Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps
Brummelnd drehte er sich um und schickte sich an, zu verschwinden.
»Haben Sie Maria Schwerte umgebracht?«, rief Katinka ihm nach.
Die Gespräche um sie her erstarben. Dutzende Augenpaare richteten sich auf Katinka. Nur Kaffke ging ungerührt durch die Glastüren, an denen bereits die KartenabreiÃer Position bezogen hatten, und geriet auÃer Sicht.
*
Ich habe mir die Lippen abgetrennt. Das ist gar nicht schwer. Jetzt rinnt das Blut aus mir heraus. Ich werde nie mehr sprechen können. Das weià ich. Es macht nichts. Ich werde sterben. Endlich. Endlich. Endlich.
*
Die einzige Chance, die Katinka hatte, bestand darin, Kaffke und Schwerte zusammenzubringen. Sie würden sich an die Gurgel gehen, davon war sie überzeugt. Unter dem Vordach der Oper stehend, rief sie Dante an.
»Gut, dass Sie sich melden. Wissen Sie, was ich glaube?«
»Nämlich?«
»Kaffke hasst Schwerte. Ich habe die Beweise.«
»Beweise?«
»Schwerte hat ein paar böse Kritiken über seine Werke geschrieben. Eigentlich nur drei. Danach hat er Kaffke ignoriert. Aber die drei haben es in sich.«
»Gut möglich, dass das der Grund für Kaffkes Rachsucht ist.«
»Rachsucht?«
»Ich bitte Sie, er malt Maria Schwerte. Mit dem Bild hat er bestimmt etwas vor. Das wird irgendwo in einer Galerie oder sonstwo hängen, und die Madonna hat das Gesicht von Maria Schwerte. Du lieber Himmel, Wischnewski!«
»Den Himmel können wir in dem Fall tatsächlich anrufen.«
»Trotzdem wissen wir nicht, wer von den beiden die Frau auf dem Gewissen hat.«
»Ich glaube â¦Â«
Jemand zupfte Katinka am Ãrmel. Sie fuhr herum. Schwerte!
»Ich melde mich wieder!« Sie würgte Dante ab, steckte das Handy ein.
»Was treiben Sie hier?«
»Ich suche Sie. Gibt es was Neues?«
»Sie suchen mich?«
»Haben Sie endlich Indizien, die meine Unschuld bezeugen?«
»Was haben Sie eigentlich an dem Tag gemacht, an dem Ihre Frau getötet wurde?«
»Ich war im Museum und habe das Bild angesehen. Zur Tatzeit war ich schon wieder im Hotel und habe geschrieben.«
»Allein.«
»Natürlich allein.« Er funkelte sie böse an. »Ich kann nur schreiben, wenn ich allein bin. Meine Frau machte ja diese Stadtführung mit.«
»Sie denken, es war Kaffke.«
Immer mehr Menschen drängten sich vor der Oper. Sie kamen aus der U-Bahn gehastet oder stiegen aus Taxis.
»Wer sonst?«
»Dann legen Sie mal die Karten auf den Tisch.« Katinka packte Schwerte am Ãrmel und zog ihn beiseite. »Los, reden Sie schon. Sie verübeln Kaffke, dass er Ihnen Ihr Geld nicht zurückzahlt. Dafür texten Sie ein paar gehässige Kritiken über seine Bilder. Kaffke schaltet auf stur. Jetzt kommen Sie gar nicht mehr an Ihr Geld. Schlimmer noch: Kaffke kriegt Ihre Frau dazu, sich von ihm malen zu lassen. Ich habe das Bild gesehen. Er hat die Verkündigung an Maria neu gemalt. Die von Konrad Witz. Und Sie wissen das â warum sonst hätten Sie das Germanische Nationalmuseum aufsuchen sollen! Wischnewski sagt, Sie wollten nur ein einziges Gemälde sehen. Sie standen stundenlang davor!«
Schwerte wurde bleich. »Lassen Sie uns woanders weiterreden.«
»Okay.« Katinka schob die Hände in die Taschen und ging Richtung U-Bahn.
»Nein! Da sind überall Kameras!«
»Gut, warten Sie hier. Mein Wagen steht im Parkhaus da drüben. Ich hole Sie ab, und dann fahren wir ein bisschen spazieren.«
*
Die Schritte sind zu laut. Meine Ohren funktionieren noch. Sie brausen, aber sie tun ihren Dienst. Ich liege auf dem Boden. Das Blut ist warm, es durchdringt meine Kleidung. Es riecht nach Metall und nach etwas anderem. Auch meine Nase funktioniert also.
Dann wird die Tür am oberen Ende der Stiege geöffnet. Jemand kommt ins Museum. Ich höre die Schritte auf dem alten Holzboden. Ich möchte lächeln, denn so ist er immer gelaufen, mit Nachdruck, resolut, entschlossen ⦠aber ohne Lippen lächelt man nicht mehr. Nebel schweift durch meinen Kopf. Ich richte mich auf, stemme mich auf die Ellenbogen, um ihn zu begrüÃen.
Sein Gesicht ist vertraut, aber es lässt mich verteufelt gleichgültig. Als wäre er nur ein Fremder, den ich zufällig öfter auf der StraÃe sehe. Im Angesicht des Todes sind die meisten Dinge nicht mehr wichtig. Der Tod ist ganz nah. Jemand ist schon hier, um mich
Weitere Kostenlose Bücher