Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)
ein Paar neue Schuhe?« Für jemanden, der noch aufs College ging und in der Freizeit kellnerte, besaß sie bereits eine eindrucksvolle Sammlung.
»Tanya«, sagte sie, wurde rot und scharrte mit ihren Converse. Sie wirkte schüchterner, wenn ihr Zwilling nicht dabei war, als würde ihrer Persönlichkeit irgendetwas fehlen. » Ich bin Tina. Tanya ist total weg mit ihrem boyfriend, und heute sind sie am, ehm, chillaxen.«
»Oh, aha, schön.« Ich hatte keine Vorstellung davon, was sie mir soeben mitgeteilt hatte, nickte aber verständnisvoll. »Nun, wenn du vielleicht ein paar Schachteln nehmen könntest, dann würde ich Miss Summers sagen, dass wir da sind.« Ich ging zur Haustür und wünschte, ich hätte wenigstens etwas Wimperntusche aufgelegt. Mir war nicht klar gewesen, dass die Gegend derart hip war.
Ich drückte auf die Klingel und hörte trippelnde Schritte über einen Holzboden laufen. »Wir reden später, Schatz. Komm aber heute nicht vorbei, ja?«, sagte sie, als sie die Tür öffnete. »Familie.« Sie verzog das Gesicht und klappte ihr Handy zu. »Sie müssen Saskia sein«, sagte sie abschätzend, warf ihr Haar zurück und legte eine Hand auf ihren Babybauch, als müsste sie sich in Erinnerung rufen, dass sie ihn hatte.
»Sasha«, sagte ich knapp und verstand nun, wie sich Tanya (und Tina) fühlen mussten. Ich schwor mir, ihre Namen beim nächsten Mal richtig zu verwenden.
»Haben wir uns schon mal kennengelernt?«, fragte sie, und ihr Tonfall ließ darauf schließen, dass sie es nicht hoffen wollte.
»Wir sind uns neulich bei den Frobishers begegnet«, erinnerte ich sie, und sie schniefte.
»Stimmt. Ich habe Sie gar nicht wiedererkannt in Ihrem … Jogginganzug.«
Ich schaute an mir herunter. »Das ist kein … Wo können wir das Essen hinstellen?«, fragte ich dann sachlich und schaute mich in dem weitläufigen Raum um, der an eine Kunstgalerie erinnerte. Wie ein Riesenbohrer wand sich eine Stahltreppe zu einer Empore hoch, und aus einem zweiten Zimmer schlängelte sich ein provisorischer Laufsteg in den Raum hinein.
»Dorthin.« Als sie auf einen mit einer Backsteinmauer abgetrennten Bereich zeigte, glitzerte und glänzte ihr Verlobungsring in einer Weise, dass es mich fast geblendet hätte. »Da ist so etwas wie eine Küche«, fügte sie vage hinzu, als wäre sie sich da nicht so sicher. Ich versuchte mir vorzustellen, wie sie ein Ei kochte, konnte es aber nicht. Sie schien es eher gewohnt zu sein, bei einer Filmpremiere über den roten Teppich zu laufen.
Bevor ich mich rühren konnte, rannte ein winziger Hund mit einem blauen Halsband durch den Raum, und Belle nahm ihn auf den Arm. »Das ist Pixie«, säuselte sie wie ein Paris-Hilton-Verschnitt, und fast hätte ich laut aufgestöhnt. Sie entsprach so überhaupt nicht dem Bild einer Frau, mit der jener Elliot, mit dem ich im Garten gesprochen hatte, verlobt sein konnte.
Diese Person würde doch einen Peacock Inachis vermutlich nicht von Suppengrün unterscheiden können. Andererseits, vor einer Woche hätte ich das auch noch nicht gekonnt.
Sonnenlicht flutete durch die bis zum Boden herabreichenden Scheiben und ließ ihr Haar wie bei einem Heiligenschein aufleuchten. Mit ihrer perfekten Haut und den Bambi-Augen wirkte sie eher wie eines der Models, welche gleich die Kleider vorführen sollten, nicht wie diejenige, die sie entwarf. Wenn da nicht der Babybauch gewesen wäre, natürlich.
Vielleicht war die Geschichte mit Elliot rein physischer Natur. Oder ein Fall von »Gegensätze ziehen sich an«. Ich fühlte mich mutlos. Es war wirklich schwer zu glauben, dass Elliot und ich je ein Paar werden sollten. »Sie sind also Modedesignerin?«, fragte ich übertrieben fröhlich. Ich hatte erwartet, dass hier überall Kleider drapiert sein würden. Oder dass hier Kleiderstangen hängen würden, wie in einer Boutique.
»Nach heute Abend hoffe ich, mich so nennen zu können«, sagte sie lässig und kraulte Pixie mit einer blutroten Kralle am Kinn. »Mein Bruder Rick bringt das Zeug später vorbei.« Theatralisch rollte sie mit den Augen. »Änderungen in letzter Minute.« Wieder musterte sie meine Aufmachung. »Demnächst könnte ich vielleicht eine Umstandsmodenkollektion entwerfen«, sagte sie nachdenklich. Sollte Elliot aufgrund einer unerklärlichen Wendung des Schicksals tatsächlich beschließen, sie zu verlassen, könnte sie sich immerhin mit einer geschenkten Karriere trösten, dachte ich bei mir.
Gerade als sich meine Gedanken in Elliots
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