Wer nie die Wahrheit sagt
wo ihr beiden im Moment wohnt. Also gut, und jetzt sagt mir, wer Morrie Jones angeheuert hat.«
»Ja, ich bitte darum«, meinte auch Lieutenant Dobbs, der soeben sein Büro betrat und die beiden Zivilisten und den FBI-Beamten musterte. »Wer war’s?«
»Meine Schwiegermutter«, erklärte Lily. »Kein Zweifel, es war Charlotte. Sie hat Morrie zwar nicht ihren Namen genannt, aber ihre Sprechweise – da ist so viel Sirup drin, dass man damit einen Stein in Zucker verwandeln könnte.«
Lieutenant Dobbs schüttelte den Kopf. »Jetzt wissen wir das zwar, aber einen Fall haben wir damit noch immer nicht. Hoyt und auch ich haben die Frasiers verhört – getrennt –, alle drei. In allen Fällen war ihr Anwalt Bradley Abbott, ein richtig kaltschnäuziger Typ, dabei. Die Frasiers haben sich geweigert, auch nur eine Frage zu beantworten. Abbott hat uns eine Erklärung vorgelesen. Darin erklären die Frasiers, dass alle ihnen zur Last gelegten Dinge blanker Unsinn seien. Die Sache mit Mr. Monk tue ihnen zwar Leid, aber das hätte nichts mit ihnen zu tun, und wir würden mit all dem nur unsere und ihre Zeit verschwenden. O ja, und dann hat ihr Anwalt noch gesagt, dass Sie verrückt sind, Lily, dass Sie alles tun würden, um es ihnen heimzuzahlen, aus welchem Grund, das sei ihnen schleierhaft, aber wir sollten besser kein einziges Wort von dem glauben, was Sie sagen. Wir brauchen mehr Beweise, bevor wir sie aufs Revier bestellen und erneut verhören können.«
Hoyt sagte zu Simon und Lily: »Wir haben zwei Agenten auf Morrie Jones angesetzt. Lieutenant Dobbs hat nichts dagegen. Wir lassen diesen kleinen Mistkerl Jones keine Sekunde aus den Augen.«
»Gut«, erwiderte Lieutenant Dobbs. »Also gut, jetzt hört mal alle zu. Ich habe einen Mordfall zu klären. Was Sie betrifft, Lily, bei Ihnen war’s nur versuchter Mord, also werde ich das fürs Erste mal beiseite schieben. Wenn ich richtig verstanden habe, dann ist der Fall der reinste gordische Knoten, und alles hängt irgendwie zusammen.«
»Wenn Sie nichts dagegen haben, Lieutenant«, sagte Simon, »dann würde ich gerne bei der Wells Fargo vorbeischauen, um zu sehen, ob man zurückverfolgen kann, wer die tausend Dollar für Morrie Jones hinterlegt hat für den Mord an Lily. Wäre wahrscheinlich zu schön, um wahr zu sein, aber einen Versuch ist’s allemal wert.«
Lieutenant Dobbs meinte erstaunt: »Sie hat dem kleinen Scheißer bloß tausend Piepen gezahlt, um Mrs. Savich umzulegen?«
»O nein«, sagte Lily. »Ich bin viel mehr wert. Er sollte noch mal fünftausend kriegen, wenn der Job erledigt war.«
»Na gut, dann machen wir uns mal an die Arbeit«. Simon wurde langsam ungeduldig.
Auf dem Weg nach draußen blickte Lily Simon einen Moment lang an, musterte seine etwas zu langen schwarzen Haare. Erst jetzt fiel ihr auf, wie hübsch sie sich in seinem Nacken kräuselten. »Diese kleinen Löckchen sind richtig süß«, sagte sie und tätschelte ihm den Nacken.
Simon verdrehte die Augen.
Hoyt, der hinter ihnen ging, lachte.
Da sie Agent Hoyt dabei hatten, zeigte man sich bei der Wells Fargo Bank sehr kooperationsbereit. Einer der Vizepräsidenten, von denen es hier mehrere zu geben schien als Schalterbeamte, klemmte sich sofort hinter einen Computer und rief die Überweisungen von dem Tag auf, als Morrie Lily in dem Bus überfallen hatte.
Mr. Trempani hob den Kopf und blickte einen nach dem anderen an. »Sehr seltsam. Das Geld für Mr. Morrie Jones wurde von einer Firma namens Tri-Light Investments überwiesen. Kennt Sie einer von Ihnen?«
»Tri-Light«, wiederholte Lily. »Ich glaube nicht, dass Tennyson diese Firma je erwähnt hat.«
»Wer sind die denn?«, fragte Hoyt.
»Alles, was wir haben, ist eine Züricher Kontonummer. Da steht lediglich Tri-Light Investments und die Habib Bank AG in der Weinbergstraße 59 in Zürich, Schweiz.«
»Wird ja immer seltsamer«, grübelte Simon.
Hoyt meinte: »Ich werde bei Interpol anrufen und bitten, dass man das dort überprüft. Aber macht euch nicht zu viele Hoffnungen. Die Schweizer werden bezüglich Bankangelegenheiten mit Klebeband über dem Mund geboren.« Er schwieg einen Moment. »Sie haben doch jemanden in Verdacht, nicht, Simon? Und nicht bloß die Frasiers. Wen?«
»Wenn sich rausstellt, dass der Besitzer von Tri-Light Investments ein Schwede namens Olaf Jorgenson ist, dann bestätigt uns das einiges, was wir bereits vermuten«, sagte Simon.
»Klingt einleuchtend«, meinte Hoyt. »Das ist der
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