Wer nicht küsst, der nicht gewinnt: Roman (German Edition)
Schein.
Die Erinnerung an den vergangenen Abend hallte noch nach. Was, wenn Belle Wort hielt und bei den Leuten schlecht über mich redete? Wenn der Ruf von ›Dining In‹ leiden würde, dann wäre Rosie auch betroffen, und das wäre wohl kaum gerecht. Und was war mit Pete?
Ich drehte mich um und betrachtete ihn, wie er leise vor sich hin schnarchte. Mein Kinderbett hatten wir ziemlich bald, nachdem wir zusammengekommen waren, durch ein Doppelbett ersetzt. Oder sagen wir besser, es hatte ein sturmfreies Wochenende leidenschaftlicher Liebe nicht überlebt.
»Lass es uns verfeuern und ein neues kaufen«, hatte Pete am nächsten Morgen gesagt, die gebrochenen Latten aufgesammelt und mit entschlossener Miene die Matratze fortgeschleppt. »Das hat Symbolcharakter.«
Und was für einen Symbolcharakter. Erst einmal brauchte es Ewigkeiten, bis das Feuer in Gang kam, dann wallte dicker, schwarzer Rauch über die Hecke nach nebenan, bis Mrs. Pilling die Feuerwehr rief.
»Sie sollten kein chemisch behandeltes Holz verbrennen«, ermahnte uns ein stämmiger Feuerwehrmann, der erst recht ins Staunen geriet, als er die verkohlten Würstchen entdeckte, die Pete gleich hatte mitgrillen wollen. »Dabei entstehen toxische Gase. Sie hätten sich vergiften können.«
Hinterher haben wir uns totgelacht, obwohl Dad nicht gerade begeistert war, als er bei seiner Rückkehr entdecken musste, wie sein Garten aussah.
Ich steckte meinen Kopf zum Fenster hinaus und versuchte, den genauen Moment zu bestimmen, an dem ich gewusst hatte, dass Pete der Mann meines Lebens war. Die Erinnerung blieb aber zu schwammig.
Nie hatte ich mir Zeit genommen, die Feinheiten zu hinterfragen – ob ich etwa verliebt war in Pete oder ob ich ihn liebte . Und was war Liebe eigentlich?
Etwas Chaotisches, soweit ich es beurteilen konnte. Den einen Moment himmelhoch jauchzend, den nächsten zu Tode betrübt. Wie bei Rosie, bevor sie mit Glen zusammengekommen war, und vermutlich bei Mum, als sie herausgefunden hatte, dass Dad sie betrog.
Fast beneidete ich Pete um seine Unwissenheit und dachte kurz darüber nach, ihn aufzuwecken und ihm alles zu erklären. Aber allein schon die Idee machte mich ganz krank. Was, wenn er mich verließ?
Jetzt betrat Dad mit einem Spaten in der Hand den Garten. Er sah aus, als lastete das Gewicht der Welt auf seinen Schultern.
»Wie ist es gestern Abend gelaufen, Knödelchen?«
Ich zuckte zusammen. Pete betrachtete mich schläfrig, als ich schnell in meine Kleider schlüpfen wollte, ein interessiertes Funkeln in den Augen. »Ich habe versucht, wach zu bleiben und auf dich zu warten, aber deine Mum hat mich mit Malzmilch abgefüllt.«
»Es ist gut gelaufen«, sagte ich und fühlte mich schrecklich. Das Problem beim Bewahren von Geheimnissen war, dass man ständig die Seiten wechseln musste.
»Waren Promis da?«
»Niemand, der dir etwas sagen würde«, sagte ich und dachte an Von Hestons verboten enge Hose.
»Warum kommst du nicht wieder ins Bett? Sozusagen als Einstimmung auf heute Abend.«
»Heute Abend?« Ich schaute ihn verwirrt an. Er sah sympathisch zerzaust aus in dem T-Shirt, das er im Bett trug – schwarz mit einem Drachen vorne drauf.
»Die Kirmes«, spottete er liebevoll. »Deine Überraschung.«
»Ach so.« Mist, das hatte ich vergessen. Ich zögerte, ein Bein schon halb in der Hose.
»Du kannst dich später anziehen«, beharrte er, lehnte sich vor und ließ mit einer gewissen Entschiedenheit seine Hand über meinen Oberschenkel gleiten. Dann wackelte er mit den Augenbrauen. »Ich habe etwas für dich.«
Verspielt schlug er die Bettdecke zurück. Ich schaute hinab und riss die Augen auf.
»Das kann ich nicht alleine bewältigen«, scherzte ich.
»Vielleicht kommen wir ja langsam auf den Appetit.« Er grinste lasziv. Ich ließ die Jeans fallen und sah die Gelegenheit, mich ein wenig von meinen Schuldgefühlen zu befreien.
Ins Bett zurückgekehrt, schmiegte ich mich an ihn und atmete seinen warmen, seifigen Geruch ein. Dann küsste ich verführerisch seinen Hals.
»Himmlisch«, stöhnte er, riss sich das T-Shirt vom Leib und warf mich auf den Rücken. Er starrte mich so eindringlich an, dass ich zu schielen anfing. »Etwas romantischer bitte«, drängte er mich sanft, und ich zog eine Schnute.
»Jetzt bist du albern.« Als er sich auf mich herabließ, merkte ich, dass sich das Licht im Raum veränderte.
»Ist hier irgendwo eine Wespe?«, fragte Pete, der mir die Zunge ins Ohr gesteckt hatte, jetzt aber
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