das habe ich nicht. Ich habe gesagt, dass er einen Beweis vorgelegt hat. Ich weiß nicht, was ich denken soll. Ich wünsche mir, dass dieses Kind von Max ist, Daddy. Aber ...
aber ich bin nicht sicher. Und ich habe dir ein Versprechen gegeben."
„Baby!" James benützte den Kosenamen, der! er schon jahrelang nicht mehr ausgesprochen hatte. „Ich will für dich nur das Beste. Adrian ist ein guter Mann."
„Caroline." Chelsea steckte den Kopf zur Tür herein. „Es ist Zeit. Die Hochzeit beginnt."
Caroline zog sich der Magen zusammen, als sie noch einen Blick in den Spiegel warf. Sie hätte alles dafür gegeben, wenn Max vor dem Altar auf sie gewartet hätte.
Sie hatte ihn seit der peinlichen Szene im Vestibül nicht mehr gesehen. Doch er hatte versprochen, hier zu sein.
Ihr Vater räusperte sich. „Bereit, Caroline?"
Nein, sie war überhaupt nicht bereit, aber sie hatte offenbar keine andere Wahl.
Sie stand auf, und ihr Vater half ihr, den Schleier vor das Gesicht zu ziehen. Dann öffnete er die Tür und ließ ihr den Vortritt.
Die Brautjungfern schritten feierlich durch den Mittelgang nach vorne. Chelsea sollte als letzte folgen. Sie lächelte Caroline ermutigend zu.
Caroline versuchte zurückzulächeln. Sie bemühte sich, aber sie konnte es nicht. Es hätte der glücklichste Tag ihres Lebens sein sollen. Statt dessen war es der schlimmste.
Ihr Vater bot ihr den Arm, und sie hakte sich bei ihm unter. Der Organist trat in alle Register. Die Orgel brauste auf und untermalte gewichtig den Moment. Sie schritten durch die Doppeltüren und traten den langen Gang zum Altar an.
Doch anstatt zu ihrem Bräutigam zu sehen, suchte die Braut mit ihrem Blick das Publikum nach einem dunkelhaarigen Mann mit blauen Augen ab, dem ihr Herz gehörte.
Am Mittelgang sah sie eine junge Frau, die ihr bekannt vorkam, doch Caroline konnte sie nicht einordnen. - Dann entdeckte sie Max und vergaß alles andere.
Max.
Der Mann, den sie von ganzem Herzen liebte.
Der Mann, den sie nicht heiratete.
Sie war schön. Sie war die schönste Braut auf der Welt. Aber sie gehörte nicht ihm.
Max blieb nichts anderes übrig, als zuzusehen, wie die einzige Frau, die er liebte, einen anderen Mann heiratete.
Es schmerzte ihn, als ihr Vater ihre Hand auf Adrians Arm legte.
„Geliebte Brüder und Schwestern ..."
Sie gehört mir, schwor Max sich. Daran sollte sich nie etwas ändern.
Caroline fühlte Max' Blick auf sich gerichtet. Er wärmte sie, verstärkte jedoch ihren Schmerz. Sie liebte einen Mann und heiratete einen anderen.
Unter gesenkten Wimpern warf sie ihrem Bräutigam einen Blick zu. Für sie war er der abstoßendste Mann, dem sie je begegnet war. Andere mochten ihn attraktiv finden, aber sie sah nur die Gier, die ihn antrieb. Er wollte das Imperium ihres Vaters. Dafür würde er alles tun.
Sogar sie heiraten.
Weshalb half sie ihm dabei?
Sie hatte sich eingeredet, ihrem Kind zu geben, was ihm zustand. Doch sie hatte sich stets geschworen, nie einen Mann zu heiraten, der es auf das Geld ihres Vaters abgesehen hatte.
Schmerz zuckte bei dieser Vorstellung durch ihren Kopf.
Schmerz und ... Erinnerung.
„Wer einen Grund kennt, weshalb dieser Mann und diese Frau nicht in den heiligen Stand der Ehe treten sollten, der spreche jetzt oder schweige für immer", verkündete Reverend Spencer pathetisch.
„Aufhören!" rief Caroline mit heiserer
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