Wer mit Wem - Entscheide Du!
es höchste Zeit, dass ich mal etwas mehr Erfahrung sammle. Wenn Flo da nicht das perfekte Versuchsobjekt ist, weià ich auch nicht. Er ist nett, sieht gut aus, hat Humor â warum also eigentlich nicht? Ich schaue auf die Uhr: Es ist kurz nach acht, also bleibt mir noch ein bisschen Zeit, um zu überlegen, was ich mache.
Noch während ich grüble, spielt Toni wieder einen lauten Tusch und gibt nun eine Gesangseinlage zum Besten:
âIch freue mich sehr auf den Abend hier,
mit so netten Leuten und einem Krug Bier.
Holladiho und holladihi, holladiho und holladihi!â
Obwohl ich nichts damit zu tun habe, ist mir Tonis Auftritt total peinlich. Warum macht er so etwas? Er ist doch jung, sieht gut aus und hat am Wochenende sicher Besseres zu tun, als in irgendeinem Kaff vor lauter Senioren und Familien âholladihiâ zu singen. Aber den Leuten gefällt es, sie klatschen im Takt und Toni fordert sie auf, den Refrain bei den nächsten Strophen mitzusingen. Bei den nächsten Strophen? Oh nein, wie viele will er davon denn noch zum Besten geben? Es sind mindestens zehn und als ich denke, das war es nun endlich, steht Toni plötzlich mitsamt Akkordeon auf, kommt von der Bühne und stellt sich vor mich hin:
 âUnd diese Schönheit in unserem Kreis,
die kröne ich hiermit zur Miss EdelweiÃ.â
Alle lachen, applaudieren und grölen:
âHolladiho und holladihi, holladiho und holladihi!â
Ich merke, wie meine Ohren anfangen zu glühen, wie immer, wenn mir etwas schrecklich, schrecklich unangenehm ist, und meine mittlerweile sicher krebsroten Wangen beiÃen sich bestimmt mit dem Rosa meines Kleides. Zu Patrick und Verena schaue ich erst gar nicht hin, weil ich weiÃ, dass meiner Cousine die Schadenfreude ins Gesicht geschrieben steht.
Zum Glück war das aber nun tatsächlich Tonis letzte Strophe und nach abebbendem Applaus zieht er sich einen Stuhl heran und setzt sich neben mich.
âHi, ich bin Toniâ, sagt er.
âLaraâ, sage ich knapp. Ich werde ihm diese Blamage von eben nicht verzeihen! Aber schon eine Stunde später habe ich meine Meinung grundlegend geändert. Toni ist wirklich ein âlustiger Jungeâ und ich habe selten so viel gelacht wie mit ihm. Es scheint, als würde er einfach sein Ding machen, ganz egal, was die Leute von ihm denken. Das tut Jonas zwar auch, aber auf ganz andere Weise. Bei ihm hat man das Gefühl, er will um jeden Preis anders sein, sich abheben vom Rest und von den âNormalenâ â Hauptsache, gegen den Strom. Bei Toni ist das anders: Er kann auch über sich selbst lachen, ist aufgeschlossen und interessiert an allem. Das fasziniert mich an ihm.
 âMusik soll Spaà machenâ, erklärt er mir, als ich ihn frage, ob er sich nicht blöd vorkommt auf der Bühne einer so kleinen Pension. Dass ich auÃerdem Volksmusik uncool finde, verschweige ich natürlich. âAm meisten Spaà macht Musik mit Leuten, die gut gelaunt sind und mitsingenâ, fährt er fort. âUnd Leute, die Urlaub machen, sind meistens gut gelaunt.â
Das leuchtet mir ein. Ich hätte noch stundenlang weiter mit Toni quatschen können und habe auch gar nicht gemerkt, dass Verena und Patrick mittlerweile vom Tisch aufgestanden und verschwunden sind.
âLeider muss ich jetzt mein Zeug von der Bühne schaffen und danach einen Kumpel anrufenâ, sagt Toni mit einem Blick auf seine Armbanduhr. âAber was hältst du davon, wenn wir uns in etwa einer halben Stunde drauÃen auf der Wiese bei der kleinen Gartenlaube treffen? Hier hat man selten die Gelegenheit, sich mal mit so einem netten, hübschen Mädchen zu unterhalten. Na, was meinst du? Natürlich nur, wenn du Lust hast.â
Und ob ich Lust habe! Es macht einfach SpaÃ, mit Toni zusammen zu sein, mit ihm zu reden und ein bisschen zu flirten. Und wer weiÃ, was sich in so einer lauschigen Gartenlaube sonst noch ergibt? Allerdings ist da auch noch die Einladung von Flo, dem süÃen Koch. Ich weià immer noch nicht so genau, was ich von seinem eindeutig zweideutigen Angebot halten und ob ich darauf eingehen soll. Da scheint mir die Sache mit Toni etwas harmloser und ein Treffen mit ihm ist als erste Trophäe meiner Erfahrungsschatzsammlung vielleicht erst mal ergiebig genug.
Was würdet ihr an meiner Stelle tun?
Soll ich â¦
Flos Einladung annehmen und auf sein Zimmer
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