Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps
lagen Verachtung und Trauer. Beides zusammen. Kaffke war ein grandioser Maler.
Der Verkündigungsengel war nur angedeutet, aber nun erkannte Katinka doch gewisse Parallelen mit dem Originalbild, das Dante ihr im Museum gezeigt hatte. Dieser Engel besaà keine Flügel, trug stattdessen einen Rucksack, in einer Seitentasche steckten Stifte, aus dem ReiÃverschlussfach lugte ein Laptop hervor.
Die Gesichtszüge waren nur angedeutet: Sollten sie Thorleif Schwerte abbilden?
Katinka fotografierte das Gemälde mit dem Handy und schickte es an Dante.
âºRecherchen erbetenâ¹, schrieb sie dazu. âºIn Sachen Interaktion Marius Kaffke, Thorleif Schwerte.â¹
Dann machte sie, dass sie wegkam.
*
Ich spüre, wie mein Kopf durch den Verlust des Gewichts meines Haares wackelt. Als könne er die Leichtigkeit nicht ertragen. Er pendelt vor und zurück. Wellen von Entsetzen laufen mir über den Rücken. Jetzt, da ein Anfang gemacht ist, kann ich nicht mehr zurück. Die Ereignisse sind losgetreten.
Ich nehme eine neue Scherbe zur Hand. Blase auf die Bruchstelle. Sie soll schön scharf sein. Dann tut es nicht so weh. Gemessen an all den anderen Schmerzen sollte ein sauberer Schnitt sowieso leicht zu ertragen sein.
Behutsam setze ich die Scherbe mit der Spitze auf einen Punkt unter meinem linken Auge. Drücke. Ein kurzer Stich. Nicht schlimm. Ich hole tief Atem, spüre Schweià auf meiner Handfläche. Dann, die Entscheidung fällt schnell, schieÃt meine Hand auf meinen Mundwinkel zu, wobei sie die Scherbe fest gegen meine Haut drückt.
Schmerz. Blut rinnt in meinen Mund. Ich lecke es weg. Neues Blut flieÃt nach.
*
»Spannend, Frau Palfy, spannend!« Dante wartete vor der Lorenzkirche 90  auf sie. »Was für ein Mistwetter. Kaffee?«
»Ich glaube, dafür habe ich keine Zeit, wenn ich heute noch vor Mitternacht ins Bett möchte.« Sie berichtete von ihrem Besuch bei Kaffke und dem Verkündigungsbild.
»Sie sind also ganz dicht dran«, freute sich Dante. »Doch ich war auch nicht untätig. Ich habe recherchiert. Setzen wir uns in die Lorenzkirche? Ich meine, weil es dort trocken ist.«
Katinka warf einen Blick auf die Westfassade mit der groÃen, steinernen Rosette über dem Portal.
»Na dann, ein bisschen Unterstützung von oben kann nicht schaden!«
Sie eilten durch den Nieselregen.
»Also.« Kaum saÃen sie in der Kirche in einer Bank, holte Dante seinen Tablet-Computer hervor. »Thorleif Schwerte und Marius Kaffke sind alte Feinde. Aus einem ganz und gar banalen Grund. Man kennt das.«
»Sagen Sie schon, Wischnewski.« In der Kirche war es dunkel und klamm. Jemand übte an der Orgel. Touristen gingen mit tropfenden Jacken auf und ab.
»Kaffke hat als Postkartenmaler angefangen. Wie â na, wie wer?«
»Adolf Hitler. Wenn wir schon in Nürnberg sind.«
»He, das hat diese Stadt nicht verdient!« Dante schüttelte entrüstet den Kopf. »Aber Sie haben richtig getippt. Kaffke und Schwerte kennen sich vom Studium. Kaffke verschlug es an die Kunsthochschule in München, Schwerte studierte Germanistik, in irgendeinem Wirtshaus liefen sie sich über den Weg und wurden Freunde.«
»Eine Freundschaft, von der nicht viel übrig geblieben ist?«
»Ich habe einen Kumpel in München um Infos gebeten. Der meinte, Kaffke war wohl ständig klamm. Schwerte dagegen, ein Ehrgeizling, der schrieb, um Geld zu verdienen, hatte Kohle. Also half er Kaffke aus. Immer wieder. Kleinvieh macht auch Mist. Kaffke schuldet ihm 20.000 Mäuse. Um den Dreh.«
Katinka pfiff durch die Zähne. »Mittlerweile hat Kaffke aber Kies. Nehme ich an.«
»Ja, er ist eine Nummer in der Szene, hat Galeristen in Hamburg, München und Florenz.«
»Warum zahlt er Schwerte seine Schulden dann nicht zurück?«
»Ha!« Dante grinste. »Er steht auf dem Standpunkt, das Geld sei geschenkt. Ein Geschenk kann man nicht zurückgeben.«
»Stellt sich die Frage, wer von den beiden geiziger ist.«
»Mein Kollege wusste ziemlich gut Bescheid, weil es vor zwei Jahren eine witzige Geschichte gab: Schwerte hatte angeblich beim Umräumen alte Schuldscheine gefunden. Unterzeichnet von Kaffke. Aber der behauptet, die Unterschrift sei gefälscht. Schwertes Klage ist bei Gericht abgewiesen worden.«
Katinka rieb sich die Augen. »Gut. Das heiÃt, Kaffke will Schwerte
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