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Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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Der ältere von beiden, zur Rechten, hatte den Fuß auf die Messingstange vor dem Kamin gestellt, und sein rechter Arm ruhte auf dem Sims mit seiner Dekoration aus Samt und Spitzen. Der jüngere der beiden, zur Linken, hatte eine dazu spiegelbildliche Pose eingenommen. Es war unmöglich, die beiden nicht mit den King-Charles-Spaniels aus Porzellan zu vergleichen, die auf dem Kaminsims hinter ihnen thronten. Der zur Rechten hatte irgendein Argument unterbreitet, und der andere hatte aufmerksam gelauscht. Doch nun verstummten sie, während mich Tante Parry mit den Worten vorstellte: »Das hier ist Elizabeth Martin, die als Gesellschafterin zu mir gekommen ist. Sie war die Patentochter des verstorbenen Mr Parry. Ihr ebenfalls verstorbener Vater und Josiah waren Jugendfreunde.«
    Die beiden Männer besaßen keinerlei Ähnlichkeit mehr, nun, da sie ihre Posen am Kamin aufgegeben hatten. Der ältere Mann war, so schätzte ich, um die sechzig und musste Dr. Tibbett sein. Sein dichtes silbergraues Haar lockte sich auf dem Kragen, und mit den üppigen Koteletten war er eine imposante, löwenhafte Gestalt. Seine Kleidung war pechschwarz, und ich erinnerte mich daran, dass er ein Geistlicher war.
    Der andere musste demzufolge Tante Parrys Neffe sein, Frank Carterton, der aufgehende Stern des Foreign Office. Ich sinnierte ironisch, dass Frank zwar laut Mrs Parrys Aussage genau wie ich mit nichts zurückgelassen worden war, doch unsere jeweilige Lebenssituation hatte sich völlig unterschiedlich entwickelt. Ich war abhängig von Mrs Parrys Mildtätigkeit und davon, dass sie mich angestellt hatte. Frank hatte eine Karriere angefangen. Ich vermutete, dass seine Tante ihm außerdem großzügige Zuwendungen machte. Er war in einen gut sitzenden schwarzen Cutaway-Mantel gekleidet mit Schwalbenschwänzen und eine Brokatweste von exotischem Schnitt. Sein schwarzes Seidenhalstuch wurde von einem großen böhmischen Knoten gehalten. Sein Haar war lockig, vermutlich durch Zuhilfenahme einer Brennschere, und er war unzweifelhaft ein gut aussehender junger Mann. Er ließ den Blick über mich gleiten, und ich fühlte mich unangenehm an jenen Mann auf dem Bahnsteig erinnert, der so kurz im Qualm aufgetaucht war und mich so abfällig gemustert hatte. Ich war sofort gegen ihn eingenommen. Außerdem hatte ich Dandys noch nie ausstehen können.
    Dr. Tibbett, der geistliche Gentleman, hatte mich ebenfalls von Kopf bis Fuß gemustert und meldete sich nun zu Wort. »Ich hoffe doch, dass Sie eine gute christliche junge Lady sind, Miss Martin.«
    »Jawohl, Sir, das bin ich, nach bestem Wissen und besten Kräften.«
    Frank Carterton legte die Hand auf den Mund und wandte sich zur Seite.
    »Starke Prinzipien, Miss Martin, starke Prinzipien sind das, was uns in Zeiten der Not stützt. Sie haben Ihren Vater verloren, wenn ich richtig informiert bin. Ich hoffe, Sie wissen Mrs Parrys Freundlichkeit zu schätzen, die Ihnen ein so behagliches Zuhause bietet.«
    Ja, ich wusste es zu schätzen, und das hatte ich Tante Parry bereits gesagt; deswegen erwiderte ich lediglich: »Selbstverständlich!«
    Es kam ein wenig harscher heraus, als ich beabsichtigt hatte, und Frank Carterton hob die Augenbrauen und bedachte mich mit einem zweiten, eingehenderen Blick.
    »Und eine demütige Haltung!«, mahnte Dr. Tibbett streng.
    »Nun denn, Frank!«, unterbrach Mrs Parry ein wenig nervös, »erzähl uns doch bitte, was du heute so gemacht hast.«
    »Ich habe an meinem Schreibtisch gesessen, Tante Julia. Ich war verantwortlich für die Verschwendung einer großen Menge Papier und Tinte.«
    »Ich bin sicher, du arbeitest sehr hart, Frank. Du darfst nicht zulassen, dass sie deine Gutmütigkeit ausnutzen.«
    »Die Arbeit ist kaum anstrengend, Tante. Ich schreibe ein Memo und schicke es zur nächsten Abteilung, die ein weiteres Memo verfasst und es an mich zurücksendet. So geht es hin und her, den größten Teil des Tages, wie bei einem Pfänderspiel auf einer Party. Das Amüsante daran ist, die beiden Abteilungen liegen Tür an Tür, und jeder der Schreiber muss nur seinen Schreibtisch verlassen und den Kopf durch die Tür des nächsten Zimmers stecken, um seine Erkundigungen einzuziehen. Doch so arbeitet die Regierung nicht! Ich habe übrigens ein paar Neuigkeiten«, fügte Frank ein wenig zu sorglos hinzu.
    Aha!, dachte ich. Was auch immer diese Neuigkeiten sein mögen, seine Tante wird sie nicht gerne hören.
    »Wie ich Dr. Tibbett hier bereits erzählt habe, wurde mir

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