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Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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letztes Mal. «Sie brauchen jetzt Ruhe. Das wäre für Sie die beste Medizin», meinte er. «Wegen der Gehirnerschütterung kann ich Ihnen kein stärkeres Schmerzmittel verschreiben. Aber die Schwester bringt Ihnen gleich Ibuprofen.»
    «Danke.»
    «Falls Ihnen noch einmal etwas zustoßen sollte, kommen Sie bitte sofort zu uns. Wir können gebrochene Rippen besser bandagieren.»
    Der Doktor ging.
    Meine Wangen brannten. Mein Schädel dröhnte. Aber ich war zufrieden.
    Ich war wach und klar im Kopf. Und endlich allein.
    Ich hatte Zeit zum Nachdenken.
    Die Finger ins Oberbett gekrallt, betrachtete ich aus meinem gesunden Auge die Deckenverkleidung und verwandelte meine Schmerzen in Entschlossenheit.
    Den ersten gewalttätigen Übergriff vergisst eine Frau nicht, ebenso wenig den Moment, da sie sich zum ersten Mal gewehrt und durchgesetzt hat.
    Man nennt mich nicht zu Unrecht Riesentöter.
    Ich musste nachdenken. Mir einen Plan zurechtlegen. Einen Schritt vor den anderen setzen.
    All I want for Christmas is my two front teeth, my two front teeth, my two front teeth.
    Ich drehte mich zur Seite, zog die Beine an und weinte.

[zur Inhaltsübersicht]
    9. Kapitel
    Wenn D.D. nicht gerade ein dezernatübergreifendes Sonderkommando zur Lösung eines Mordfalles und Rettung eines Kindes leitete, führte sie im Bostoner Morddezernat ein dreiköpfiges Team. Ihre rechte Hand war Phil, ein Familienmann durch und durch, der mit seiner Highschoolliebe verheiratet war und mit ihr vier Kinder großzog. Der andere, Neil, war ein schlaksiger Rotschopf, der als Sanitäter gearbeitet hatte, bevor er zur Polizeizentrale von Boston wechselte. Er hatte ein Faible für Autopsien und verbrachte so viel Zeit in der Pathologie, dass er gewissermaßen mit dem Gerichtsmediziner Ben Whitley liiert war.
    Obwohl ihr nun eine große Mannschaft zur Verfügung stand, arbeitete D.D. lieber mit den ihr vertrauten Kollegen zusammen. Sie beauftragte Neil, der Autopsie von Brian Darby beizuwohnen, die für Montagnachmittag angesetzt war. In der Zwischenzeit sollte er sich unter dem medizinischen Personal umhören, das Tessa Leoni pflegte, um in Erfahrung zu bringen, welche Verletzungen sie davongetragen hatte und ob es Krankenberichte früherer «Unfälle» gab. Phil, ihr IT-Spezialist, bekam die Aufgabe, in den einschlägigen Datenbanken nach Informationen über Brian Darby und Tessa Leoni zu suchen. Nicht zuletzt auch über Brian Darbys Arbeitgeber.
    Es stellte sich heraus, dass Brian für Alaska South Slope Crude arbeitete, kurz ASSC. Die Zentrale des Unternehmens befand sich in Seattle, Washington, und war sonntags nicht zu erreichen. Das schmeckte D.D. nicht. Sie saß mit einer Flasche Wasser in dem Kommandotransporter und kaute auf der Innenseite ihrer Wange. Der Ansturm von Kollegen hatte sich gelegt. Auflösungstendenzen zeigte auch die Schar der Neugierigen, von denen nur das übliche «Hab nichts gesehen, weiß von nichts» zu hören war. Nur die Medienvertreter hielten die Stellung auf der anderen Straßenseite und verlangten lauthals nach einer Pressekonferenz.
    D.D. würde darauf reagieren müssen, war aber noch nicht bereit dazu, nicht bevor sie etwas in der Hand hatte, das sie der hungrigen Meute vorwerfen konnte, irgendeine Information, die die Presse im Sinne der Ermittlungen verbreiten konnte. Irgendetwas.
    Sie war hundemüde. Am liebsten hätte sie sich auf dem Boden des Transporters eingerollt und geschlafen, so müde war sie. Nach den Brechreizattacken fühlte sie sich nur noch erschöpft. In der fünften Woche erst, und schon hatte sie den Eindruck, in einem fremden Körper zu stecken.
    Was sollte sie tun? Wie sollte sie es Alex sagen, wo ihr doch selbst noch nicht klar war, wie sie zu alldem stand?
    Was sollte sie tun?
    Bobby, der sich eine Weile mit seinem Lieutenant Colonel unterhalten hatte, nahm jetzt neben ihr Platz und streckte die Beine aus.
    «Hunger?», fragte er.
    «Was?»
    «Es ist schon nach zwei, D.D. Wir haben noch nicht zu Mittag gegessen.»
    Sie blickte ihn entgeistert an und schien nicht fassen zu können, dass es schon so spät war, und ans Essen mochte sie gar nicht erst denken.
    «Alles okay mit dir?», fragte er ruhig.
    «Na klar. Ich bin nur … beschäftigt. Falls es noch nicht bei dir angekommen sein sollte, wir vermissen ein sechsjähriges Mädchen.»
    «Ich habe ein Geschenk für dich.» Bobby reichte ihr ein Stück Papier. «Mein Chef hat soeben dieses Fax erhalten. Es ist ein Auszug aus Tessa Leonis

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