Wer mit Wem - Entscheide Du!
kleinen Jungen, der nackig am Rand steht und mich mit einem Finger in der Nase interessiert beobachtet. Ich will gar nicht wissen, woher das Wasser seine âangenehmeâ Temperatur hat â bestimmt nicht nur von der Sonne.
âAch, Lara, endlich! Schön, dass du es geschafft hast!â Eine schlanke Frau mit dunkelbraunen Locken bis zum Kinn und in einem hellgrünen langen Sommerkleid kommt winkend auf mich zu.
Das muss Tante Hedwig sein. Ich hätte sie gar nicht erkannt. So, wie ich sie in Erinnerung hatte, war sie still und mausgrau â eher unscheinbar eben. Diese Frau dagegen sieht richtig hübsch und jung aus, obwohl sie bestimmt auch schon Mitte oder Ende vierzig ist. Tante Hedwig lacht, als sie vor mir steht, und umarmt mich herzlich.
âEs ist so schön, dich hierzuhaben, Laraâ, sagt sie. âFlorian hat mir schon erzählt, was mit deinem Fuà passiert ist â so ein Pech. Und das zum Ferienauftakt. Aber wir kriegen das bald wieder hin. Morgen wirst du nichts mehr spüren, versprochen.â
Es wird ein richtig netter Nachmittag. Meine Tante und ich sitzen auf der Terrasse, quatschen und trinken Cola. Sie hat mir eine Salbe auf den Knöchel geschmiert und anschlieÃend ein kühlendes Gelkissen darumgebunden. Ich merke schon fast gar nichts mehr.
Tante Hedwig erzählt mir, wie fertig sie die ersten Jahre nach dem Tod ihres Mannes war, dass sie sich am liebsten ganz verkrümelt hätte und zu niemandem Kontakt haben wollte, wie sie dann aber vor zwei Jahren die Pension eröffnet hat, wie froh sie über die neue Beschäftigung war und wie viele Gäste seither schon gekommen sind.
âEs geht uns wieder richtig gutâ, meint sie. âDeshalb wollte ich auch, dass uns endlich mal jemand von euch besucht. Es wird höchste Zeit, dass Verena und ich wieder mehr Kontakt zur Familie bekommen. Und du bist sozusagen unsere erste Kontaktperson.â Tante Hedwig knuddelt mich. âDu sollst deine Tage hier richtig genieÃen, Lara. Nicht dass du denkst, deine alte Tante schaut dir immer über die Schulter. Fühl dich wie zu Hause, unternimm etwas. Deine Cousine müsste eigentlich auch gleich kommen, sie hatte noch etwas im Ort zu erledigen.â
In diesem Augenblick fällt mein Blick auf eine junge Frau, die den Weg über die Wiese zur Terrasse nimmt: tolle Figur, lange rote Haare, gelber Minirock, der ihre gebräunten Beine zur Geltung bringt, groÃe schwarze Sonnenbrille. Wie aus einem Modemagazin.
âAch, Verena, da bist du ja endlich!â, ruft meine Tante und ich brauche ein paar Sekunden, um zu begreifen. Dieses Model da soll meine ein Jahr ältere Cousine sein? Wo sind die Pausbacken? Wo die Speckröllchen?
Als ich aufstehe, um Verena die Hand zu geben, stelle ich fest, dass sie trotz flacher Ballerinas einen guten Kopf gröÃer ist als ich.
âHi, Verenaâ, sage ich.
âHiâ, antwortet sie knapp, nimmt zwar immerhin die Sonnenbrille ab, blickt aber nicht mich an, sondern suchend um sich.
âMama, hast du Patrick Larsen gesehen?â, fragt sie. âIch war eigentlich hier mit ihm verabredet.â
âPatrick?â, frage ich nach. âDer Porschefahrer? Er hat mich hergefahren und ist dann auf sein Zimmer.â
Verena sieht mich vernichtend an. Ah, verstehe, sie ist hinter Porsche-Patrick her. Kein Wunder, der Typ passt rein optisch perfekt zu ihr. Und sie gibt im Vergleich zu mir wahrscheinlich auch ein sehr viel attraktiveres Bild in seinem Superflitzer ab.
Aber mit dir hat er auch geflirtet, Lara, lass dich nicht so leicht ins Aus befördern!, motiviere ich mich selbst. Hier geht es ums Prinzip. Und du wirst ihn zu gegebenem Zeitpunkt auf jeden Fall noch an sein Spritztourangebot erinnern.
Nachdem mir meine Tante mein Zimmer gezeigt hat und ich mich kurz frisch gemacht und umgezogen habe, gibt es auf der Terrasse ein herrliches Abendessen, das der süÃe Koch mir höchstpersönlich serviert. Zum Glück ist Verena nicht erschienen und auch Patrick kann ich nirgends sehen. Ob die beiden tatsächlich zusammen unterwegs sind? Ein bisschen ärgert mich die Vorstellung. Aber andererseits vermisse ich Verena nicht gerade und Flo und sein Charme machen so einiges wett. Es wird ein lustiger Abend, mein Fuà tut schon gar nicht mehr weh und meine Tante und ich erzählen uns viel.
Als ich irgendwann auf die Uhr schaue, ist es schon halb neun und mir
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