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Wer nie die Wahrheit sagt

Wer nie die Wahrheit sagt

Titel: Wer nie die Wahrheit sagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Moment, dann sagte er: »Du bist zum Strand runtergelaufen, um ihnen zu entkommen?«
    Sie erzählte ihm, was passiert war, wie sie den Pfad nach oben gefunden und dann entdeckt hatte, dass er bewusstlos im Wagen lag. Und dann das mit Charlotte.
    »Wenn Charlotte nicht da gewesen wäre, wären wir entwischt, und ich hätte uns direkt zum Gefängnis nach Eureka fahren können, Sicherheitshaft, keine Besucher erlaubt.«
    Er nahm ihre Hand und hielt sie fest. »Dieses Fluchen und Heulen – das ist Charlotte Frasier. Der Pilot, der sich auch ganz gut in Erster Hilfe auszukennen scheint, hat sie versorgt. Du hast ihr in den rechten Arm geschossen. Schade, aber sie wird durchkommen. Bevor du aufgewacht bist, hat sie rumgekreischt, was für ein undankbares Luder du doch seist, nach allem, was sie für dich getan habe. Sie meinte, sie würde dich eigenhändig umbringen.« Was er nicht erwähnte, war, dass sie jeden Satz mit den wüstesten Ausdrücken garniert hatte, die ihm seit langem zu Ohren gekommen waren.
    Lily ließ sich das kurz durch den Kopf gehen, dann fragte sie: »Und du? Geht’s dir gut?«
    »Ja. Hab bloß noch leichte Kopfschmerzen. Wie geht’s deinem Kopf?«
    »Tut weh.«
    »Ah, sie haben gemerkt, dass wir wach sind. Da kommt Mr. Alpo Viljo. Nein, das ist kein Scherz, er heißt wirklich Alpo. Klingt schwedisch. Er ist ein Vollstrecker, wahrscheinlich ein Leibwächter. Habe noch nie einen richtigen schwedischen Schläger kennen gelernt. Soweit ich gehört habe, hat er dir den Griff seiner Pistole über den Schädel gehauen.«
    Alpo Viljo war tatsächlich der Mann, der sie beim Friedhof gejagt hatte. Von nahem wirkte er sogar noch größer, aber er war wirklich nicht in Form. Sein Bauch hing ihm, ganz im Gegensatz zu den anderen Schweden, die sie kannte, über den Gürtel. Zumindest hatte er helles Haar und war blauäugig. Musste doch irgendwo ein bisschen Wikingerblut in ihm fließen.
    Er sagte nichts, stand einfach nur da, die Hände vor der Brust verschränkt, und starrte auf sie hinab.
    Lily fragte: »Wie heißt Ihr Partner?«
    Er fuhr zusammen, als wäre er nicht sicher, sie richtig verstanden zu haben, dann sagte er in seinem gestelzten, perfekt verständlichen Englisch: »Sein Name ist Nikki. Er kann sehr gemein sein. Also tun Sie nichts, um ihn zu verärgern.«
    »Wohin fliegen wir, Mr. Viljo?«
    »Das geht Sie nichts an.«
    »Warum lässt uns Mr. Olaf Jorgenson nach Schweden bringen?«
    Er schüttelte nur den Kopf, grunzte, drehte sich um und ging nach vorne, wo Charlotte Frasier noch immer gelegentlich eine Verwünschung vor sich hin murmelte.
    »Hast du gehört, Lily? Du sollst Nikki nicht provozieren. Was Alpo angeht, ich glaube, der mag dich. Du siehst ja auch aus wie eine Prinzessin, und vielleicht ist Alpo ja romantisch veranlagt. Aber verlass dich nicht drauf, okay?«
    Sie musste grinsen, obwohl ihr der Kopf noch mehr wehtat, wenn sie einen Gesichtsmuskel bewegte. Sie blickte aus dem Fenster, auf die weiße, hügelige Wolkendecke hinab. Sie drehte sich wieder zu ihm um und sagte: »Simon, deine Haare gefallen mir, ganz ehrlich. Selbst wenn sie durcheinander sind, so wie jetzt, ist es cool, wie sie sich in deinem Nacken locken. Lang, aber nicht zu lang. Sexy.«
    »Lily«, sagte er, sich zu ihr beugend, mit leiser Stimme, »du bist im Moment nicht ganz klar im Kopf. Ich möchte, dass du die Augen zumachst und versuchst zu schlafen.«
    »Ich glaube, das ist wirklich die beste Idee. Aber vielleicht könnte ich zuerst ein paar Aspirin haben?«
    Simon rief nach Alpo Viljo, und schon kurz darauf spülte Lily die Kopfschmerztabletten mit einem großen Glas Wasser herunter. Sie grinste ihn noch einmal an, bevor sie die Augen schloss.
    Und genau in diesem Moment wusste Simon, dass für ihn alles vorbei war. Er war einer Frau begegnet, der er vertrauen konnte, die loyal bis in die Knochen war. Was er für sie empfand, war unbeschreiblich. Sie war seine Prinzessin, so zart und weich und weiß wie Milch – na ja, vielleicht nicht im Moment, denn sie war ja noch etwas nass vom Regen, ihre Kleidung war zerrissen und schlammverspritzt, und die Haare klebten ihr feucht und zerzaust am Kopf; seiner Ansicht nach sah sie trotzdem einfach umwerfend aus.
    Ja, er war hoffnungslos verloren.
    Behutsam schob er nach und nach ein kleines Kissen unter ihren Gurt. Dann lehnte er sich zurück und schloss ebenfalls die Augen.
    Als Lily erwachte, musste sie an ihren Bruder denken. Ohne Zweifel machte er sich schreckliche

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