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»Wer lacht, hat noch Reserven«

»Wer lacht, hat noch Reserven«

Titel: »Wer lacht, hat noch Reserven« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schultz
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Arbeitsalltag?
    Stärker, als wir denken. Zwar ist es inzwischen nicht mehr politisch korrekt, Dinge zu sagen wie: »Mein PC ist kaputt. Hol mal den Inder.« Unterschwellig aber ist unser Denken noch sehr stark von Vorurteilen geprägt. Viele behelfen sich mit Formulierungen wie: »Ich bin prinzipiell sehr für Frauen, nur mit dieser einen, die zufällig meine Vorgesetzte ist, habe ich ein menschliches Problem.«
    Es gibt Hunderte Ratgeber über die Kunst der Führung. Hat Stromberg so etwas schon mal gelesen?
    Er ist genau der Typ, der so ein Buch einmal halb durchliest und denkt, er wisse alles über Führung. Ich denke, dass viele Chefs in kleinen und mittelgroßen Unternehmen genauso ticken.
    Ist das ein Grundmanko? Manager mit Ratgeberwissen, die sich selbst nicht eingestehen, wie sehr ihre sozialen Aufgaben sie überfordern?
    Die Führungskünste vieler Chefs entsprechen den Sprachkünsten von Menschen in einem Volksschulkurs »Italienisch für Anfänger«. Sie glauben, sie können eine Sprache in 30 Tagen lernen. Dabei wissen sie noch nicht einmal die einfachsten Vokabeln.
    In der Serie wird nicht erklärt, wie Stromberg es auf den Chefposten geschafft hat. Haben Sie dazu je theoretische Überlegungen angestellt?
    Nein, ich mache grundsätzlich keine Hintergrund-Entwürfe zu Charakteren. Generell aber steht Strombergs Beförderung für die Beförderungspraxis in vielen Läden. Karriere machen ja oft diejenigen, die ihren Vorgesetzten amähnlichsten sind. Es ist der Grund, warum immer die größten Arschlöcher befördert werden.
    In der fünften Staffel von Stromberg greifen Sie diesen Gedanken auf: Der Ekel-Chef hat Chancen, in den Vorstand aufzusteigen.
    Das war ein notwendiger Erzählkniff. Er ermöglicht uns, die Figur in völlig neuen Kontexten zu zeigen. Die Geschichte des Abteilungsleiters ist ja irgendwann auserzählt. Außerdem zeigt der Karrieresprung: Der Arbeitsalltag besteht zu 30 Prozent aus Arbeit und zu 70 Prozent aus Intrigengefummel. Man muss nicht fachlich brillieren, man muss sich raufschaffen, wie die Strukturen funktionieren. Dann klappt das auch mit der Karriere.
    Trotzdem, ist es nicht unrealistisch, dass jemand, der so viel Mist baut wie Stromberg, nicht irgendwann fliegt?
    Ich glaube, dass große Firmen genau so funktionieren. Gefeuert wird man nicht wegen fachlicher oder sozialer Inkompetenz. Weil es für die Firma viel zu aufwendig wäre, einen neuen Chef zu suchen. Man muss schon die Bilanz frisieren und dabei erwischt werden, wenn man gefeuert werden will. Solange man das Minimumsoll erfüllt, hat man kaum was zu befürchten – auch wenn man noch so ein schlechter Chef ist.
    Warum glauben Sie das?
    Weil ich es selbst erlebt habe. Zum Beispiel beim WDR . Ich war damals noch sehr jung, habe mich aber dennoch gefragt: »Warum ist jetzt ausgerechnet der befördert worden? Der arbeitet doch seit fünf Jahren so gut wie gar nicht.« Später habe ich erfahren, dass gewisse Menschen gerade befördert werden, damit man sie loswird.

    Wenn Sie Stromberg als Chef hätten – was würden Sie tun?
    Ich würde vermutlich kündigen. Das hängt aber immer von den Lebensumständen ab. Was habe ich für Alternativen? Bin ich mutig genug, noch einmal von vorne zu beginnen? Ich bin, Gott sei Dank, in einer komfortablen Position.
    Verdirbt Chefsein den Charakter?
    Zumindest geht es mit gewissen Verhaltensveränderungen und mit Veränderungen des eigenen Umfelds einher – die langfristig oft auch den Charakter verändern. Ich habe kürzlich in einem TV – Porträt gehört, dass der Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann angeblich noch immer ins Grübeln gerät, wenn er an einem Penner vorbeiläuft. Das kann ich einfach nicht glauben. Weil Josef Ackermann vermutlich nie an einem Penner vorbeiläuft. Schließlich wird er überall hingefahren.
    Glauben Sie, dass Chefs, die wie Stromberg sind, Ihre Serie gucken – und sich in dem Charakter wiedererkennen?
    Nein. Da wird viel verdrängt. Ich habe mit zahlreichen Chefs über die Serie gesprochen – vom big boss bis zum Abteilungsleiter. Aber es hat noch nie jemand gesagt: »Großer Gott, ich bin manchmal auch so. Danke, dass du mir die Augen geöffnet hast.« Stattdessen höre ich oft: »Ich kenne da einen, der ist genauso wie Stromberg.«

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