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Wer nie die Wahrheit sagt

Wer nie die Wahrheit sagt

Titel: Wer nie die Wahrheit sagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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vielleicht irgendwo im nächsten Deltaquadranten.«
    »Na ja, ich habe gerade an Abe Turkle gedacht. Auch er ist jetzt ein Risiko für die, so wie Mr. Monk. Morrie Jones ebenfalls, aber der sitzt im Knast und ist dort hoffentlich sicher. Der Lieutenant will ihm einen Aufpasser zuteilen.«
    »Hab ganz vergessen, dir was Wichtiges zu erzählen. Lieutenant Dobbs hat mir, als du dich gerade mit Hoyt unterhieltest, gesagt, dass Morrie alles abstreitet und behauptet, von ein paar Schlägern in einer Bar so zugerichtet worden zu sein, als er ganz unschuldig ein Bier trank. Er meint, eine Tussi brächte das nie zustande, keine Chance. Ach ja, und Morrie hat einen richtig teuren Anwalt. Ich frage mich, wie viel sie Morrie bezahlen, damit er die Klappe hält.«
    »Kann Lieutenant Dobbs rauskriegen, wer den Anwalt für ihn engagiert hat?«
    »Ich hab ihn gefragt, ob er’s wisse. Er meint, er will mal ein bisschen rumschnüffeln. Also, Simon, du brütest vor dich hin, weil du fürchtest, Abe Turkle könnte in Gefahr sein.« In diesem Moment vergaß Lily, dass sie Hunger hatte, dass sie aufs Klo musste. »Mir ist grade der Magen in die Kniekehlen gerutscht. Komm, schauen wir nach Abe, Simon.«
    Er grinste sie an und wendete geschickt das Auto.
    »He«, sagte sie, »das war nicht schlecht. Fährt diese alte Mühle denn nicht ein bisschen schneller?«
    Simon lachte. »Du bist die Beste, Lily, weißt du das? He, da hinter uns dreht noch jemand um. Müssen unsere Bodyguards sein.«
    »Gut. Ich hoffe, sie können mit uns mithalten.«
    Simon lachte.
    »Mein Dad, Buck Savich, hat immer gesagt, dass ich, wenn ich später wirklich Buchmacher werden will, einer der besten werden könnte. Bis auf eins.«
    »Und das wäre?«
    »Er meinte, meine Augen verändern ihre Farbe, wenn ich lüge, und wenn das irgendwer merkt, dann habe ich ausgeschissen.«
    »Deine Augen sind im Moment ganz blau. Welche Farbe kriegen sie denn, wenn du lügst?«
    »Weiß nicht. Hab noch nie in den Spiegel geschaut und mich angelogen.«
    »Ich werd’s mir merken, und lass es dich dann wissen.«
    Simon konzentrierte sich wieder aufs Fahren. Vor sich sah er Big Abe Turkle, einen Pinsel zwischen den Zähnen, bereit, ihm die Seele aus dem Leib zu prügeln. Dann Abes Lächeln, wenn er Lily ansah. Der Mann war ein Gauner, aber auch ein exzellenter Künstler. Simon wollte nicht, dass er umgebracht wurde.
    Er ließ die Tachonadel auf sechzig Meilen klettern, weil er ein ganz ungutes Gefühl hatte. Schlimme Sache, schlimme Sache. Seine Stimme klang jedoch vollkommen ruhig, ja belustigt, als er sagte: »Hab deinen Dad kennen gelernt, als Dillon und ich im letzten Jahr am MIT waren. Der war schon was ganz Besonderes.«
    »Ja«, sagte sie. »Er war der Beste. Er fehlt mir sehr. Uns allen, allen Geschwistern. Was Mom angeht, der ging es lange ziemlich dreckig. Dann, erst letztes Jahr, hat sie diesen Kongressabgeordneten aus Missouri kennen gelernt, und seitdem ist sie viel fröhlicher, lacht viel mehr, geht mehr aus, ist einfach aktiver. Behauptet aber immer noch, sie seien bloß gute Freunde. Und Sean liebt sie über alles. Er ist das einzige Enkelkind, das in der Nähe wohnt.«
    »Was hat deine Mutter eigentlich von all diesen Geschichten über Buck Savich gehalten? Der war doch schon zu Lebzeiten legendär.«
    »Sie hat immer nur den Kopf geschüttelt und gegrinst und gesagt, es sei überhaupt nichts übertrieben. Und dann, ich schwör’s dir, wurde sie immer ganz rot. Ich glaube, sie hat Intimitäten damit gemeint, und das hat uns Kinder immer total abgetörnt. Diese Seite seiner Eltern will man einfach nicht wahrhaben, verstehst du?«
    »Ja. Auf der anderen Seite wollen uns unsere Eltern wohl ein Leben lang als Kinder sehen, die für immer jungfräulich bleiben.«
    Lily lachte. »Und was ist mit deinen Eltern? Wo leben die?«
    »Meine Eltern haben sich schon vor langer Zeit scheiden lassen. Mein Vater ist Anwalt, hat wieder geheiratet, sie ist halb so alt wie er. Sie leben in Boston. Keine Halbschwestern oder Halbbrüder. Meine Mutter hat nicht wieder geheiratet. Sie lebt in Los Angeles und betreibt dort einen Modesalon. Falls sie sich je geliebt haben, war es vorbei, bevor ich denken konnte. Meine Schwestern, beide älter, meinten, sie hätten auch nie so was wie Zuneigung zwischen den beiden erlebt.« Er hielt kurz inne, verlangsamte den Wagen ein wenig, weil sie durch eine besonders schwierige Kurve kamen, dann trat er wieder aufs Gas. »Weißt du, Lily, es fällt mir

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