Wer schoen sein will, muss leiden
dazu führen können, dass Sie sich immer wieder in Ihren negativen Annahmen bestätigen. Sie haben gelernt, wie Sie diese automatischen negativen Gedanken erkennen und welche Grundannahmen dahinter stecken können.
In diesem Kapitel nun soll es darum gehen, die Zusammenhänge zwischen den Gedanken, Gefühlen und der Wahrnehmung in Bezug auf den Körper aufzugreifen und im Anschluss daran die Auswirkung auf das Verhalten zu betrachten. In der Abbildung 17 sind daher zunächst nur die ersten drei Komponenten – Wahrnehmung, Gedanken, Gefühle – dargestellt, da diese zunächst im Mittelpunkt stehen.
Um Einflüsse von Wahrnehmung, Gedanken und Gefühlen aufeinander nochmals zu verdeutlichen, werden wir Sie bitten, verschiedene Übungen durchzuführen. Die Übungen beinhalten die Auseinandersetzung mit dem Körper auf der Wahrnehmungsebene – z. B. sich im Spiegel anschauen oder auf Video aufzeichnen und sich dann zu betrachten. Diese Übungen werden intensive Gefühle auslösen und wahrscheinlich auch mit negativen Gedanken einhergehen. Sie haben bis jetzt gelernt, wie Sie negative Gedanken verändern können. Dies soll jetzt anhand von Spiegel- und Videoübungen auf die Wahrnehmung des Körpers übertragen werden. Ziel der Übung ist es, Ihr jetziges Bild von Ihrem Körper zu überprüfen und Vermeidungsverhalten durch das Betrachten des eigenen Körpers zu überwinden.
Abbildung 17: Zusammenhang zwischen den Komponenten des Körperbildes
5.1 Die Vogel-Strauß-Technik … Was ist eigentlich Vermeidungsverhalten
Bevor es nun tatsächlich mit dem Üben losgeht, möchten wir noch einmal die verschiedenen Arten von körperbezogenem Vermeidungsverhalten und dessen Folgen verdeutlichen.
Körperbezogenes Vermeidungsverhalten kann sich nicht nur darauf beziehen, sich nicht im Spiegel anzuschauen. Es kann viel weitreichender sein. Durch das negative Körperbild kann es zu Einschränkungen der Lebensqualität in den verschiedensten Bereichen kommen. Das können zum einen Tätigkeiten wie ins Schwimmbad gehen sein, aber auch die Vermeidung von Orten wie Sammelumkleidekabinen beim Schulsport oder die Sauna. Ein weiteres körperbezogenes Vermeidungsverhalten kann darin liegen, statt das Ansehen zu vermeiden, sich ständig mit dem Körper zu beschäftigen und mögliche Veränderungen zu überprüfen. Das Vermeiden liegt dann darin, negative Gefühle in Bezug auf den Körper zu vermeiden, indem ständige Kontrolle ausgeübt wird oder Rückversicherungen eingeholt werden. Beispiele für ständiges Kontrollieren sind häufiges Wiegen, wie nach jedem Essen, Abmessen des Körperumfanges etc. Rückversicherungen sind meist Nachfragen bei Freunden, beim Partner oder bei der Familie, ob das Kleidungsstück gut aussieht oder ob man zugenommen hat und ähnliches. Auch die Vernachlässigung der Körperpflege könnte darauf zurückgehen, dass es der/die Betroffene nicht mehr erträgt, sich nackt wahrzunehmen oder im Spiegel anzusehen oder den eigenen Körper zu berühren.
Kurzfristig sind all diese Verhaltensweisen entlastend, da sie dazu führen, sich nicht den unangenehmen Gefühlen auszusetzen, die im Zusammenhang mit der Beschäftigung mit dem eigenen Körper auftreten (zum Beispiel beim Eincremen), langfristig jedoch kommt es dazu, dass sich das negative Körperbild verfestigt. Das ist so, als ob man aus Angst vor dem Bohren nicht zum Zahnarzt geht, weil man weiß, dass es unangenehm wird. Kurzfristig ist man dann erleichtert und kann die Zahnschmerzen verdrängen, aber langfristig werden die Löcher immer größer. Es entsteht also eine Art „Teufelskreis“, da die negativen und oft auch wenig realistischen Vorstellungen so niemals korrigiert werden können, da durch das Vermeiden nicht die Erfahrung gemacht werden kann, dass die Situation gar nicht so schlimm ist, wie erwartet.
Wie das bei Frau S. passiert ist, ist in folgendem Fallbeispiel zu sehen:
Fallbeispiel Frau S.
Angefangen hat es damit, dass ich in der Disco immer das Gefühl hatte, dass mich alle anstarren, wenn ich tanze. Ich habe mich dann nicht mehr getraut, enge Kleider anzuziehen, wenn ich tanzen gegangen bin. Damit habe ich mich aber noch unwohler gefühlt, weil ich dachte, dass ich jetzt noch mehr auffalle, weil alle anderen ja so schick angezogen waren. Ich bin dann zuerst noch mit meinen Freunden mitgegangen und habe aufs Tanzen verzichtet. Aber das hat dann überhaupt keinen Spaß mehr gemacht. Und irgendwann bin ich nicht mehr mitgegangen und dann
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