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Wer nie die Wahrheit sagt

Wer nie die Wahrheit sagt

Titel: Wer nie die Wahrheit sagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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schwer, dich als Buchmacher zu sehen. Hast du was fürs College zusammenbekommen?«
    Sie grinste ihn geradezu wölfisch an, jede Menge Zähne, bereit zum Zubeißen. »Darauf kannste wetten. Obwohl Mom es für besser hielt, meinem Dad nicht genau zu sagen, wie hoch meine Einkünfte zwischen sechzehn und achtzehn waren, noch dazu, wo ich nie Steuern dafür bezahlt habe.«
    »Übersteigt mein Vorstellungsvermögen.« Er schaute sie an, sagte nichts, schaute sie nur an. »Weißt du, dass du jetzt wieder mehr wie eine Märchenprinzessin aussiehst? Du gefällst mir in Schwarz. Wie geht’s der Narbe?«
    »Der Bauch ist okay, nur die Narbe juckt ein bisschen. Kein Wunder, dass dir meine Aufmachung gefällt, du hast ja schließlich alles eingekauft. Willst wohl, dass ich wie Batgirl aussehe, was?«
    »Hab immer schon gern gesehen, wie sie ihr rasantes Gestell bewegt.« Er grinste sie an. »Um die Wahrheit zu sagen, ich hab die schwarze Jeans gesehen und wusste einfach, dass der Rest auch schwarz sein musste.« Er warf ihr einen Seitenblick zu. »Ich will ja nicht indiskret sein, aber hat die Unterwäsche gepasst?«
    »Zu gut sogar«, erwiderte sie, »und ich will nicht dran denken, also hör auf, mich so anzuschauen.«
    »Okay.« Ein paar Sekunden lang hielt Simon die Augen auf die Straße gerichtet, dann meinte er lachend: »Wie gesagt, als ich das schwarze Zeug sah, da wusste ich, das bist du. Aber noch wichtiger war wohl, dass du die ganze Asche und den Ruß aus deinen Haaren und deinem Gesicht gekriegt hast.«
    Jeder Faden, den sie am Leib hatte, war schwarz, selbst die Socken. Ohne es zu wollen, fragte sie: »Warum hast du nie geheiratet?«
    »Ich war mal verheiratet. Ist lange her.«
    »Erzähl’s mir.«
    Er warf ihr einen neuerlichen Seitenblick zu, sah, dass sie aufrichtig interessiert war, und sagte: »Na ja, ich war zweiundzwanzig und in Lust entbrannt, Janice ebenso, und da haben wir halt geheiratet. Keine sechs Monate später haben wir uns wieder scheiden lassen und sind beide in die Army eingetreten.«
    »Das ist aber schon lange her. Was macht Janice jetzt?«
    »Sie ist noch immer bei der Army. Mittlerweile ein Zwei-Sterne-General, stationiert in Washington D.C. Hab gehört, sie ist umwerfend als General. Hat einen Vier-Sterne-General geheiratet. He, vielleicht wird sie irgendwann Stabschefin.«
    »Ich frage mich gerade, wieso Dillon mir das nicht erzählt hat.«
    »Er wäre mein Trauzeuge gewesen, bloß, wir sind damals durchgebrannt, und er war in dem Sommer gerade in Europa, mit dem Rucksack und kaum Geld; ich wusste also, dass er es sich nicht hätte leisten können, zur Hochzeit heimzufliegen und dann wieder zurück nach Europa.« Simon zuckte mit den Schultern. »War rückblickend sowieso besser so. Wer war dein erster Mann? Beths Vater?«
    »Er hieß Jack Crane. War Börsenmakler bei Phildick, Dammerleigh und Pierson. Hatte viel zu sagen an der Chicagoer Börse.«
    »Warum habt ihr euch getrennt?«
    Sie versuchte es mit einem Achselzucken abzutun, mit einem lässigen Lächeln, doch das ging einfach nicht. Deshalb holte sie tief Luft und sagte: »Darüber will ich nicht reden«.
    »Gut, gut, lassen wirs vorläufig dabei. Da sind wir ja schon. Halt die Augen offen, Lily, ich habe ein ganz ungutes Gefühl.« Er bog nach rechts auf die schmale Asphaltstraße ab, die zur Hütte führte, warf einen Blick in den Rückspiegel und sah, dass die Agenten im anderen Wagen ebenfalls abbogen.
    Kein Motorrad.
    Simon überflog rasch das Gelände, entdeckte aber nichts. »Das gefällt mir gar nicht.«
    »Vielleicht ist er nur kurz in den Ort gefahren, um sich ein bisschen Schaschliksoße zu seinen Schnecken zu besorgen.«
    Das bezweifelte Simon, sagte aber nichts, während er zur Hütte schritt. Die Tür war unverschlossen. Ohne ein Wort packte er Lily unter den Achseln und stellte sie hinter sich. Dann öffnete er langsam die Tür. Drinnen herrschte Halbdunkel, sämtliche Fensterläden waren geschlossen. Der Raum war vollkommen leer – keine Bilder lehnten an der Wand, keine Staffelei stand herum, keine Paletten, nicht mal ein einziges Tröpfchen Farbe, einfach leer. Es roch auch nicht mehr nach Terpentin.
    »Schau du in der Küche nach, Lily. Ich seh mir mal das Schlafzimmer an.« Fünf Minuten später trafen sie sich wieder im leeren Wohnzimmer.
    Agent Colin Smith stand im Türrahmen. »Keine Spur von Abe Turkle?«
    Simon schüttelte den Kopf und sagte: »Nichts. Alles, was noch da ist, ist eine Schachtel

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