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Wer schoen sein will, muss leiden

Wer schoen sein will, muss leiden

Titel: Wer schoen sein will, muss leiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silja Vocks , Tanja Legenbauer
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so bedrückt und mich traurig gemacht, dass ich dem Film gar nicht mehr richtig folgen konnte. Ich habe die ganze Zeit daran gedacht, wie fett ich bin und hatte eine solche Wut auf die beiden Typen. Meine schlechte Stimmung hielt dannden ganzen Abend an. Ich habe am nächsten Tag gleich wieder mit einer Diät begonnen.
Therapeutin: Sie haben nun sehr deutlich beschrieben wie in einer typischen Situation automatische negative Gedanken auftreten und eine sogenannte Gedankenkette entsteht, und wie diese Gedanken ihre Gefühle und ihr Verhalten negativ beeinflusst haben. Um diese Kette zu unterbrechen, ist es wichtig, dass Sie Ihr Denken verändern, indem Sie anstelle der negativen Gedanken realitätsangemessenere oder hilfreichere Gedanken formulieren und sich diese dann selbst im Kopf vorsagen. Damit können Sie verhindern, dass negative Gefühle wie Traurigkeit und unangemessenes Verhalten, zum Beispiel eine Diät zu machen, entstehen. Überlegen Sie nun einmal, was Sie sich hätten vorsagen können, als die beiden Männer zu lachen anfingen und die beschriebenen negativen Gedanken automatisch bei Ihnen aufgetreten sind?
Petra: Vielleicht, dass sie über einen Witz gelacht haben?
Therapeutin: Ja, genau dies könnte der Fall gewesen sein. Es gibt aber noch sehr viele andere Möglichkeiten. Wäre es für Sie denn plausibel, dass die beiden Männer über einen Witz gelacht haben?
Petra: Ja, schon.
Therapeutin: Dann formulieren Sie bitte diese Annahme als Gedanken, der dann der Realität näher kommen würde.
Petra: Ich könnte mir denken: „Die haben bestimmt über etwas anderes als mich gelacht. Es gibt tausend andere Gründe als gerade meinen Hintern!“
Therapeutin: Sehr gut. Nun schließen Sie einmal Ihre Augen und stellen Sie sich bitte die Situation vom Dienstag noch einmal ganz genau vor. Sie stehen in der Schlange vor der Kinokasse … hinter Ihnen wird geflüstert … es wird gelacht. Ihnen schießen die Gedanken „Die haben bestimmt über meinen fetten Hintern gelacht. Ich habe ja auch zwei Kilo zugenommen. Ich muss auf jeden Fall wieder abnehmen!“ durch den Kopf. Jetzt sagen Sie sich sofort Ihren realitätsangemesseneren Gedanken vor „Die haben bestimmt über etwas anderes als mich gelacht. Es gibt tausend andere Gründe als gerade meinen Hintern!“ Lassen Sie diese Gedanken einen Moment auf sich einwirken … Wie fühlen Sie sich nun?
Petra: Ich fühle mich erleichtert. Die Typen hinter mir sind mir gleichgültig.
Therapeutin: Gut, Sie sind nun erleichtert. Wie wird der Abend jetzt verlaufen?
Petra: Ich werde den Film genießen können, weil ich nicht grübele oder traurig bin. Ich werde auch keine Diät beginnen.
Therapeutin: Sehr schön. Diese Vorstellungsübung sollte Ihnen verdeutlichen, wie Sie automatische negative Gedanken verändern und deren Konsequenzen verhindern können. Es wäre schön, wenn Sie versuchen, Ihr Denken auf diese Weise in ähnlichen Situationen Ihres Alltages zu verändern.

    aus Vocks & Legenbauer (2005) © Hogrefe, Göttingen

5  Den Körper anders sehen lernen

    Viele Menschen, die an einer Essstörung leiden, lehnen ihren Körper ab. Sie behandeln ihn nicht als Teil ihrer selbst, sondern als ein verhasstes Objekt, einen Feind, den sie am liebsten los sein würden. Sie verweigern ihm Nahrung, treiben ihn bis zur Grenze der Leistungsfähigkeit, beobachten, kritisieren und bekämpfen ihn und seine Bedürfnisse ständig.
    Vielen fällt es schwer, ihren Körper zu betrachten, ihn zu berühren und sich mit ihm zu beschäftigen. Häufig wird der Körper auch ganz anders wahrgenommen, als er eigentlich ist. Selbst mit einem extrem niedrigen Gewicht empfinden einige Menschen mit Essstörungen ihren Körper noch als zu dick. Immer ist eine Stelle zu finden, die ihnen noch „zu fett“ erscheint und den Aufwand von Hunger, Brechen, Abführmitteln oder exzessivem Sport rechtfertigt. Ihren Körper annehmen und akzeptieren lernen heißt, sich von den Idealvorstellungen der anderen, wie Medien, Familie, Freunde, und Ihren eigenen, zu lösen und den Körper erst einmal kennen zu lernen. Den Körper mögen und akzeptieren ist daher ein wichtiger Schritt bei der Veränderung des negativen Körperbildes.
    Wir haben bislang versucht, Ihnen aufzuzeigen, welche Zusammenhänge es zwischen einem mangelnden Selbstwertgefühl und der Ablehnung des eigenen Körpers gibt und welche Schwierigkeiten daraus resultieren können. Wir sind darauf eingegangen, dass verschiedene negative Einstellungen

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