Wer nie die Wahrheit sagt
kamen diese Wanderer vorbei.«
»Der Gerichtsmediziner meint, er müsste seit ungefähr sieben Stunden tot sein«, meinte Clark Hoyt. »Nach der Autopsie kann er uns mehr sagen. Unsere Leute von der Spurensicherung werden sich den Jeep ganz gründlich vornehmen; mal sehen, was die finden. Ah, da kommt ja Lieutenant Dobbs. Sie kennen sich bereits?«
»Wir haben schon mal telefoniert«, sagte Simon und schüttelte Dobbs die Hand. Simon merkte gleich, dass der Lieutenant beeindruckt war von der respektvollen Art, in der Clark Hoyt ihm entgegentrat.
»Glauben Sie, er war nicht allein im Wagen?« Lily richtete diese Frage an beide Männer. »Und dass man ihn getötet und erst dann hinters Steuer gesetzt hat?«
Lieutenant Dobbs meinte: »Nein. Der Schusswinkel der Kugeln lässt keinen Zweifel darüber, dass der Schütze hinter Monk auf dem Rücksitz gesessen haben muss. Vielleicht saß ja auch noch jemand auf dem Beifahrersitz, ich weiß es nicht. Vielleicht wusste Monk ja, dass sie mit ihm rausfuhren, um ihn zu töten. Aber wieso ist er dann widerstandslos von der Straße runtergefahren? Auch das weiß ich nicht. Tatsache ist jedoch, er ist von der Straße runter in dieses Sequoiawäldchen gefahren, und der Kerl auf dem Rücksitz hat ihn da erschossen.«
Simon und Lily durften sich ein wenig umsehen. Sie schauten überallhin, doch es gab nichts zu sehen. Die Wanderer hatten in ihrer ersten Panik alle möglichen Spuren zertrampelt. Hinzu kamen dann noch fünf Streifenwagen und zwei FBI-Wagen. Die einzigen Reifenspuren stammten vom Jeep, was bedeutete, dass der andere Wagen am Straßenrand abgestellt gewesen sein musste.
Lieutenant Dobbs beäugte Simon und Lily und sagte: »Agent Hoyt hier erzählt mir, dass ihr beiden bis über beide Ohren da drin steckt. Ich will euch was sagen: Ihr beiden habt mir mehr Sorgen eingebrockt, als ich in den letzten zehn Jahren hatte, angefangen mit diesem Mistkerl, der Sie im Bus attackiert hat, Mrs. Frasier. Ach, übrigens, Officer Tucker hat erst vor ein paar Stunden Morrie Jones gefunden; hatte sich in einem heruntergekommenen Motel in der Conduit Street verkrochen.«
»Passen Sie gut auf ihn auf, Lieutenant«, bemerkte Lily. »Er gehört auch dazu, so wie Mr. Monk. Und Sie sehen ja, was mit dem passiert ist.«
»Mach ich«, versprach Lieutenant Dobbs. »Wissen Sie, der ganze Wirbel hat auch seine guten Seiten. Ich hab Hoyt hier kennen gelernt, einen richtigen FBI-Agenten, und ich musste nicht mehr ›Glücksrad‹ mit meiner Frau gucken. Hatte seit dem ersten Anruf von euch keine einzige langweilige Minute mehr. Das einzig Schlechte ist diese Leiche hier. Eine Leiche ist nie gut.« Er seufzte und winkte einem Officer. Über die Schulter gewandt sagte er: »Clark, sehen Sie zu, dass diese zwei hier nicht noch mehr anstellen, ja? Ach, und ich werde mir die Frasiers mal vorknöpfen, einschließlich Ihren Göttergatten, Mr. Tennyson Frasier. Vielleicht kann ich ihnen ja Angst einjagen, sie dazu bringen, noch irgendwelche dummen Fehler zu machen. Wie ich gehört habe, haben Sie das bereits versucht, haben sie richtig unter Druck gesetzt. Mal sehen, wie sie reagieren, wenn der Arm des Gesetzes bei ihnen auftaucht.« Er wies mit einer Handbewegung auf den Leichensack mit Mr. Monk. »Das war wirklich keine clevere Idee.«
»Vergessen Sie nicht Charlotte Frasier, Lieutenant«, meinte Lily, »und lassen Sie sich nicht von ihrem sirupsüßen Dialekt einwickeln. Die Frau ist mörderisch.«
Hoyt meinte: »Dann werde ich den Lieben anschließend einen kleinen Besuch abstatten und sie ordentlich grillen. Savich hat mir jede Menge Sachen geschickt. Hab schon mit ein paar von unseren Leuten in Sacramento gesprochen, Elcott Frasiers Finanzen genau unter die Lupe genommen. Da scheint so einiges nicht zu stimmen, auf jeden Fall gab’s auf seinen Konten in letzter Zeit viel Bewegung. Irgendwas wird sich finden, wie meistens. Ach ja, ich habe gehört, dass Elcott Frasier sich Mr. Bradley Abbott, einen der besten Strafverteidiger an der Westküste, genommen hat; für sich und seine Familie.« Hoyt rieb sich die Hände. »Das wird allmählich richtig interessant.«
Auf der Rückfahrt nach Eureka brütete Simon vor sich hin. Er wirkte tief konzentriert, schaute weder nach rechts noch nach links, sagte kein Wort zu Lily, die Hunger hatte und auch dringend mal aufs Klo musste.
»Hör auf damit, Simon.«
Das riss ihn aus seinen Gedanken. Er starrte sie an. »Womit?«
»Du bist ganz woanders,
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