Wer schoen sein will, muss leiden
Anspannungsgefühl vorbeigeht und nicht mehr als so unangenehm erlebt wird. Je öfter also die Körperkonfrontation durchgeführt wird, desto weniger bedrohlich wird sie erlebt, bis schließlich beim Blick in den Spiegel keine Angst oder nur noch wenige unangenehme Gefühle auftreten. Man könnte auch von einem „Abhärtungseffekt“ sprechen, ähnlich dem, wenn man in kaltes Wasser springt, das anfangs sehr unangenehm ist, bis sich der Körper an den Kältereiz gewöhnt hat. Diese „Abhärtung“ oder Gewöhnung soll durch die Konfrontationsübung erreicht werden.
3. Wie geht man bei einer Exposition vor?
Es gibt zwei unterschiedliche Möglichkeiten, eine Exposition durchzuführen – nämlich mit der schwersten oder der leichtesten Angstsituation anzufangen.
Zunächst muss man überlegen, welche Situationen überhaupt vermieden werden und welche Gedanken und Gefühle damit in Zusammenhang stehen. Als nächsten Schritt ordnet man diese Situationen nach ihrer Schwierigkeit in einer Hierarchie ein.
Sind die Situationen in einer Hierarchie geordnet, entscheidet man sich für die entsprechende Methode (schwerste Situation zuerst oder langsames, gestuftes Vorgehen von der leichtesten zur schwierigsten Situation). Beide Vorgehensweisen haben Vor- und Nachteile:
Beginnt man mit der schwierigsten Situation, ist die Hemmschwelle zur Durchführung zunächst viel höher. Auch kann es hier eher zu einem Abbruch der Übung kommen, da sich die betroffene Person vielleicht überfordert fühlt. Durch den Abbruch wird die Angst zwar kurzfristig gesenkt, kann langfristig aber nicht bewältigt werden. Dies würde als Misserfolg erlebt und könnte dazu führen, dass das Vermeidungsverhalten verstärkt wird. Gelingt es, die Angst in der Situation auszuhalten und zu spüren, dass sie sich verringert, ist das eine sehr positive Erfahrung und kann dazu führen, dass das Vermeidungsverhalten deutlich schneller aufgegeben wird. Diese Vorgehensweise sollten Sie allerdings nur in Zusammenarbeit mit einem Therapeuten durchführen. Es ist wichtig, die Exposition gut zu planen, damit sie gelingt und kein Misserfolgserlebnis wird. Bei der Konfrontation mit dem eigenen Körper könnte so eine Situation eine Spiegelübung in Unterwäsche sein. Beginnt man mit der leichtesten Situation, ist die Angst vielleicht so gering, dass kein spürbarer Abfall der negativen Gefühle vorhanden ist, was ebenfalls dazu führt, dass das Vermeidungsverhalten nicht verändert wird. Ein anderer Nachteil ist, wenn die betroffene Person das Gefühl hat, die Situation nur bewältigt zu haben, weil sie nicht so schwierig war und deshalb keine Verallgemeinerung auf andere Situationen erfolgen kann. Außerdem kann es bei diesem gestuften Vorgehen sehr lange dauern, bis man bei der schwierigsten Situation angekommen ist. Es ist daher ratsam, falls Sie einen Therapeuten haben, gemeinsam zu besprechen, welche Situation als erste angegangen werden sollte, um einen ausreichenden Schwierigkeitsgrad zu erreichen, dennoch aber ein Erfolgserlebnis zu haben.
Wenn Sie die Übungen selbstständig, d.h. ohne Therapeutin durchführen, ist es daher ratsam, die gestufte Methode zu wählen.
5.2 Übung macht den Meister – Vermeidungsverhalten abbauen
Wir haben Ihnen nun die Hintergründe und Konsequenzen von körperbezogenem Vermeidungsverhalten erklärt und dargestellt, warum Expositionsübungen durchgeführt werden. Wir unterscheiden bei Expositionsübungen in diesem Buch zwischen „Spiegelübungen“ und „Außenübungen“. Spiegelübungen sind Expositionen, die Sie in vertrauter Umgebung, zum Beispiel zu Hause, durchführen können. Die Aufgabe besteht darin, den eigenen Körper in einem Ganzkörperspiegel zu betrachten und sich an ihn zu gewöhnen, wobei Sie Ihre Einstellung zu Ihrem Körper positiv verändern sollen. Sie dürfen die Übung alleine oder im Beisein einer vertrauten Person, zum Beispiel Ihrer Therapeutin, ausführen. Ihre Erfahrungen, die Sie während der Spiegelübungen sammeln, können die Außenübungen sehr erleichtern. Unter Außenübungen verstehen wir Expositionen, die vor allem darauf abzielen, Vermeidungsverhalten, das in spezifischen Situationen auftritt – wie zum Beispiel einen Schwimmbadbesuch, abzubauen. Um dieses Verhalten zu verändern, ist es notwendig, diese Situationen aufzusuchen, das heißt, dass Sie diese Art von Expositionsübung sehr wahrscheinlich außerhalb ihrer Wohnung oder im Kontakt mit anderen Menschen durchführen werden
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