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Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Titel: Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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war. Die Händlerin war hinter ihrer Auslage kaum noch zu sehen.
    Â»Wie kommen Sie denn zu all den Kassetten?«, fragte Dante.
    Sie begann zu erzählen. Er schrieb mit. Dann folgten die Fragen:
    Â»Wie heißen Sie?«
    Â»Selma Langner.«
    Â»Wie lange machen Sie das schon mit dem Kassettenhandel?«
    Â»Hinlänglich lange.«
    Â»Darf ich Sie zitieren? Und ein Foto veröffentlichen?«
    Â»Nichts dagegen.«

    *
    Es war eine Schande. Ein Ausverkauf. Ein Drama. Das hatte die Gesellschaft nun diesem grässlichen Internet zu verdanken!
    Gregor Jakobs schüttelte sich vor Ekel. Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte man noch Respekt vor solchen wichtigen Kulturgütern. Eine Enzyklopädie war doch nichts anderes als ein Kulturgut! Mehr als nur ein 20-bändiges Druckerzeugnis, ein Kostenfaktor, mehr als ein Monstrum, das Platz im Wohnzimmer beanspruchte!
    Es war heiß. Zu heiß. Eine richtige Backofenhitze, die heute Abend, wenn man der Wettervorhersage glaubte, von Gewitterstürmen abgelöst werden sollte. Gregor beschloss, in die Stadt zu gehen. Er hatte nichts weiter vor, und auf dem Grafflmarkt boten sie auch Bücher feil. Er hatte schon manches Juwel unter all dem Schnickschnack entdeckt.
    Bücher waren sein Leben! Nur gerade diese Enzyklopädie, die er so begehrte, würde er auf dem Grafflmarkt nicht finden. Die neueste Ausgabe. Es würde die letzte sein, die jemals als Druckwerk herauskam. Sagte man. Sagte der Verlag. Sagte die Presse. Sagten alle. Gregor schüttelte den Kopf, während er seine Wohnungstür zuzog und die Treppe hinabstieg. Die Straße lag wie ausgestorben. Ihm machte es nichts aus, über den heißen Asphalt zu gehen. Er konnte hart zu sich selbst sein. O ja, das konnte er. Er ließ sich nicht gehen, für ihn galten keine Parolen vom Typ ›Ich bin total fertig‹, ›Ich habe Stress‹, ›Ich habe Burn-out‹. Was für ein neumodischer Quatsch!
    In Gregors innerem Zeitalter walteten andere Mächte. Wenn er für etwas brannte, dann hatte dieses Etwas Bestand. Dann glühte Gregor, und er konnte nächtelang, wochenlang mit wenig Schlaf auskommen, mit wenig Essen. Dann war die Sache, das Thema wichtiger als alles. Wichtiger als er selbst.
    Aber dass es so weit kam. Die Enzyklopädie des Landes, nur noch im Internet, nur noch auf einer silbernen Scheibe, dargeboten zu Schleuderpreisen oder gar umsonst … das war billig. Zum Schämen!
    Der Trödelmarkt war schon in vollem Gang. Gregor überlegte, ob er einige von seinen Schätzen hier zu Geld machen könnte, denn für den Erwerb dieser einen, letzten Ausgabe fehlten ihm die nötigen Mittel. Aber das kam nicht infrage! Selbst tauschen kam für ihn nicht infrage. Seine Bücher waren ihm heilig. Anderes Tauschmaterial besaß er nicht.

    *

    Â»Danke, Selma!« Dante steckte seinen Stift ein. »Das wird ein schönes Interview.«
    Â»Für welche Zeitung arbeiten Sie eigentlich?« Sie schob das Schild ›jede MC 2 Euro‹ in Position.
    Â»Mal für die, mal für jene.«
    Â»Ach, einer von den Freien!«
    Â»Kennen Sie sich aus im Geschäft?«
    Â»Ich habe das auch mal gemacht. Medizin studiert, abgebrochen. Journalistik, abgebrochen. Zwei Kinder. Jetzt Trödel.« Sie lachte und zeigte eine Reihe kräftige, weiße Zähne. Ihr Gesicht war gerötet von der Hitze, und das blaue Sommerkleid zeigte an einigen Stellen dunkle Verfärbungen vom Schweiß. »Ist ja nur ab und zu. Aber so ganz ohne Geld gibt’s keinen Urlaub, und die Kinder freuen sich schon auf Kärnten.«
    Â»Dann wünsche ich gute Geschäfte!« Dante grinste. »Und eine Kassette nehme ich noch mit. Benjamin Blümchen.« Er griff sich wahllos eine heraus.
    Â»Für Sie kostenlos.«
    Â»Ist aber nicht gut für die Urlaubskasse!«
    Â»Nehmen Sie sie schon mit.«

    *

    Gregor hatte so was noch nie gemacht. Aber die Frau war beschäftigt. Ihre Kasse stand unbeaufsichtigt. Sie quatschte und schäkerte mit einem Typ, der ein weißes Käppi trug, unter dem sich nicht mehr allzu viele Haare zu verbergen schienen, und eifrig mitschrieb, was sie zu sagen hatte. Die beiden verstanden sich anscheinend prächtig. Und die Kasse war prallvoll. Wechselgeld in Rollen, Scheine. Es war nur eine einfache Geldkassette, abschließbar, der Schlüssel steckte drin, sie stand offen.
    Es war ein Reflex. Der

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