Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)
augenscheinlich verstrichen. »Schön für Sie.«
Er senkte den Blick. »Ist es nicht eigentlich ein bisschen zu früh dafür, hier in Unterwäsche vor mir zu stehen?«
Ich schaute an mir hinab und sah zu meinem Entsetzen, dass meine Bluse vollständig aufgeknöpft war. Die Knoten, die ich in die BH -Träger gemacht hatte, um mir ein beeindruckenderes Dekolleté zu formen, waren für alle Welt sichtbar. »O Gott«, murmelte ich. »Ich … mir war so schrecklich heiß.« Ich war feuerrot und zitterte und hätte vor Erleichterung weinen mögen, als Beatrice mit Henry unter dem Arm auf der Terrasse erschien.
»Kommt ihr klar, ihr beiden?«, rief sie munter, und ich versuchte, das Schlimmste zu verbergen, als Elliot ihr zuwinkte.
»Sie hat meinen Schmetterling verscheucht«, sagte er, aber sein Gesichtsausdruck wurde jetzt sanfter. »Geh ruhig rein, Gran, ich komme gleich«, fügte er hinzu. Sie rührte sich nicht vom Fleck.
»Was wollen Sie nun in Wirklichkeit hier?« Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder mir zu, und ich gab mir Mühe, seinem neugierigen Blick standzuhalten.
»Fotografie«, krächzte ich und griff einfach ein Wort aus der Luft. »Mir fiel ein, dass Ihre Großmutter erzählt hat, Sie würden fotografieren, und da dachte ich, ob Sie nicht vielleicht von mir … äh … von meiner Familie eins machen könnten. Ein Porträt. Schwarz-weiß«, fuhr ich fort, und in seinem Gesicht regte sich Interesse. »Meine Mutter wünscht sich seit langem eins«, plapperte ich weiter. »Sie hat bald Geburtstag, und da kam ich auf die Idee, dass man doch vielleicht eines in Auftrag geben könnte.«
»Ein Porträt?« Er dachte nach. »So etwas habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr gemacht. Aber klar, warum nicht?« Er grinste, und in seinen Augenwinkeln bildeten sich sympathische Fältchen. Sofort sah er zehn Jahre jünger aus. »Ich schaue in meinen Terminkalender und melde mich dann bei Ihnen.«
»O …Okay«, sagte ich überrascht. Ich hatte nicht erwartet, dass er sich darauf einlassen würde. Mein Gehirn fuhr Karussell.
»Wird Ihr Freund auch dabei sein?«
»Was?« Ich zuckte zusammen, als hätte ich mich verbrannt.
Er schaute auf meine Hand und runzelte die Augenbrauen. »Ich hätte schwören können, dass Sie neulich einen Ring getragen haben«, sagte er. Ich schüttelte den Kopf und fand es beängstigend, wie leicht es war zu lügen.
»Nein. Nein, nicht mehr«, sagte ich schnell und kreuzte meine Finger hinter dem Rücken wie ich es als Kind immer tat, wenn ich gelogen hatte. Was nicht oft der Fall gewesen war, da Mum ein Gespür für solche Dinge hatte. »Sehe ich Sie bei Belle am Wochenende?«
»Wahrscheinlich nicht«, sagte er und bückte sich, um sein Stativ zusammenzuklappen. »Ich fahre morgen weg, Ski laufen. Vermutlich bin ich nicht rechtzeitig zurück.« Er schaute auf, und in der beginnenden Dämmerung schien er mich zum ersten Mal richtig wahrzunehmen. »Nicht bewegen«, sagte er. Ich erstarrte wie ein Reh im Scheinwerferlicht.
Er nahm seine Kamera und fing an, mich zu fotografieren, während ich mich zierte und protestierte und versuchte, mein Gesicht zu verbergen. »Sie sollten öfter mal lächeln«, sagte er und grinste mich durch die Linse hindurch an. »Das steht Ihnen.«
Es war mir gar nicht bewusst gewesen, dass ich gelächelt hatte. Als ich merkte, dass ich mit offenem Mund dastand, klappte ich ihn schnell zu.
»Lassen Sie Belle Ihre Nummer da, dann rufe ich Sie an.« Er drückte die Schutzkappe auf die Linse und klang jetzt ganz professionell. »Dann machen wir einen Termin aus.«
»Okay.« Gebannt beobachtete ich, wie der Wind mit seinem Haar spielte, und als mir plötzlich die Luft wegblieb, hatte das nichts mit meinem Asthma zu tun. Ich zwang mich wegzuschauen. »Bis dann.«
Erst als ich wieder sicher hinter dem Lenkrad saß, mit meiner Uhr fest am Handgelenk, fiel mir wieder ein, dass ich mich vor einer Stunde mit Pete im ›Hungry Horse‹ hätte treffen sollen.
16. Kapitel
»Wir haben schon einmal mit der Vorspeise angefangen.« Vivienne tupfte sich die Mundwinkel ab und beäugte meine zerknitterte Bluse. Sie trug eine adrette beigefarbene Satinbluse, die perfekt zu ihrem Teint passte. »Ich habe mir erlaubt, für dich die Forelle zum Hauptgang zu bestellen. Du hast zwar mal gesagt, dass du Forelle nicht magst, aber seien wir mal ehrlich, was kann man daran nicht mögen?« Unschuldig riss sie die Augen auf.
»Sie schmeckt nach Erde«, sagte ich, glitt auf meinen Stuhl und
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