Wer mit Hunden schläft - Roman
Mutter ihn anscheinend gut hat hören können, weil die gehörten Worte den Kopf in ihre Hände haben sinken lassen. Die Bewegungen des Leitenbauer waren gewandt und die Schritte, mit denen er jetzt langsam auf die Mutter zugegangen ist, haben dem vierschrötigen Körper eine geradezu noble Erscheinung verliehen. Der Norbert hat wegen dem kaum hörbaren Flüstern des Leitenbauer nichts von dem Gesagten verstanden und jetzt wegen seinem rasenden Herzen, das in seinen Ohren getrommelt hat, gar nichts mehr hören können. Durch die neuartigen Bewegungen des Leitenbauer ist ihm seine Widerwärtigkeit fast komplett abhanden gekommen. Die versoffene Fresse ist beinahe liebenswert geworden dadurch. Ihren Kopf hat die Mutter dem nun ebenfalls auf der Bettkante sitzenden Leitenbauer auf die Schulter gelegt, immer die Sätze, MACHEN WIR UNS NICHT UNGLÜCKLICH , und, MACH DICH NICHT UNGLÜCKLICH , oder, I CH WILL MICH NICHT UNGLÜCKLICH MACHEN , in den Leitenbauerischen Oberkörper hinein gesagt. Diese ablehnenden Worte einmal ausgesprochen und immer wütender geworden, hat sie den Leitenbauer aber nicht weggestoßen, sondern ihn im Gegenteil immer fester an sich gedrückt. Ihre Finger in seinen Rücken gegraben, schluchzend und jammernd seinen Hals und sein Gesicht geküsst. Hat ihm den Walkjanker, das Hemd und das Unterhemd heruntergezerrt, dass der nackte Oberkörper mit der weißen Haut zum Vorschein gekommen ist, die im Kontrast zu dem roten Gesicht völlig deplatziert und unnatürlich gewirkt hat. Durch diese hektischen Bewegungen sind der Mutter die Träger des Kleides von den Schultern und somit beide Brüste aus dem Ausschnitt gerutscht. Über eine hat der Leitenbauer seinen bärtigen Mund gestülpt, daran gesaugt und gleichzeitig mit der linken Hand die andere durchgewalkt. Die eleganten Bewegungen, die dem Leitenbauer zuvor ein menschliches Antlitz verliehen haben, wurden durch die grobe Behandlung der mütterlichen Brüste zunichte gemacht. Die Mutter aber hat sich, immer noch schluchzend und wimmernd, auf den Rücken geworfen und den Leitenbauer über sich gezogen wie eine Bettdecke, der in unbeholfenen, ruckartigen Bewegungen versucht hat, seine Lederhose über die Knie hinunter zu bekommen und bei diesem Versuch gezappelt hat wie ein an Land liegender, erstickender Fisch. Die Mutter hat ihren Rock hochgezogen, unter dem sie keine Unterwäsche trug, und der Norbert hat gesehen, wie der Leitenbauer seinen dicken Finger in die Mutter hineinsteckte. In ihrem mit dichtem schwarzen Haar verwachsenen Unterleib herumgestochert hat wie in einem waidwunden Reh, das zum Aufbrechen vorbereitet wird. »Kreisky, sag ich zu ihm, was ist das für ein Mensch, der in fremder Kinder Mütter herumstochert? Kannst du mir das vielleicht sagen? In der Lade bin ich gelegen und habe vor Wut nach Luft geschnappt. Die hat aber gestunken als wie, weil sie eine Mischung aus Schweiß, Bier, dem Geruch des Sautrogs und Schweinescheiße war. Um mich von dem Ganzen abzulenken, hab ich mir wie gewohnt das Wort Sauschädelschmaus vorgesagt. Immer wieder, Hunderte Male, hab ich mir das Wort Sauschädelschmaus vorgesagt. Sauschädelschmaus, Sauschädelschmaus, Sauschädelschmaus. Bis ich es mir wieder zerdenkt gehabt habe, Kreisky, wirklich wahr.« Aber es hat nichts genützt. Die Geräusche der Leitenbauerischen Zärtlichkeiten waren stärker. Das leise Schmatzen der Küsse, die er der Mutter auf Gesicht und Oberkörper gegeben hat, hat sich hineingebohrt in das Hirn vom Norbert und dort in eine Wut verwandelt, die das Herz nur noch schneller hat schlagen lassen. Die geflüsterten Worte, die die beiden einander ins Ohr gehaucht haben, sind zu einem bedrohlichen Zischen, so wie das Quietschen des Bettes zum qualvollen Schreien einer verreckenden Kreatur geworden. Als er aus der Lade gestiegen ist, hat die Mutter ihre Beine um den Oberkörper des Leitenbauer gewickelt gehabt, der schwer atmend in regelmäßigen Abständen sein Becken zwischen ihre Schenkel gedrückt und dabei die weißen Arschbacken bei jedem Ruck zusammengepresst hat. Aus den geschlossenen Augen der Mutter sind zwei Tränenbäche über ihren lächelnden Mund gelaufen, aus dem unregelmäßig leises Stöhnen gedrungen ist. Aus dem Stöhnen ist allmählich ein Summen geworden, das, zwar in einer unrichtigen zeitlichen Abfolge die Töne aneinanderreihend, am Ende doch für den Norbert eindeutig erkennbar die geliebte Melodie ergeben hat. Langsam hat sie dabei den Kopf hin und her
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