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Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Titel: Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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abzuholen. Jetzt wird es schnell gehen.

    *

    Katinka steuerte ihren Beetle um die Altstadt. Den Ring entlang, immer wieder. Er hat recht mit den Kameras, dachte sie irgendwann und folgte einem Schild zur Autobahn. Dann stand ›Tiergarten‹ auf einem anderen Schild. Sie ordnete sich ein.
    Währenddessen redete Schwerte. Sie hatte das Gefühl, dass er endlich die Wahrheit sagte. Dass er hier in dem dunklen Auto, während der Regen auf das Verdeck und die Windschutzscheibe trommelte, den Mut fand, Klartext zu reden. Die Dinge zu sagen, die er sich selbst bisher nie eingestanden hatte.
    Â»Wir beide, Kaffke und ich, kannten Maria vom Studium her. Sie studierte Politikwissenschaften und engagierte sich für alles Mögliche. Sie wollte Journalistin werden. Ich auch. Das führte uns zusammen. Aber Kaffke war eine schillernde Persönlichkeit. Er war mit seinen Pinseln und Farben und den tausend Möglichkeiten, die er sich offenhielt, einfach interessanter als ich. Verstehen Sie, ich hatte ein Ziel. Ich wollte schreiben, und ich wollte damit meinen Lebensunterhalt bestreiten. Nach dem Examen hatte ich die feste Absicht, mir zwei Jahre zu geben. Wenn ich bis dahin nicht ausreichend Geld für mich und eine Familie verdienen würde, dann würde ich mir einen anderen Job suchen.«
    Â»Was ja nicht so einfach ist.« Katinka steuerte an ein paar geduckten Sandsteinhäusern vorbei. Waren sie wirklich noch in Nürnberg? Die Scheibenwischer bewältigten die Sturzfluten fast nicht mehr. Ihr Handy vibrierte einige Male in ihrer Tasche. Wahrscheinlich versuchte Dante, sie zu erreichen. Allerdings wollte sie Schwertes Redefluss nicht abwürgen. Sie beschloss, den Reporter später zurückzurufen.
    Â»Maria wollte auch schreiben. Aber sie lebte vom Idealismus. Sie wollte die Welt verändern. Meine Güte!«
    Â»Das passte nicht mit Ihren Vorstellungen zusammen.«
    Â»Ich bin ein gottverdammter Realist! Was nicht geht, geht nicht.«
    Â»Deswegen hat sie sich mehr zu Kaffke hingezogen gefühlt. Nicht wahr?«
    Â»Kaffke spielte den Gutmenschen. Sie war dumm genug, drauf reinzufallen. Er tat einfach so, als sei Geld ihm egal. Diese Indifferenz interpretierte Maria als Idealismus. So fing er sie ein. Cleverer Bursche. Maria war eine wunderschöne Frau. Er suchte sie als seine Muse. Er hat Bilder von ihr gemalt … zu Dutzenden! Dann hatte Kaffke eine Ausstellung. In Stuttgart. Das war keine allzu große Sache, er hatte dort einen Mäzen aufgetan, der ihm eine Chance gab. Zu der Zeit schrieb ich bereits als Freelancer für ein Kunstmagazin. Ich baute mir eine Position bei mehreren Redaktionen auf. Im Prinzip war ich schon gut im Geschäft. Meinen Stand musste ich natürlich festigen. Daher …«
    Katinka konnte es sich denken. »Sie haben Kaffkes Werke verrissen. Um in der Redaktion zu reüssieren. Vorher haben Sie die Stimmungen ausgelotet. Entsprechend haben Sie Ihren Artikel geschrieben.«
    Sie stellte den Motor ab. Sie standen mitten im Wald, so kam es ihr vor. Irgendwo hier musste der Eingang zum Zoo sein. Der Regen schien nachzulassen, aber die Bäume um sie herum tropften und schüttelten sich im Wind.
    Â»Genau!« Schwerte schlug sich auf die Schenkel, als beglückwünsche er sich noch heute zu dieser Meisterleistung. »Und wissen Sie was? Mein Text hat Maria die Augen geöffnet. Jawohl, das hat er. Sie hat erkannt, was für ein Schlappsack Kaffke ist. Sie hat ihn verlassen. Hat sich mit mir zusammengetan. Wir wurden ein Team. Wir heirateten.«
    Wieder vibrierte das Handy. Katinka drückte den Anruf weg. Schwerte hatte Kaffke nicht nur die frühe Anerkennung vermasselt, er hatte ihm auch die Frau weggenommen.
    Â»Sie haben Maria dennoch an ihn verloren, wie es scheint«, sagte sie endlich.
    Schwerte seufzte tief, dann riss er die Autotür auf und stieg aus. Rannte in die Dunkelheit.

    *

    Du bist also gekommen, will ich sagen. Aber ich kann nicht mehr sprechen. Also lege ich diese Feststellung in meinen Blick. Dabei sehe ich ihn schon gar nicht mehr richtig. Weißer Nebel verschleiert sein Gesicht. Er hat es zu einer entsetzten Grimasse verzogen.
    Ja, mein Lieber, du denkst, du hättest mich so nie gesehen. Das schöne Gesicht in Fetzen. Die perfekt gewölbten Augenbrauen vom Blut verklebt. Die herrlichen Lippen – Vergangenheit! Doch in Wirklichkeit sehe ich schon lange so aus. Du wolltest es nur

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