Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer nie die Wahrheit sagt

Wer nie die Wahrheit sagt

Titel: Wer nie die Wahrheit sagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
handelt kein Straßenräuber, Lily, das kann mir keiner weismachen.«
    »Die Frage ist nur«, warf Sherlock ein und schob sich einen reichlich in Salsa getränkten Chip in den Mund, die rechte Hand neben ihrem Glas Eistee, »wer den Kerl so schnell aufgetrieben und auf dich angesetzt hat? Du hast Tennyson doch erst gestern Abend gesagt, dass du dich von ihm trennst. Mannomann, der ist aber von der schnellen Truppe – überrascht mich, ehrlich. Tennyson, sein Vater, wer auch immer noch da mit drinsteckt – das sind keine Profis, und doch haben sie dir diesen Kerl so schnell auf den Hals gehetzt. Er muss die Pension bereits beobachtet haben, ist dir dann zu dem Laden mit dem Künstlerbedarf gefolgt, vorausgelaufen und dann beim nächsten Halt in den leeren Bus gestiegen. War alles sorgfältig geplant und ausgeführt, bloß dass es, Gott sei Dank, nicht geklappt hat.«
    »Ja, die wussten nicht, was Dillon mir beigebracht hat.« Jetzt rieb sie sich sogar die Hände, merkte, dass sie voller Salsa waren, und lachte. »Könnten wir noch einen Korb Chips haben?«, rief sie der jungen mexikanischen Kellnerin zu und sagte dann: »Ich habe mich gewehrt, Dillon, und ich habe gewonnen. Ein großartiges Gefühl.«
    Jetzt verstand Savich. Sehr gut sogar. Ihr Leben entzog sich schon so lange ihrer Kontrolle, doch jetzt nicht mehr. Er klopfte ihr sanft auf den Rücken. »Ich frage mich, ob wir in den Krankenhäusern nachfragen sollten. Meinst du, du hast ihm übel genug mitgespielt?«
    »Möglich. Gute Idee, daran habe ich überhaupt nicht gedacht.«
    »Er wird dafür bezahlt, an so was zu denken«, bemerkte Sherlock und holte ihr Handy raus. Kurz darauf blickte sie auf. »Wo sollen wir anfangen?«
    Savich meinte dazu: »Wisst ihr, eigentlich wollte ich die Polizei anrufen. Aber jetzt, wo ich so darüber nachdenke, glaube ich nicht, dass wir die hiesige Polizei jetzt schon mit reinziehen sollten. Besser ich rede mit Clark Hoyt, vom FBI-Regionalbüro gleich hier in Eureka. Wenn er die Polizei hier kennt und glaubt, dass sie uns helfen könnten, dann können wir sie immer noch benachrichtigen. Aber im Moment ist es wohl besser, wir verwenden nur unsere eigenen Leute.«
    Während sie die Nummer der Auskunft wählte, sagte Sherlock: »Großartige Idee, Dillon. Bin richtig froh, dass sie letztes Jahr dieses Regionalbüro hier eröffnet haben. Das in Portland könnte uns wahrscheinlich nicht viel helfen. Clark kann die Krankenhäuser im Nu checken. Und jetzt erzähl uns mal, an welchen Stellen du den Kerl getroffen hast, Lily. So präzise wie möglich.«
    »Gern. Und dann gebt mir eine Serviette, und ich zeichne euch den Stinkstiefel auf.«

10
EUREKA, KALIFORNIEN
The Mermaid’s Tail
    Savich klappte sein Handy auf, das leise die Titelmelodie aus dem König der Löwen dudelte, hörte zu und sagte dann: »Simon Russo? Ist das die trübe Tasse, die sich mit meiner SIG selbst einen in den Fuß geballert hat?« Dann lachte er, hörte zu. Und dann redete er. Savich wurde schnell klar, dass Simon gar nicht gefiel, was er da hörte. Was lief da? Er hörte zu, wie Simon langsam sagte: »Pass auf, Savich, sieh zu, dass ihr die Bilder eurer Großmutter sicher nach Washington schafft. Und zwar sofort. Lass dich ja nicht von diesem Kurator hinhalten. Geht kein Risiko ein, was die Sicherheit der Bilder betrifft, aber handelt rasch. Ich komme nach Washington, sobald die Bilder dort eingetroffen sind. Ich will sie sehen. Ich muss sie unbedingt sehen. Riskiert nichts.«
    Savich zog die Stirn kraus. Was sollte das alles? »Ich weiß, dass du die Bilder meiner Großmutter liebst, Simon. Sie hat dir zum Uniabschluss dein Lieblingsbild geschenkt, aber deshalb musst du doch nicht gleich nach Washington kommen.«
    »Doch«, widersprach Simon, »glaub mir, das muss ich.« Und dann hängte er ein.
    Sherlock stand auf der anderen Seite des Schlafzimmers, das eigene Handy in der schlaff herunterhängenden Hand. »Schatz«, rief er ihr zu, »ganz was Komisches. Simon ist ganz wild drauf, Lilys acht Sarah-Elliotts zu sehen. Er spielt den Geheimniskrämer, will mir nichts sagen, besteht nur darauf, die Bilder sofort sehen zu wollen, wenn sie in Washington eintreffen.«
    Sherlock sagte nichts. Angst durchzuckte Savich mit einem Mal, scharf und durchdringend. Herrgott, sie sah total geschockt aus, nein, mehr als das. Sie sah aus, als hätte sie schreckliche Angst, ihre Pupillen waren geweitet, die Haut kreidebleich. Im nächsten Moment war er bei ihr, nahm sie ganz

Weitere Kostenlose Bücher