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Wer morgens lacht

Wer morgens lacht

Titel: Wer morgens lacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Pressler
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sich, Haut stößt an Haut, als wären wir beide nackt, dabei habe ich meinen blauen Schlafanzug an, den ich aus Frankfurt mitgebracht habe, und sie trägt die sandfarbene Leinenhose und das blau-weiß gestreifte T-Shirt. Wir rutschen näher zusammen, sie greift nach meiner Hand, ihre ist warm und trocken, meine verschwitzt, aber das scheint sie nicht zu stören. Anne, sagt sie, und ich sage, Marie, und sie riecht nach Sonne und Erde, nach frischem Brot und Erdbeeren, so wie sie früher gerochen hatte, bevor sie sich mit den Räucherstäbchen einen neuen Geruch zulegte.
    Ich habe dir das Schwimmen beigebracht, sagt sie leise, im Waldschwaigsee, weißt du noch?
    Ja, sage ich, ja, natürlich weiß ich das noch, und du hast mir auch das Radfahren beigebracht, sonst hätten wir gar nicht zum Waldschwaigsee fahren können.
    Marie kichert, Omi wollte es uns immer verbieten, sie hatte Angst, weil sie selbst nicht schwimmen konnte, Jesus, Maria, was da alles passieren könnte, da kann man ja nicht mehr stehen, vergesst ja nicht die Schwimmflügel, und was, wenn die ein Loch haben? Soll ich euch nicht lieber die Wanne in den Garten stellen, wie früher?
    Aber wir sind trotzdem gefahren, sage ich.
    Wie angenehm es doch ist, zu zweit unter einer Zudecke zu liegen, ich hatte es ganz vergessen, nein, ich hatte nur nie mehr daran gedacht, aber meine Haut erinnert sich, meine Haut erkennt die Schwester, zwei Kinder in einem Bett, das ist ein Bollwerk gegen die kalte Welt, ein Hort, ein Nest, auch Jungtiere brauchen zum Gedeihen die Wärme und den Geruch der anderen, sie sind auf die vertraute Nähe angewiesen, um zu wachsen.
    Früher haben wir oft in einem Bett geschlafen, sage ich.
    Ja, sagt Marie, das war schön, aber irgendwann haben wir damit aufgehört, da waren wir zu groß dafür. Weißt du noch, wie wir Kaufladen im Garten gespielt haben, mit der Holzkiste als Theke?
    Und die Waage, sage ich, die hast du gebastelt, aus einer Garnrolle aus Omis Nähkästchen, du hast einen Eislöffel darauf geklebt und auf die Enden Waagschalen, aus Alufolie zurechtgedrückt.
    Sie lacht, ja, und in die eine Schale haben wir Salatblätter oder Johannisbeeren gelegt, zum Verkaufen, und in die andere unser Geld, runde, flache Kieselsteine, nach denen wir lange gesucht haben.
    Johannisbeeren waren einfach, sage ich, aber Tomaten waren ein Problem, für die hat unser Geld nie gereicht, und bei Gänseblümchenköpfen haben wir nie genug zusammengekriegt, die waren auch für unsere kleinsten Geldstücke einfach zu leicht.
    Wir schweigen, dann sagt Marie: Weißt du noch, wie Papa uns mal Stelzen gemacht hat, wie die, die er selbst als Kind hatte? Sie waren wirklich primitiv, aber wir haben viel Spaß gehabt.
    Du hast Spaß gehabt, sage ich, weil du es besonders gut gekonnt hast, du hast immer alles besonders gut gekonnt, und du warst immer größer als ich, egal ob mit oder ohne Stelzen, einfach immer.
    Marie streckt den Arm aus, schiebt ihn unter meinen Kopf, der nun in die Kuhle zwischen ihrer Schulter und ihrem Hals rutscht, und sagt, dafür konnte ich doch nichts, ich war einfach drei Jahre älter als du.
    Ja, sage ich, so war das nun mal, aber ich war immer neidisch und eifersüchtig, schrecklich eifersüchtig.
    Ein eifersüchtiger Neidhammel, sagt sie.
    Wieder schweigen wir eine Weile, dann sage ich, wir haben aber auch schöne Zeiten erlebt, ich habe nie verstanden, warum sich das später geändert hat.
    Ich auch nicht, sagt Marie, aber es war wirklich schön. Nur schade, dass so viele Erinnerungen jetzt nur noch in deinem Kopf existieren, es könnte so leicht passieren, dass sie vergessen werden.
    Nein, sage ich, nie.
    Marie legt ihre Hand auf meinen Mund, als wolle sie mich zum Schweigen bringen, und dann sagt sie: Versprich mir, die Erinnerungen zu hüten und zu bewahren, versprich mir, sie nie zu vergessen, nur weil sie dir peinlich oder unangenehm sind oder weil die Vergesslichkeit einfach zu dir gehört wie deine braunen Augen.
    Ich werde sie nie vergessen, sage ich, versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen.
    Man vergisst so viel, sagt Marie, und man vergisst sehr schnell, oder etwa nicht?
    Du brauchst keine Angst zu haben, sage ich, ich habe dich nicht vergessen, ich habe sogar über dich geschrieben.
    Weiß ich doch, sagt Marie, ich weiß alles, ich war dabei, hast du das nicht gemerkt? Sie zögert, bevor sie weiterspricht. Ich habe auch die Neue gesehen, die du mitgebracht hast, sie ist schön und sie ist rothaarig,

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