Wer mit Hunden schläft - Roman
Kollegen alle noch bei der Mama, meistens nach dem Besuch einer dieser Dorfdiscos, in denen nur Schlager und volkstümliche Musik gespielt wird, zu der sich die Frauen und Männer in schwindelerregender Geschwindigkeit im Kreis drehen, wurde dem Norbert schon rein vom Zuhören immer ganz schlecht. Weil der Norbert nur die glatte und kindliche Muschi der Rosemarie kannte, die aussah wie zwei Mandarinenhälften, empfand er die ganz normalen, mit Schamhaar zugewachsenen Scheiden der Frauen als grauslich.
»Aber wehe, du sagst was dagegen, Kreisky, dann wirst du schief angeschaut. Wenn du ihnen erklärst, wie unhygienisch das ist mit den Haaren. Vor allem, wenn sie die Regel haben, die Frauen. Wenn nicht nur kleine Bröckchen, sondern ganze Fetzen mit dem Blut herausgeschwemmt werden aus der Gebärmutter. Die sich dann verfangen im Busch und stinken als wie. Fut ist gut wenn’s stinken tut, sagen sie und hauen sich ab. Halten dich für einen Perversen, wenn du sagst, dass nur eine Mädchenmuschi eine schöne Muschi ist. Eine hygienische und reine Muschi, weil die noch keine Regel gesehen hat jemals, wirklich wahr. Stimmt doch? Oder etwa nicht? In Wirklichkeit sind sie die Perversen, Kreisky, nicht ich. Die nur an großen Titten lutschen wollen, weil sie an ihre Mütter erinnert werden dadurch. Stochern und lecken in den behaarten, mit Gebärmutterschleimhaut verpickten Löchern der Frauen nur deshalb so gerne herum, weil ihre Mütter sie einmal aus diesem Loch rausgeschmissen haben, das ist der Hauptgrund! Kinderschänder haben sie mich genannt, Kreisky. Nur weil ich sie darauf hingewiesen habe, wie abartig sie sind. Dabei sind sie es gewesen, die an den Wochenenden, wenn sie nach Hause in ihre Dörfer gefahren sind, beim Doktorspielen ihre eigenen Schwestern und Cousinen vergewaltigt haben, aus reiner Geilheit und Neugierde. Während ihre Eltern ein Grillfest veranstaltet haben im Garten hinter dem Haus und ihr Vater gerade ein Stück Schopffleisch auf den Rost gelegt hat oder ein Cevapcici zum Beispiel, haben sie ihrer jammernden Cousine derweil in einem Kukuruzfeld oder einer dieser Hollywoodschaukeln, wie sie sie früher überall gehabt haben, ihren neugierigen Schwanz hineingesteckt. So ist das gewesen, Kreisky, alles andere ist gelogen, das kannst du mir glauben! Geredet und geschwärmt haben sie von den rassigen Weibern mit ihren pelzigen Futen, vergangen haben sie sich an der minderjährigen Verwandtschaft. Darum ist in diesen Dörfern auch jeder mit jedem verwandt und verschwägert, wie man so schön sagt, wirklich wahr«, sagt der Herr Norbert.
Ein guter Seemann sticht auch in rote See, haben die Kollegen gesagt, so wie auch der Leitenbauer diesen Spruch gerne angebracht hat, im angetrunkenen Zustand meistens und wenn er wieder einmal gedurft hat bei der Leitenbauerin, was nicht oft der Fall war. Die Mutter hat dann immer gesagt, EIN BLINDES HUHN et cetera und alle anderen haben so getan als wäre nichts gesagt worden, was bei allen unangenehmen, peinliche oder tragische Unglücke betreffenden Themen so war, die am Leitenbauertisch angesprochen wurden. In Gesprächen mit den Lehrlings- und Straßenbahnfahrerkollegen, bei denen es sich um das Weibertupfen gehandelt hat, wie sie immer gesagt haben, hielt sich der Norbert schließlich ganz heraus. Da aber die Gespräche der Kollegen hauptsächlich das Weibertupfen, die schöne Heimat, das Wettsaufen und das anschließende gegenseitige Zusammenschlagen zum Thema hatten, beteiligte er sich nur mehr selten daran. Sind von zehn Menschen neun einer Meinung und nur einer dagegen, ist natürlich die eine Meinung die falsche, da fährt der Zug drüber. Das Individuelle interessierte in Pichlberg auch nie jemanden, hat sich der Norbert gedacht, als er wieder im Zug zurück nach Wien saß, diesmal im Waggon wie die anderen Passagiere auch. Das Abteil, in dem er saß, war leer, so wie auch im gesamten Zug nur wenige Leute mitfuhren. Im Gegensatz zur Straße, an der der Zug vorbeifuhr. Auf der sogenannten Gastarbeiterroute war wieder einmal die Hölle los. Zur Ferienzeit wurde diese Mörderstraße zum Massengrab für Autofahrer, wie die steirischen Zeitungen schrieben. Zum Terror von Blech und Blut, konnte man lesen. »Die Neger Europas richten ein Blutbad auf unseren Straßen an, haben sie geschrieben, Kreisky«, sagt der Herr Norbert. »Sobald die Ferien angefangen haben, haben sie ihre Schraubenzieher fallen lassen, sind in ihre Autos gehüpft und nach Jugoslawien oder
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