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Wer schoen sein will, muss leiden

Wer schoen sein will, muss leiden

Titel: Wer schoen sein will, muss leiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silja Vocks , Tanja Legenbauer
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weitere Geschichte erzählen (zitiert nach P. Watzlawik: „Anleitung zum Unglücklichsein“, Seite 37ff):

    Abbildung 11: Entstehung von Überzeugungen aus Erfahrungen
Die Geschichte mit dem Hammer
Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts angetan; der bildet sich etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ICH gäbe es ihm sofort. Und warum nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich auch noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht’s mir wirklich. – Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch noch bevor er „Guten Tag“ sagen kann, schreit ihn unser Mann an: „Behalten Sie Ihren Hammer, Sie Rüpel!“
    Das Beispiel beschreibt sehr gut, wie man sich gedanklich eine Situation so konstruieren kann, dass das Verhalten dazu führt, dass die Erwartung erfüllt wird. Das heißt also, dass nicht die Situation an sich die Gefühle einer Person beeinflusst, SONDERN die Art und Weise wie die Person die Situation inter-pretiert.
    Übertragen auf das Körperbild könnte das Beispiel so aussehen, dass Sie sich nicht trauen, eng anliegende Kleidung zu tragen. Kommt es nun doch einmal dazu, dass Sie sich körperbetont kleiden, gehen Sie davon aus, dass jeder, der Sie anschaut, wegen der eng anliegenden Kleidung schaut und Sie fühlen sich damit sehr unwohl und zeigen das auch in Ihrem Verhalten und wirken deshalb auf andere nicht so offen und ansprechend. Weil Sie sich so unwohl fühlen, gehen Sie verkrampft oder bewegen sich ängstlich (Auswirkung auf der Verhaltensebene), so dass Sie auf andere unnatürlich wirken. Damit ist ihre Überzeugung „ich fühle mich in eng anliegender Kleidung nicht wohl, ich kann so was nicht tragen“ bestätigt. Es ist so etwas wie eine „sich selbst erfüllende Prophezeiung“ eingetreten.
    Häufig ist uns nicht bewusst, was in einer solchen Situation passiert. Ganz automatisch schießt uns ein Gedanke in den Kopf, der zu einer Reaktion führt. Vielleicht kennen Sie die Situation:
    Sie gehen über die Straße und auf der anderen Seite stehen zwei Frauen an der Bushaltestelle. Die Frauen schauen zu Ihnen herüber und fangen an zu lachen. Sie denken: „Die lachen bestimmt über mich“.
    Diese automatischen Gedanken lösen ein Gefühl aus. Wahrscheinlich fühlen Sie sich in dieser Situation nicht besonders wohl. Eventuell ärgern Sie sich oder Sie schämen sich, sind verunsichert. Weil der Gedanke automatisch in den Kopf kommt und bewusst häufig gar nicht mehr wahrgenommen wird, sondern meist nur noch das damit zusammenhängende Gefühl, wird der Gedanke nicht mehr hinterfragt. Das heißt, Sie nehmen an, dass die beiden Frauen TATSÄCHLICH über Sie gelacht haben. Diese Situation hat zur Folge, dass ihre grundlegende Einstellung zu sich und Ihrem Körper („Ich bin lächerlich.“) bestätigt wird.
    Diese grundlegende Einstellung wird Grundannahme genannt. Diese Grundannahmen entwickeln sich, wie bereits beschrieben, zum Teil schon in der Kindheit. Diese Annahmen werden für absolut wahr gehalten (wie in dem Gedankenexperiment beschrieben). Das heißt, diese Grundannahme ist unterschwellig meistens präsent, so dass jede Situation durch die „Brille“ dieser Annahme betrachtet wird. Das führt aber auch dazu, dass nicht alle Informationen in der Situation richtig wahrgenommen werden, sondern nur solche, die die Annahme bestätigen. So kommt es, dass die Annahme dauerhaft aufrechterhalten wird.
    Auf unser Beispiel bezogen könnte es sein, dass genau zu der Zeit, zu der Sie über die Straße gehen, ein Fahrschulwagen vorbei fährt und der darin sitzende Fahrschüler den Gang nicht richtig einlegt, so dass das Auto einen Sprung nach vorne macht. Die Frauen sehen das und lachen. Auf Grund ihrer Grundannahme „Ich bin lächerlich“ gehen Sie allerdings davon aus, dass die Frauen Sie mit dem Gelächter meinen und ignorieren das hoppelnde Auto. Hätten Sie die Grundannahme „Ich bin ein ernstzunehmender Mensch“, dann hätten

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