Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)
anstellen?
Kurz kaute ich an meinem Bleistift, dann schrieb ich:
1) Erzähl Pete nichts davon, für den Fall, dass es ein Test sein sollte, mit dem er dich vor der Hochzeit auf die Probe stellen möchte.
Ich wusste selbst nicht, wann mir dieser Gedanke gekommen war. Eine solche Aktion sah Pete auch gar nicht ähnlich, aber ich wünschte mir eine saubere Erklärung für alles.
2) Möglichkeiten, Elliot näherzukommen, wenn es denn wirklich das ist, was passieren soll.
Meine Schrift war krakeliger als gewöhnlich, als würde sich das Chaos in meinem Kopf auf meine Finger übertragen. Ich kritzelte noch eine Ergänzung dazu.
a) Sag die Wahrheit. Erzähl ihm, dass du von seinem zukünftigen Selbst aufgesucht wurdest und aus welchem Grund. Und dann lass es drauf ankommen.
Instinktiv wusste ich, dass diese Methode nicht funktionieren würde. Vermutlich hatte er mich längst als Irre abgestempelt, falls er überhaupt einen Gedanken an mich verschwendet haben sollte.
b) Bring ihn dazu, sich in dich zu verlieben. Vorübergehend.
Dazu fiel mir nichts weiter ein. Flirten war nie meine Stärke gewesen, und Rosies Idee, dass ich die Verführerin spielen sollte, war geradezu lachhaft.
»Du musst nur seinen Blick auf dich lenken, dann erledigt sich der Rest von alleine«, hatte sie beteuert, als sie mich probeweise in ein tief ausgeschnittenes Kleid gequetscht hatte. »Eine willige Frau schlägt er, wie wir wissen, nicht aus.« Wie ein Rennpferd hatte sie mich gemustert. »Deine Brüste sitzen am rechten Fleck, und deine Beine sind nicht übel«, hatte sie gesagt und den Kopf geschüttelt, als ich sie daran erinnert hatte, dass ich nicht frei für den Heiratsmarkt war. »Du klingst wie eine Jungfrau aus dem siebzehnten Jahrhundert. Dabei musst du dich doch auf gar nichts weiter einlassen, denk dran. Lenk ihn bloß von Belle ab und erzähl ihr dann, dass er dich anbaggert, oder etwas in der Art. Wenn es gut läuft, wird sie sauer auf ihn, verlässt ihn, sucht sich jemand anderen, et voilà . Mission erfüllt.«
Als ich gerade mein Notizbuch zuklappte, kam mir noch eine Idee. Elliot war beeindruckt gewesen von meinen Kochkünsten. Vielleicht sollte ich etwas ganz Besonderes zubereiten, nur für ihn. Führte der Weg zum Herzen eines Mannes nicht über seinen Magen? Kaum vorzustellen, dass Belle die Fähigkeit besaß, ein Festmahl zu zaubern – das würde doch allein schon an ihren viel zu langen Fingernägeln scheitern.
Ich warf einen Blick in den Kühlschrank und durchstöberte die Vorratsschränke, um dann zu der Erkenntnis zu gelangen, dass die Frobishers entweder nie zu Hause aßen oder wie die Wahnsinnigen vor ihrem Aufbruch nach Frankreich alles in sich hineingestopft hatten.
Frustriert erblickte ich Henry, der hereinspaziert war und sich jetzt an der Tür die Pfoten leckte. Vor dem Gedanken an gebratenen Kater schreckte ich dann aber doch zurück.
Da nahm ich draußen eine Bewegung wahr. Elliot! Er lief dicht an den Flügeltüren vorbei. Sein verdrecktes T-Shirt flatterte im Wind, und in seinem Gesicht lag der Ausdruck großer Entschlossenheit. Mein Herzschlag beschleunigte sich.
Die Gelegenheit konnte ich mir nicht entgehen lassen. Ich zog meinen BH zurecht, um meine Brüste voller aussehen zu lassen, und öffnete an meiner Bluse ein paar Knöpfe. In meiner Handtasche fand ich einen alten Lippenstift, legte davon etwas auf und kontrollierte in einem Kessel aus rostfreiem Stahl mein Spiegelbild.
Da ich wusste, dass Pete mich so liebte, wie ich war, gab ich mir nie besonders viel Mühe mit meinem Äußeren. Jetzt aber machte mir diese Prozedur regelrecht Spaß, und so trug ich noch ein bisschen mehr Lippenstift auf und tupfte auch ein wenig davon auf meine Wangen. Dann band ich meine Haare los, schüttelte und lockerte sie zusätzlich mit den Fingern, bis sie schön voluminös wirkten.
Als ich dann noch meinen Verlobungsring abgestreift, in der Tasche sicher verstaut und mich dabei innerlich bei Pete entschuldigt hatte, eilte ich hinaus.
Der Garten ähnelte sehr dem Garten meiner Träume, in dem ich mich selbst gerne sitzen und die Rezepte zusammenstellen sah, die ich eines Tages veröffentlichen wollte. Die Steinterrasse mündete in eine breite, geschwungene Treppe, die zu einem herrschaftlichen Rasen mit Sträuchern und Bäumen hinabführte.
Für einen Moment spann ich den Traum weiter und stellte mir vor, wie ich in dieses feudale Leben hineingesogen wurde, in Geld badete und am Pool an einem kühlen
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