Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)
begann, um sich zu fuchteln. Ob er sich wehrte oder mithalf, konnte ich nicht erkennen, aber mich überkam schockartig das Verlangen, er möge nicht verschwinden.
»Was soll ich tun?«, rief ich und griff nach ihm, aber als sich unsere Finger berührten, bekam ich einen gewaltigen Schlag, der mich gegen die geflieste Wand schleuderte. Langsam sank ich zu Boden.
»… denke, sie hat mich hereingelegt«, glaubte ich ihn noch sagen zu hören, bevor alles schwarz wurde.
»O Gott, du siehst ja furchtbar aus.« Pete legte besorgt einen Arm um mich, als ich an den Tisch zurückkehrte. Ich hatte das Gefühl, eine Ewigkeit weg gewesen zu sein, aber es wurden gerade erst unsere Teller abgeräumt. »Hast du das Gewitter gehört?«
Ich nickte. »Das Licht ist ausgegangen.«
»Ist es schlimm mit deinem Asthma?«
Unsere Auseinandersetzung schien vergessen. Meine Lungen fühlten sich an, als wären sie mit Sand gefüllt. Ich holte mein Asthmaspray aus der Tasche und nahm einen Hub.
Vivienne schaute betont woanders hin, als würde ihr bei dem Anblick übel, aber Roger tätschelte meine Hand.
»Du hättest es uns erzählen sollen«, sagte er, und über sein Gesicht huschte ein Lächeln. Mir ging auf, dass sich die Atmosphäre am Tisch subtil verändert hatte.
»Was erzählen?«, fragte ich neugierig und lehnte höflich ab, als mich der Kellner nach meinen Dessertwünschen fragte. Der Appetit war mir vorerst vergangen.
»Das mit nächster Woche.« Pete nickte zu meinem Handy auf dem Tisch hinüber. »Während du auf dem Klo warst, hat es geklingelt«, sagte er und warf mir ein strahlendes Lächeln zu. »Ich bin für dich drangegangen. Hoffentlich war das okay.«
»Natürlich.« Ich fragte mich, was für Überraschungen der Abend noch bereithalten mochte. »Wer war es denn?«
»Deine Mum.« Pete wirkte jetzt vollkommen entspannt und trommelte mit den Fingern auf dem Tisch herum. »Sie wollte wissen, ob es dir gut geht, weil du heute nicht mehr zu Hause warst. Und dann hat sie die besondere Überraschung erwähnt, die du für mich planst.« Er zwinkerte.
Verdammt. Unauffällig kramte ich in meiner Tasche, steckte den Ring wieder an und zwang mich zu einem Lächeln. »Das sollte eine Überraschung sein. Das Wort hatte ich nicht umsonst benutzt«, sagte ich und hasste mich selbst dafür, dass ich es vergessen hatte. Und ich hasste mich auch dafür, dass ich nicht den Mut aufbrachte, ihm zu erzählen, was wirklich los war. Andererseits, wie könnte ich? Schon der Gedanke, Pete würde alles erfahren, ließ mich im Boden versinken wollen.
»Es klingt toll, ganz egal, um was es sich genau handelt.« Er grinste und schien erleichtert. Selbst Vivienne wirkte besänftigt.
»Tut mir leid wegen vorhin«, sagte sie und hob ihr Glas. Die Entschuldigung musste sie erhebliche Überwindung kosten. »Ich möchte einfach das Beste für meinen Sohn.«
Und das bist du halt nicht, hätte sie hinzufügen können. Aber sie bemühte sich immerhin, und so nahm ich mein Glas, stieß mit ihnen an und fragte mich, wo Elliot jetzt wohl war, was er gerade machte und, wichtiger noch, wann ich ihn wohl wiedersehen würde.
18. Kapitel
Ich erzählte Rosie, dass ich zwei Elliots an ein und demselben Tag getroffen hatte, und hoffte, diesmal würde sie mich für verrückt erklären und zum Arzt schicken. Stattdessen hörte sie mir mit der verzückten Aufmerksamkeit eines Sektenmitglieds nach der Gehirnwäsche zu.
»Das ist ja vollkommen unglaublich«, wiederholte sie ein ums andere Mal, als ich mir noch einmal alle Details ins Gedächtnis rief.
Nun, nicht alle. Dass ich mich einsam und verlassen fühlte, als der zukünftige Elliot verschwunden war, sparte ich aus. Mir fehlten die Worte, um es richtig zu beschreiben, und sicher würde sich Rosie darauf stürzen und mir ewig damit in den Ohren liegen.
Mit einem Mal hatte ich das dringende Gefühl, dass ich ihn ernster nehmen musste. Ich beschloss, nun alles dafür zu tun, ihn vom Heiraten abzubringen, auch wenn ich weiterhin nicht bereit war, meine eigene Hochzeit abzublasen. Aber irgendetwas am älteren Elliot schürte in mir den Wunsch, ihm tatsächlich zu helfen.
»Wie geht’s Glen?«, fragte ich, als wir für einen Lesezirkel der Gemeinde eine vegetarische Mahlzeit zubereiteten. Ich war mir nicht sicher, ob ich erwähnen sollte, dass ich ihn im ›Hungry Horse‹ gesehen hatte, aber zu meiner Erleichterung sprach sie es selbst an.
»Oh, der musste während des Abendessens fort, um sich noch mit
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