Wer nie die Wahrheit sagt
guter Menschenkenner. Savich vertraute ihm. Briggs wusste, wie gefährlich Tammy war, wusste alles, was Savich wusste.
Sie hatten drei Stunden, um alles vorzubereiten. Drei Agenten beobachteten heimlich das Haus von Marilyns Freund unweit des Newport Drives. Er bezweifelte jedoch, dass man die beiden dort zu sehen bekommen würde. Natürlich nicht, dachte Savich, das wäre nun wirklich zu einfach.
Savich ging, sog tief die salzige Luft in seine Lungen, und während er sich auf den Weg zu dem Treffen mit den anderen Agenten machte, wählte er die Nummer von Simon Russos Handy. Seit fast dreißig Stunden hatte er nicht mehr mit Russo oder mit Lily gesprochen. Er wusste, dass es ihnen gut ging; ansonsten hätte Hoyt längst Alarm geschlagen. Trotzdem, er wollte wissen, wie es lief. Er machte sich Sorgen um Lily, obwohl er wusste, dass Simon sie mit seinem Leben beschützen würde, wusste, dass Hoyt und die Polizei von Eureka hinter ihnen standen. Trotzdem, sie war seine Schwester, und er liebte sie sehr. Er wollte nicht, dass ihr etwas zustieß. Wenn er daran dachte, was sie schon alles mitgemacht hatte, stieg kalte Wut in ihm hoch.
Je mehr er darüber nachdachte, desto besorgter wurde Savich.
Er schlug den Kragen seiner Lederjacke hoch und tippte die Nummer. Simons Handy reagierte nicht. Nicht bereit, seine Instinkte in Frage zu stellen und sich einzureden, dass nur der Akku leer sein könnte, wählte Savich sofort Clark Hoyt an.
23
Clark Hoyt betätigte nach dem dritten Klingeln sein Handy. »Savich? Gut, dass Sie anrufen. Wir können weder Lily noch Simon finden. Unsere Leute waren dran, aber als Lily zum Friedhof wollte, dachten wir, das sei ungefährlich genug, und wir beschlossen, ihnen ein bisschen Privatsphäre zu lassen. Herrgott, Savich, die haben ihnen am Friedhof aufgelauert!
Als sie nach einer Stunde nicht im Bender’s Café in Hemlock Bay auftauchten, haben mich meine Agenten angerufen und sind zum Friedhof rausgefahren. Wir fanden Simons Mietwagen und ein Auto der Frasiers auf dem Parkplatz. Andere Autos standen nicht dort. Wir wissen, dass Lily am Grab ihrer Tochter war, weil dort die Narzissen standen, die sie gekauft hatte.«
Hoyt hielt inne.
»Was ist, Clark? Was haben Sie sonst noch gefunden?«
»Ein wenig Blut auf den Vordersitzen, Savich, bloß eine Spur, aber da war Blut auf dem Zement des Parkplatzes, eine ganze Menge mehr. Wir untersuchen das gerade. Wir haben’s vermasselt, Savich, tut mir schrecklich Leid. Aber wir finden sie, das schwöre ich Ihnen.«
Savich spürte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte, aber als er sprach, war seine Stimme vollkommen beherrscht. »Dass ihr den Wagen der Frasiers auch dort fandet, neben Simons – wurden die Frasiers denn auch entführt? Oder stecken sie da mit drin und haben ihren Wagen einfach zurückgelassen? Wenn sie vorhatten zurückzukommen, dann hätten sie ihren Wagen doch bestimmt nicht neben dem von Simon stehen lassen – das verrät doch eindeutig, dass sie da mit drinstecken.«
»Dasselbe denken wir auch.«
»Zumindest habt ihr keine Leichen gefunden. Sie sind also entführt worden. Aber von wem?«
»Wir suchen überall nach den Frasiers, bis jetzt leider ohne Ergebnis. Sie müssen bei Simon und Lily sein. Lieutenant Dobbs und ich sind ins Krankenhaus gefahren und haben Tennyson Frasier aufgesucht. Er behauptet, er wisse nicht, wo seine Eltern sind. Ich hatte den Eindruck, dass es ihn auch herzlich wenig scherte. Als wir ihm erzählten, dass Lily verschwunden ist, dachte ich, jetzt rastet er gleich aus. Dieser Dr. Rossetti – Sie wissen, dieser Psychiater, der Lily unbedingt behandeln wollte, als sie nach dem Unfall im Krankenhaus lag? Der Kerl, den Lily nicht ausstehen konnte? Na ja, der war auch da, bei Tennyson. Hat sich sofort aufgeplustert und gemeint, Tennyson sei ein feiner Mann, ein ausgezeichneter Psychologe, nur seine Frau sei ein Miststück und verdiene ihn nicht. Er gab Tennyson gleich vor unseren Augen drei Glückspillen. Ich sage Ihnen, Savich, ich glaube, Tennyson weiß wirklich nichts über ihr Verschwinden.« .
Savich hörte zwar alles, konnte im Moment jedoch kaum denken. Er hatte ganz einfach Angst. Am liebsten wäre er sofort nach Kalifornien geflogen, aber das ging selbstverständlich nicht. Er konnte hier nicht weg. Das war die schlichte, brutale Wahrheit. »Ich weiß im Moment noch nicht, was ich davon halten soll, Clark«, sagte er. »Und ich kann mich hier nicht loseisen. Stecke bis zum Hals in
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