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Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)

Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)

Titel: Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Clarke
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Hausfriedensbruch ginge ihr bestimmt zu weit.
    Der Boden oben war mit dickem Teppich ausgelegt, und ich versank in ihm wie in Treibsand. Inspektor Clouseau imitierend, schaute ich mich hier näher um.
    Viel zu sehen war nicht, also öffnete ich eine der Türen. In dem Raum dahinter stand mittig eine Wanne mit Klauenfüßen und Messingarmaturen. An den Wänden zogen sich Glasborde entlang mit einer Unmenge von Cremes und Tinkturen.
    Ich trat ein, nahm eines der Fläschchen und spritzte mir reichlich von seinem Inhalt in die Hand. Ein Blick aufs Etikett verriet, dass es sich um Reinigungslotion handelte. Sie roch himmlisch und kostete vermutlich ein Vermögen. Ich drückte den Deckel wieder zu, aber in der Eile flutschte mir das Fläschchen aus den Fingern und fiel in die Badewanne.
    »Verdammter Mist.« Die Lotion hatte sich überall in der Wanne und an den Armaturen verteilt. Sogar auf dem Fußboden war etwas gelandet.
    Ich schnappte mir das bettlakengroße Handtuch vom Handtuchhalter und versuchte, alles aufzuwischen, doch es verteilte sich nur weiter wie Mayonnaise. »O verdammt.« Schnell öffnete ich die Wasserhähne und wienerte die Wanne mit einem Tuch, bis sie wieder glänzte. Dann stellte ich die halbleere Flasche aufs Bord zurück. Gott sei Dank war sie nicht zerbrochen. Hektisch suchte ich nach etwas, wo ich das Handtuch entsorgen könnte, steckte es schließlich in den Wäschekorb und betete, dass Belles Putzfrau so diskret war, nichts zu sagen.
    Erhitzt und aufgewühlt schlüpfte ich in den nächsten Raum – ein geräumiges Atelier. Ein Fotokopierer und ein Schreibtisch mit Computer nahmen die eine Raumhälfte ein. Im Rest verteilten sich Stoffproben, Modezeitschriften und Papiere, die wie Schnittmuster aussahen – solche, mit denen Mum hantiert hatte, bevor ihr wieder eingefallen war, dass sie Nähen hasste.
    Manche Entwürfe waren offenbar missraten und lagen nun zerknüllt auf dem Fußboden. Einen hob ich auf und strich ihn glatt. Eine Bleistiftskizze eines schulterfreien Abendkleids, die aber etwas dilettantisch wirkte. Von Design hatte ich zwar keine Ahnung, aber ich war mir ziemlich sicher, dass man in das Gesicht eines Models keinen Schnurrbart malte.
    Ich legte das Blatt zurück und schlüpfte ins Schlafzimmer, hin- und hergerissen zwischen schlechtem Gewissen und brennender Neugier. Lange, schmale Fenster schauten auf die Straße hinab, und auf dem elfenbeinfarbenen Teppich falteten sich die Seidenvorhänge auf. Ein riesiges Himmelbett stand an der Rückwand, und es schien, als wäre Belle erst kürzlich aufgestanden. Bei genauerem Hinsehen entdeckte ich in beiden Kopfkissen Abdrücke und stellte mir vor, wie Belle und Elliot nach einer leidenschaftlichen Nacht hier lagen und sich eng umschlungen hielten. In meinem Magen breitete sich ein seltsames Gefühl aus – als hätte ich riesigen Hunger, könnte aber nichts essen, weil mir gleichzeitig schlecht war.
    Wissend, dass es nicht rechtens war, schob ich eine der Spiegeltüren des Kleiderschranks beiseite, und meine Augen wurden immer größer. Selbst wenn ich hundert Jahre alt werden würde, könnte ich niemals so viele Sachen tragen.
    Ich nahm ein gewagtes hellblaues Kleid heraus und hielt es mir an. Da würde ich nie hineinpassen, selbst schwanger war Belle dünner als einer meiner Oberschenkel. Ich legte den Kleiderbügel also stattdessen um meinen Kopf und wirbelte herum. »Aschenputtel, du solltest zu dem Ball gehen«, murmelte ich und machte einen Knicks. Dann strich ich den empfindlichen Stoff glatt und hängte das Kleid zurück.
    Nie hatte ich so viele Schuhe gesehen – ordentlich aufgereiht standen sie im Regal wie in einer Edelboutique. Ich quetschte meinen Fuß in ein heißes, rosafarbenes Modell mit Stricknadelabsatz und humpelte herum, um mich zu betrachten. Mein Fuß ähnelte einem Brot, das aus der Backform quoll. Nachdem ich den Fuß wieder heraushatte, stellte ich den Schuh zurück und nahm mir vor, Tina davon zu erzählen. Allerdings müsste ich dann ja zugeben, dass ich herumgeschnüffelt hatte.
    Ich war schockiert über mich selbst, schob die Tür zu und wandte mich zum Gehen. Dann fiel mir aber wieder ein, was ich an dem Abend, als ich mit Elliot auf dem Klo eingesperrt gewesen war, in mein Notizbuch geschrieben hatte. Der Wunsch, ihm helfen zu wollen, überwältigte mich. Auf meiner Liste hatte ich nach den Nummern 1) und 2) – a) und b) – geschrieben …
    3) Finde einen Weg, seine Verlobte zu diskreditieren. Das

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