»Wer lacht, hat noch Reserven«
Herrn Offer herholen? Wir warten noch, bis der Herr Offer da ist. Er soll den Scherbenhaufen selber genießen. Jetzt holen wir den Offer noch her. Das machen wir noch. So viel Zeitmuss sein. (zu den Journalisten) Die politische Botschaft, die wir jetzt austeilen, haben Sie ja schon geschrieben. Und sie ist im Übrigen falsch.
Auftritt Offer. Verteilt Zettel. Stille im Saal.
Schäuble: Zeigen Sie mal, was Sie verteilen lassen. Ja, ich bin vorsichtig.
Offer (legt Schäuble ein Exemplar auf den Tisch): Ich hab extra ein Stück …
Schäuble: Sehr gut. Sehr gut.
Offer: Soll ich noch einmal begrüßen?
Gelächter im Saal.
Schäuble: Sollen wir jetzt noch mal warten? Mir ist’s egal. Im Gegensatz zu Ihnen hab ich ja Zeit.
Gelächter.
Schäuble: Lachen Sie nicht!
Offer: Ich sag noch einmal, was die Neuerung ist. Wir haben hinten zwei Grafiken angefügt: eine für den Bund und eine für den Gesamtstaat, die Ihnen die Entwicklungen seit 2008 noch mal zeigen. Bei den Einnahmen …
Schäuble: Wenn Sie bisher nichts verteilt haben, ist das auch keine Neuerung … (Unterbricht sich, blickt zu Boden.) Jetzt fangen Sie aber an. Ich habe meine spöttische Seite.
Offer: Ich begrüße Sie ganz herzlich zu dieser Pressekonferenz …
3. Akt
9. November. Schäuble allein, auf dem Tisch ein Brief von Michael Offer.
Schäuble (liest) »Ich erkläre damit meinen Rücktritt als Ihr Sprecher und bitte um Zuweisung einer neuen Aufgabe.«
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Interview – »Vielleicht halten deine Angestellten dich für ein komplettes Arschloch«
Interview
»Vielleicht halten deine
Angestellten dich für ein
komplettes Arschloch«
»Stromberg«-Erfinder Ralf Husmann über Büro-Ekel, Chefs im Fernsehen und seine eigenen Führungskünste.
Ralf Husmann gilt als Erfinder des wohl schrecklichsten Chefs der Welt. Die TV – Figur, die er sich ausgedacht hat, heißt mit Nachnamen »Stromberg« und ist in der gleichnamigen TV – Serie unter anderem Ressortleiter der Schadensregulierung M bis Z bei einer ganz normalen deutschen Versicherung.
Und Bernd Stromberg ist ein Manager-Monster, wie es viele Angestellte aus dem eigenen Büroalltag kennen. Er hat keine Empathie, kein Mitgefühl für die Probleme und Leiden seiner Angestellten, er weiß fast nichts über sie, er hasst den Betriebsrat, er kann nicht loben, und seine fachlichen und sozialen Kompetenzen gehen gegen null. Auch verheddert er sich oft in absurden Sprachbildern und verblüfft mit enorm unmotivierenden Motivationssprüchen.
Fünf Staffeln der Serie wurden inzwischen ausgestrahlt, einzelne Folgen haben Millionen Menschen gesehen.Die Figur Stromberg passt gut zu Husmanns restlichem Œuvre. Der Produzent hat ein Faible für Anti-Helden. Diese bevölkern nicht nur das Großraumbüro von »Stromberg«, sondern auch seine anderen Serien, zuletzt »Dr. Psycho«. Manche Kritiker nennen Husmann deshalb den »Meister des Erbärmlichen«.
Husmann bittet darum, das Interview »nicht vor zehn Uhr morgens« zu führen, da er vorher »keinen zusammenhängenden Satz artikulieren« könne – wovon dann ja weder der Interviewer noch der Interviewte etwas hätten. Als er gegen elf Uhr anruft, geht das mit dem Sprechen schon ganz gut.
Herr Husmann, hatten Sie mal einen Stromberg als Chef?
Nein, nie. Ich hatte immer großes Glück.
Es gab also keinen Vorgesetzten, der Sie zu der Serie inspiriert hat?
Nur einen fiktiven. Ich hatte mir für die Serie »Anke« mit Anke Engelke einen Redaktionsleiter ausgedacht. Der war als Chef … sagen wir mal: unkonventionell. Ich fragte mich seinerzeit: Wie würde das wohl aussehen, wenn dieser Mensch in einem normalen Büro arbeitet und nicht beim Fernsehen. Da lag die Idee nah, daraus ein Spin-off zu machen.
Warum wurde daraus nichts?
Weil mir zunächst kein Sender das Format abgekauft hat. Das hat sich erst geändert, nachdem »The Office« Erfolg hatte – und nachdem wir beschlossen hatten, unsere Büro-Ekel-Show wie das US – Vorbild in Form einer Pseudo-Dokumentation zu erzählen, bei der eine Kamera scheinbar echten Alltag filmt und die Figuren ab und zu Interviews in die Kamera geben.
Was war für Sie an einer Serie über Chefs reizvoll?
Ein Chef ist eine Extremfigur, die viele Tabubrüche zulässt, auch gegen Frauen und Ausländer. Die Form einer Pseudo-Dokumentation eröffnet zudem viel künstlerischen Freiraum, denn sie ermöglicht eine zusätzliche Erzählebene, mit der sich spielen lässt. Und natürlich gibt Christoph Maria Herbst in der
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