Wer nie die Wahrheit sagt
Polizeibeamten eine Erklärung, dass sie sämtliche Anklagen gegen einen gewissen Morrie Jones, zwanzig Jahre, fallen ließ.
Sobald sie wieder allein waren, sagte Morrie, der sich auf seinem Stuhl lümmelte: »Also, jetzt mal rüber mit der Knete, vorher sage ich gar nichts.«
Simon erhob sich, zog sein Portemonnaie aus der Gesäßtasche und breitete das ganze Bündel aus. Acht Hundertdollarnoten und ein Zwanziger. »Bin froh, dass Sie mir nicht völlig das Hemd ausgezogen haben, Morrie, herzlichen Dank. Mit dem Zwanziger hier kann ich mir und Lily wenigstens noch ein paar Tacos kaufen.«
Morrie grinste dreckig, als Simon Anstalten machte, die Hunderter unter den Gitterstäben hindurchzuschieben. »Und jetzt reden Sie, Mann.«
»Ich kann Ihnen keinen Namen nennen, weil ich keinen habe. He, nehmen Sie das Geld nicht gleich wieder zurück. Es ist fast so gut wie ein Name. Hören Sie, sie hat mich angerufen. Diese Frau mit diesem richtig gedehnten Südstaatenakzent, wissen Sie? So richtig zäh hat die geredet, richtig langsam. Hat mir ihren Namen nicht gesagt, bloß den von Lily Frasier. Sie hat sie beschrieben, hat mir gesagt, wo ich sie finden kann und dass ich’s schnell machen muss.
Bin dann gleich zur Bank gegangen, hab mir das Geld geholt und mich an die Arbeit gemacht.« Seine Augen glitten zu Lily. »Hat bloß nicht so funktioniert, wie ich wollte.«
»Na, weil du eine Flasche bist, Morrie, ein richtiger Hosenpisser.«
Morrie fuhr erbost auf. Der Wärter, der hinter ihm an der Wand lehnte, war sogleich zur Stelle. Simon hob die Hand. »Wie viel hat Ihnen diese Frau bezahlt, um Lily umzubringen?«
»Hat mir tausend Dollar als Vorschuss gegeben. Dann, wenn die Sache erledigt wäre und es in den Nachrichten käme, sollte ich noch mal fünftausend kriegen.«
»Das ist aber kein gutes Geschäft, Simon.« Sie starrte Morrie an. »Ich war nur sechstausend Dollar wert?«
Morrie besaß die Frechheit zu grinsen. »Genau. Das war alles. Weißt du, ich hätt’s sogar für weniger gemacht, wenn ich dich damals schon gekannt hätte.«
Simon merkte, dass Lily sich königlich amüsierte. Sie genoss es, mit diesem jungen Schläger die Klingen zu kreuzen. Er presste sein Knie gegen ihr Bein.
Aber einen Satz musste sie noch loswerden. »Was ich gemacht habe, hab ich umsonst gemacht.«
Simon blickte sie nur kopfschüttelnd an. »Morrie, welche Bank?«
»Erst das Geld.«
Simon schob ihm das Geld durch. Morrie ergriff es blitzschnell. Er schloss für einen Moment die Augen und befühlte die Scheine wie das Fleisch einer Geliebten. »Wells Fargo«, sagte er, »die an der 1st Street Ecke Pine. Das Geld war dort auf meinen Namen hinterlegt.«
»Sie haben nicht gefragt, wer das Geld dort für Sie hinterlegt hat?«
Morrie schüttelte den Kopf.
»Danke, Morrie«, sagte Lily, während sie sich erhob. »Lieutenant Dobbs denkt, dass du im Lauf des Nachmittags rauskommst. Er ist bereit, deinem Anwalt nichts zu sagen. Wenn ich dir einen Rat geben darf – verschwinde hier so schnell wie möglich. Diesmal brauchst du keine Angst vor mir zu haben. Die Frau, die dir den Auftrag gab – sehr gut möglich, dass sie dich umbringen lassen will. Sie ist sogar fähig, es selbst zu tun.«
»Ihr wisst, wer das ist?«
»O ja, das wissen wir. Die würde dich mit ihrem Rührei zum Frühstück verspeisen. He, was ist aus den tausend geworden, die sie dir gegeben hat?«
Morrie wich ihrem Blick aus. »Geht dich nichts an, verdammt noch mal.«
Lily lachte und drohte ihm mit dem Finger. »Du hast’s beim Pokerspielen verpisst, stimmt’s?«
»Nee, verflucht noch eins. Es war beim Pool.«
Clark Hoyt wartete im Büro von Lieutenant Dobbs auf sie. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und wirkte beunruhigt. »Savich hat angerufen. Aus Saint John’s, auf Antigua, ausgerechnet; er meint, ich soll euch sagen, dass bei Presse und Medien bald die Hölle losbrechen wird, aber dass es ihm und Sherlock gut gehe. Scheint, als hätte Tammy Tuttle Marilyn Warluski erwischt und ist mit ihr abgehauen. Es gab einen Riesenaufruhr am Flughafen. Savich nannte es ein Fiasko.«
»Antigua?« Simon war etwas verwirrt. »Na ja, er durfte uns wohl nicht sagen, dass er dort war.«
Lily meinte kopfschüttelnd: »Dillon wird darüber gar nicht glücklich sein.«
Hoyt selbst fragte sich auch, was da wohl passiert sein musste, doch er sagte nur: »Savich ist nicht weiter drauf eingegangen, meinte, er werde heute Abend noch mal anrufen. Ich habe ihm gesagt,
Weitere Kostenlose Bücher