Wer schoen sein will, muss leiden
habe gemerkt, dass ich dazu neige, zuerst auf meine „Lieblingsstellen“ zu schauen: Bauch und Oberschenkel. Es ist so schwer, sich im Ganzen zu sehen, und vor allem, sich auf Teile des Körpers zu konzentrieren, die man eigentlich sonst nie wahrnimmt. Ich bin dann vom Kopf zu meinem Hals übergegangen. Der ist sehr lang, was ich auch überhaupt nicht schön finde, aber als ich den neutral beschrieben habe, fand ich ihn auf einmal gar nicht mehr so schlimm. Ich kam mir richtig dumm vor, mich deswegen so anzustellen. An diesem Punkt habe ich mich wieder deutlich angespannter und unwohler gefühlt, weil ich mir so blöde vorkam. Ich habe dann einen Moment gewartet und gemerkt, wie das Gefühl wieder weg ging. Das war eine tolle Erfahrung, zu spüren, dass ich das aushalten kann. Aber richtig schwierig wurde es erst, als ich nach meiner Brust den Bauch beschreiben musste. Ich fand den Bauch, obwohl ich nichts gefrühstückt hatte, ganz dick und aufgebläht. Ich habe dann versucht, ihn möglichst objektiv zu beschreiben. Das hat wieder nicht geklappt. An der Stelle ist es dann richtig anstrengend geworden. Am liebsten hätte ich aufgehört. Mir sind die Tränen in die Augen gestiegen, aber ich habe es tatsächlich ausgehalten und habe die Übung nicht abgebrochen. Ich will mich nicht von meinem Bauch bestimmen lassen. Ich habe dann angefangen, meinen Nabel zu beschreiben und das Muttermal auf der linken Seite. Irgendwann habe ich dann das Gefühl gehabt, dass er gar nicht mehr so aufgebläht aussieht und ich dachte, der ist einfach so, da kann ich nichts dran ändern und dann fiel mir noch der Satz zu den Beispielen negativer Gedanken ein und ich dachte, dass es ganz normal ist, wenn sich der Bauch etwas wölbt … ja und irgendwie hat das alles wirklich geholfen. Der Rest ging dagegen richtig gut. Ich war hinterher erschöpft und ausgelaugt und Hunger hatte ich überhaupt keinen mehr. Aber ich hatte nicht mehr so viel Angst wie vorher und ich war auch ein kleines bisschen stolz auf mich.
Wie Frau P. beschreibt, kann solch eine Spiegelübung anstrengend sein und mit einmal üben ist es nicht getan. Sie sollten, wenn möglich mehrmals wöchentlich bis täglich üben. Nehmen Sie sich Zeit und setzen Sie sich nicht unter Druck.
Wenn Sie sich dazu entschlossen haben, eine Spiegelexposition zu machen, gehen Sie bitte anhand der Anleitung in Kasten 9 vor. Bevor Sie jedoch mit der Expositionsübung anfangen, bearbeiten Sie den Kasten 8. Er soll Ihnen helfen, zunächst festzustellen, wie Sie sich sehen und zu überprüfen, ob sich dies bei der Betrachtung verändert. Es ist wichtig, dass Sie wirklich vorher überlegen und die Fragen beantworten, da sonst keine Überprüfung der Annahmen möglich ist. Im obigen Fallbeispiel beschrieb Frau P., dass sie ihren Hals extrem lang findet und gar nicht leiden kann. Während der Betrachtung hat sich das verändert und sie kam sich deshalb lächerlich vor. Dieses Gefühl ging vorbei und nach der Übung konnte sie feststellen, dass sie ihren Hals gar nicht mehr als so schlimm und auffällig erlebt hat, wie das vor der Übung der Fall war. Es ist daher wichtig, auch die Veränderungen festzuhalten, da diese je nach Abstand der Übungen voneinander nicht immer gleich stabil bleiben, sondern es eine Zeit dauert, bis sich diese neue Sichtweise verfestigt.
Im Anschluss ist genau beschrieben, wie die Spiegelexposition durchzuführen und was dabei zu beachten ist. Das Arbeitsblatt 11 ist für Ihre Notizen im Detail während der Exposition. Danach kommt noch der Protokollbogen, der Ihnen die Möglichkeit gibt, über mehrere Tage die Veränderungen über den Verlauf mehrerer Übungsdurchgänge zu führen und festzuhalten, wie sich Ihr Gefühl, Ihr Denken und Ihre Wahrnehmung über die mehrfachen Übungen verändern.
Kasten 9: Anleitung zur Spiegelexposition I
Viele von Ihnen werden ja in der Vergangenheit die Konfrontation mit dem eigenen Körper vermieden haben. Aus diesem Grunde kann diese Übung für Sie anfangs sehr schwierig und belastend sein. Wichtig ist, dass Sie dennoch mit den Übungen fortfahren bzw. sie überhaupt erst in Angriff nehmen, denn es ist zu erwarten, dass es Ihnen langfristig helfen wird, sich Ihrem Körper und den mit der Betrachtung des eigenen Körpers verbundenen Gefühlen zu stellen.
Bereiten Sie alles in Ruhe vor. Die Auswahl der Kleidung, die Beleuchtung und den Ort (Badezimmer, Schlafzimmer, Diele, … ). Sie sollten ungestört sein. Planen Sie genügend Zeit
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