»Wer lacht, hat noch Reserven«
einmal erreicht, bleibt der Groll gegen den Chef nicht selten ein Leben lang bestehen. »Die Sprüche meines Chefs haben sich richtig eingebrannt«, schreibt eine SPIEGEL - ONLINE – Leserin. »Auch wenn die Situationen mittlerweile 16 Jahre her sind.« Nach ihrem Mutterschutz habe sie zwar nie wieder gearbeitet. »Von ehemaligen Kollegen aber weiß ich, dass sich mein Chef bis heute nicht geändert hat.«
Schlechte Führung kostet Milliarden
Wenn sich Firma und Mitarbeiter immer mehr voneinander entfremden, schadet das letztlich dem Unternehmen. Demotivierte Mitarbeiter fehlen laut Gallup-Umfrage 27,8 Prozent länger als ihre Kollegen; sie entwickeln so gut wie nie Ideen, wie sich die Arbeitsabläufe und Produkte des Unternehmens verbessern lassen; 46 Prozent der Demotivierten spielen gar mit dem Gedanken, wegen ihres Chefs zu kündigen; viele tun es irgendwann, was im Unternehmen zu Know-how-Verlusten führt.
Und zu Geldverlust: Laut Gallup-Schätzung entsteht durch schlecht motivierte Mitarbeiter ein volkswirtschaftlicher Schaden von bis zu 125,7 Milliarden Euro – pro Jahr. Genug Kapital, um 41 Milliarden Big Macs oder 7,3 Millionen VW Golf zu kaufen – oder um elfmal den Etat »Bildung und Forschung« im Bundeshaushalt zu bezahlen.
Debattenbeitrag
Chef hat’s auch nicht leicht.
Wie Mitarbeiter ihre Vorgesetzten quälen
Es gibt ohne Frage viele Chefs, die für ihre Mitarbeiter eine Qual sind. Umgekehrt darf man aber nicht vergessen, dass es auch eine Reihe Angestellter gibt, die ihren Vorgesetzten das Leben zur Hölle machen.
Die meisten Chefs schweigen zu diesem Thema. Sie sagen: Man wolle sich nicht über die Macken von Mitarbeitern äußeren, denn dabei könne man nur verlieren. Egal, ob man im Recht sei, egal, wie sehr es einen reizen würde, einmal zu zeigen, dass auch Mitarbeiter fiese Sprücheklopfer seien, man könne nicht darüber sprechen. Das Reden über einen Schutzbefohlenen sei ein zu großer Vertrauensbruch.
Im Hintergrund aber erzählen einige, wie Mitarbeiter sie zur Weißglut bringen. Das fange mit Kleinigkeiten an, zum Beispiel damit, dass ein Angestellter trotz mehrfacher Verwarnung fast täglich zu spät ins Büro komme. Dann gebe es ausländische Mitarbeiter, die einen sofort als Rassisten beschimpften, wenn man ihre Arbeit kritisiere. Andere würden die Dreistigkeit besitzen, im Voraus anzukündigen, dass sie bald krank würden.
Selbst berühmte Anführer beklagen sich bisweilen über das Chefsein. Ex-Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke hat in einem Gespräch für den Interviewband »Die da oben. Innenansichten aus deutschen Chefetagen« einmal gesagt, sein Job erfordere eine gewisse Emotionslosigkeit. BASF – Managerin Margret Suckale beteuerte, sie höre von Frauen weit öfter den Satz »Wir bedauern dich« als den Satz »Wir beneiden dich«.
Prinz Philip, Duke of Edinburgh und Ehemann von Königin Elisabeth II ., brachte das Chef-Problem vornehm-britisch auf den Punkt, indem er sagte: »Der Ärger mit leitenden Managern ist der, dass zu viele, die nur ein Magengeschwür haben, Positionen bekleiden, die eigentlich nur denen mit zwei Magengeschwüren zustehen.«
Ein anderer Chef beklagt sich darüber, wie ihn eine Mitarbeiterin wochenlang provoziert habe, indem sie praktisch die Arbeit verweigerte. Irgendwann sei ihm dann mal ein wütender Spruch herausgerutscht – der dann prompt in der Zeitung landete.
Nun kann man die Mitarbeiter in Schutz nehmen und argumentieren, dass es eben der Job des Chefs ist, mit solchen Situationen souverän umzugehen. Dass es seine Pflicht ist, stets die Contenance zu wahren, auch wenn ihm die eigenen Angestellten noch so sehr auf die Nerven gehen.
Man kann aber auch die Chef-Seite verstehen: Führungskräfte in mittleren Positionen sind stets in ein kompliziertes System von Zielvorgaben eingebunden, die sich vom Vorstand bis zur niedrigsten Hierarchie-Ebene durchziehen, und in diesem System bekommen sie von vielen Seiten Druck – auch von den Mitarbeitern. Dass manch Vorgesetzter ab und an ausrastet, ist wohl nur allzu menschlich.
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Nicht alle Chefs sind schlecht – Der iMotivator Steve Jobs
Nicht alle Chefs sind schlecht
Der iMotivator Steve Jobs
Nicht nur ein gewisses Verständnis für die Chef-Rolle ist ratsam. Man sollte auch nicht vergessen zu erwähnen, dass es neben Millionen schlechter und mittelmäßiger Chefs durchaus einige fantastische Führungskräfte gibt: Chefs, die ihre Mitarbeiter zu Höchstleistungen anstacheln und ihnen
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