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Wer schön sein will, muss sterben

Wer schön sein will, muss sterben

Titel: Wer schön sein will, muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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redeten.
    Wir hatten nicht viel Glück mit Jungs. Deshalb beschloss ich in dem Sommer vor der neunten Klasse, von dem Geld, das ich während dieses Sommers mit Porträtfotos von Haustieren verdient hatte, nach Chicago zu fahren. Dort wollte ich mir die Haare schneiden lassen und Make-up und neue Klamotten kaufen.
    Bonnie sparte das ganze Geld, das sie im Sommer als Junior-Rettungsschwimmerin verdient hatte, für die von der Schule angebotene Frühlingsreise nach Spanien. Sie hielt mich für verrückt. »Es ist völlig in Ordnung, wie du aussiehst. Willst du etwa zu den Tussen gehören?«
    Tussen nannte Bonnie alle Mädchen in unserer Klasse, die die meiste Zeit auf dem Klo zu verbringen schienen, entweder um ihr Make-up aufzufrischen oder um zu heulen. »Oder beides gleichzeitig«, bemerkte sie. »Was wiederum zeigt, wie dumm sie sind.«
    Aber ich wusste, dass das nur Gerede von ihr war. »Es ist ein neues Schuljahr und eine neue Schule«, versuchte ich zu erklären. »Wir können uns neu erfinden. Willst du nicht beliebt sein?«
    »Warum?«
    Weil Beliebtsein bedeutete, akzeptiert zu werden. Dazuzugehören. Niemals alleine zu sein. Weil es das war, was jeder wollte.
    »Ich nicht«, sagte Bonnie bestimmt. »Ich bin nicht wild auf die Mädchentoilette.«
    »Willst du sterben, ohne geküsst worden zu sein?«
    »Du glaubst, wenn du beliebt bist, wirst du geküsst? Na dann viel Glück, Traumtänzerin.«
    Aber es war so. Meine Verwandlung wirkte. Leute, die vorher nie mit mir gesprochen hatten, sagten auf einmal auf dem Flur »Hallo« zu mir, und ich schaffte es, zurückzugrüßen. Und einmal kam eine Gruppe beliebter Zehntklässler beim Mittagessen an meinen Tisch und setzte sich zu mir. Ich bekam vor lauter Angst, mich beim Essen zu blamieren, nichts runter, aber es hatte sich gelohnt. Ich ergatterte für Bonnie und mich eine Einladung zur Party des beliebtesten Zwölftklässlers. Bonnie wollte zuerst nicht hingehen, aber ich überredete sie – okay, ich flehte sie an, und schließlich gab sie nach.
    Auf der Party küsste mich Liam Marsh und wie Dornröschen wurde ich zum Leben erweckt – zum sozialen Leben. Als seine Freundin erfreute ich mich großer Beliebtheit. Deshalb war ich am Boden zerstört, als meine Mutter sechs Monate später verkündete, dass wir nach New Jersey ziehen würden, damit sie einen Bürgermeisterwahlkampf führen und sich einen Namen machen konnte »in der politischen Landschaft der Ostküste«. Nicht nur weil ich beliebt war – zu dem Zeitpunkt bedeutete mir Liam alles, er war der Einzige, auf den ich mich verlassen konnte. Wir verabschiedeten uns voneinander, ich weinte. Er sagte mir, ich bräuchte mir keine Sorgen zu machen, wir würden immer zusammen sein.
    In der Nacht vor dem ersten Schultag in New Jersey teilte mir Liam per SMS mit, dass er nur noch mit mir befreundet sein wollte. Ich nahm eine Flasche Wodka, die ich in der Küche fand – Liam hatte mich mit Wodka bekannt gemacht, so wie er mich mit all seinen Freunden bekannt gemacht hatte – und eine Schere mit ins Badezimmer. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, ging es mir schlecht, aber nicht so schlecht, wie ich aussah. Ich hatte meinen Pony abgeschnitten, und es war nur eine peinlich vorstehende Fransenreihe übrig geblieben. Niemand will an seinem ersten Tag in einer neuen Schule so aussehen, aber mir war es egal. Oder zumindest redete ich mir das ein.
    Livingston High war kleiner als meine alte Schule, aber verworrener und irgendwie unheimlich. Ich brachte das Mittagessen alleine hinter mich, vermied es, dabei irgendjemanden anzusehen, bis es zur vierten Stunde klingelte. Als ich aufstand, um zu gehen, blieb ich mit meiner Strumpfhose an einer unebenen Stelle des Cafeteriatisches hängen, und ich bekam zwei riesige Laufmaschen an meinem rechten Bein. Perfekt.
    Draußen auf dem Flur sah ich Mädchen Arm in Arm vorbeigehen, Paare schlenderten vorbei, die Jungs blickten cool geradeaus, während ihre Freundinnen an ihren Halsbeugen schnupperten. So war ich auch einmal gewesen. Mir wurde klar, dass ich fast das ganze neunte Schuljahr mit Liams Arm um meine Schultern verbracht hatte, seinen nach irischem Frühling riechenden Hals an meiner Wange. Bei dem Gedanken, dass ich das nie wieder erleben würde, drehte sich mir der Magen um. Ich fühlte mich leicht, substanzlos, fast so als würde ich gar nicht existieren. Ich war daran gewöhnt, zu ihm aufzusehen, mich an ihn zu wenden, um zu entscheiden, was als Nächstes kam, was wir

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