Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)
Getränk nippte, während Elliot sich um seine Kräuter kümmerte.
Und da war er tatsächlich. Bei einem Gewächshaus, das ich vorher noch nicht bemerkt hatte, beugte er sich mit dem Rücken zu mir über ein Beet. Mein Herz vollführte ein merkwürdiges Tänzchen.
»Hallihallo!«, rief ich, ging auf ihn zu und hoffte, dabei ganz natürlich zu wirken. Meine Füße schienen gewachsen zu sein, und auf der letzten Stufe stolperte ich. »Ich hab nur kurz reingeschaut, um meine Uhr zu holen«, erklärte ich und fragte mich, warum er so hektisch herumfuchtelte, ohne sich umzudrehen. »Ich habe mit Belle telefoniert und …«
»Scheiße!« Jetzt richtete er sich auf und drehte sich zu mir um, das Gesicht war eine Maske der Verzweiflung. »Was wollen Sie hier? Seit Ewigkeiten warte ich auf die Gelegenheit, diese Aufnahme machen zu können, und jetzt haben Sie alles ruiniert.«
Als ich näher kam, erkannte ich, dass er sich über eine professionell aussehende Kamera auf einem Stativ gebeugt hatte. »O Gott, das tut mir furchtbar leid«, sagte ich und erstarrte auf der Stelle. »Das habe ich nicht gesehen.«
»Offensichtlich.« Er seufzte schwer. »Diese Schmetterlingsart ist sehr selten, besonders um diese Jahreszeit. Die hier habe ich extra gezüchtet, um sie anzulocken.« Er zeigte auf etwas, das wie ein Büschel Brennnesseln aussah.
»Für mich sehen die aus wie Brennnesseln«, sagte ich schnippisch. Es bestand nun wirklich kein Grund, immer gleich so grantig zu sein. Hatten ihm seine Eltern kein Benehmen beigebracht?
»Sind es auch«, sagte er langsam, als wäre ich ein bisschen begriffsstutzig. »Eine besondere Art, die den Peacock Inachis anlockt.«
»Dann wird er sicherlich zurückkommen, sobald ich wieder fort bin«, sagte ich matt. Das war nicht so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ohne jede Berechtigung war ich davon ausgegangen, dass er sich freuen würde, mich zu sehen.
»Und was suchen Sie nun hier?«, fragte er und schüttelte dann den Kopf. »Nein, sagen Sie nichts. Sie haben sich verknallt.« Er lachte abfällig, als könnte er gar nicht glauben, dass er nicht sofort darauf gekommen war. »Sie wissen doch, dass ich verlobt bin, richtig? Und auch, dass ich Vater werde?« Bedeutungsvoll hob er eine Augenbraue.
»Was Sie aber nicht davon abgehalten hat, dieser Frau im ›Gilded Cage‹ Geld ins Höschen zu stecken«, gab ich zurück. »Das entspricht wohl kaum dem Verhalten eines liebenden Verlobten.«
Verflixt. So viel zum Versuch, ihn dazu zu bringen, mich zu mögen. Er starrte mich an, als wäre ich Kaugummi, das unter seinen Flip-Flops klebte. Ich schaute hinab, und tatsächlich trug er sie auch heute. Nur dass seine Zehennägel jetzt leuchtend lila angemalt waren. Ich verschränkte die Arme. »Weiß sie von Ihrem abendlichen Vergnügen?«
»Um Erpressung geht es also. Sie wollen es ihr erzählen?« Seine Stimme war gefährlich sanft, und ich wich zurück. »Wie viel wollen Sie?«
»Ich bin doch keine Erpresserin«, stammelte ich und wünschte, Rosie wäre hier. Solche Auseinandersetzungen lagen mir nicht. Mein Atem ging schneller, und ich fühlte nach, ob ich das Asthmaspray in der Hosentasche hatte. »Aber man kann Fakten doch mal aussprechen. Erzählen werde ich ihr nichts, auch wenn sie mir leidtut«, log ich.
»Ich versuche, das in Ordnung zu bekommen, okay?«, erklärte er überraschend und scharrte mit dem Fuß im Gras. »Ich bin ja kein komplettes Arschloch.« Dann schaute er mir fest in die Augen. »Belle hat mir wirklich gutgetan. Sie hat mir durch ein paar äußerst schwierige Zeiten geholfen.«
Was für schwierige Zeiten? Am liebsten hätte ich nachgefragt. Im Internet hatte nichts von schwierigen Zeiten gestanden. Wie schwierig konnte es schon sein, Sohn eines Billionärs zu sein? Er redete aber bereits weiter.
»Es war bloß ein Schock, als ich das mit dem Baby erfuhr. Damit hatte ich nicht gerechnet, und so bin ich dann vollkommen aus dem Ruder gelaufen an dem Abend. Stolz bin ich nicht darauf, und es wird auch nicht wieder vorkommen.« Sein Blick schien unsicher. »Ich werde das schon hinbekommen. Aber das geht Sie eigentlich auch gar nichts an.«
»Gut«, sagte ich entmutigt. Offenbar musste ich ihm einfach vertrauen, dass er sich änderte, und das ausgerechnet in dem Moment, in dem er sich eigentlich in jemand anderen verlieben sollte – in mich vorzugsweise. Zumindest vorübergehend.
Unsere Chance – wenn es sie denn überhaupt je gegeben hatte – war
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