Wer stirbt, entscheidest du
bestaunen können.»
«Das sind doch Klischees», warnte Bobby.
D.D. deutete mit der Hand im Kreis. «Ich bitte dich. Das ist kein Klischee. Hier herrschte ein zwangsneurotischer Ingenieur. Wenn ich nicht sofort hier rauskomme, kriege ich Kopfschmerzen.»
«Bügelst du deine Jeans etwa nicht?», fragte er.
«Jedenfalls beschrifte ich nicht mein Werkzeug. Im Ernst, schau dir das an.» Tatsächlich hatte Brian Darby sämtliche Elektrogeräte, die in einem Regal über der Werkbank lagen, etikettiert.
«Stattliche Ausrüstung. Insgesamt locker tausend Dollar, würde ich sagen.»
«Aber am Haus macht er nichts. In der Hinsicht würde ich mich auf Tessas Seite schlagen.»
«Vielleicht ging es ihm weniger ums Handwerkern als ums Kaufen. Brian liebte Spielzeug, was nicht heißt, dass er auch gern damit spielte.»
D.D. dachte darüber nach und fand die Erklärung plausibel. Es war nicht schwer, eine Garage sauber zu halten, wenn man nie darin parkte oder arbeitete.
Doch dann schüttelte sie den Kopf. «Nein, er hat nicht fünfzehn Kilo an Muskelmasse zugelegt, indem er zu Hause abhing. Apropos, wo sind die Hanteln?»
Sie schauten sich um, aber zwischen all dem Spielzeug waren nirgends Gewichte zu sehen, geschweige denn Kraftmaschinen.
«Er hat wahrscheinlich ausschließlich im Fitnessstudio trainiert», sagte Bobby.
«Das steht ja schon auf unserer Liste», erwiderte D.D. «Halten wir fest: Brian war ziemlich umtriebig. Frau und Tochter hatten zu tun. Er musste sich die Zeit allein vertreiben, und wenn er nach Hause zurückkehrte, fand er es leer vor, was ihn zappelig machte. Also schwingt er den Putzlappen …»
«Und kippt ein paar Biere», ergänzte Bobby.
D.D. stutzte und ging auf eine Ecke zu, wo der Estrich dunkler zu sein schien als der restliche Boden. Sie bückte sich und fühlte mit dem Finger. Er war feucht.
«Leckt es hier irgendwo?», fragte sie und suchte nach undichten Stellen im Mauerwerk, das aber von den Lochwänden abgedeckt war.
«Möglich.» Bobby stellte sich neben sie. «Das Haus liegt an einem Hang. Könnte sein, dass es Probleme mit der Drainage gibt. Oder oben ist irgendwo ein Wasser- oder Abflussrohr undicht.»
«Das sollten wir im Auge behalten, sehen, ob die feuchte Stelle größer wird.»
«Machst du dir Sorgen um das Haus?»
Sie blickte zu ihm auf. «Nein, ich fürchte, die feuchte Stelle könnte eine andere Ursache haben.»
Bobby schmunzelte. «Trooper Leoni kann von Glück sagen, dass du die Ermittlungen leitest.»
«Papperlapapp.» Mit Komplimenten konnte sie weniger gut umgehen als mit Kritik. Sie stand auf. «Komm mit. Wir gehen nach draußen.»
«Hat dir die feuchte Stelle verraten, wo Sophie ist?»
«Nein. Und da uns Tessa Leonis Anwalt wahrscheinlich noch eine Weile hinhalten wird, werden wir uns so lange auf Brian Darby konzentrieren. Ich möchte mich mit seinem Vorgesetzten unterhalten. Und ich will in Erfahrung bringen, was das für ein Typ ist, der seine Kleider nach Farben sortiert und sein Werkzeug beschriftet.»
«Ein Kontrollfreak.»
«Scheint so. Und wenn er sich durch irgendwen oder irgendetwas in seinem Kontrollwahn angegriffen fühlt …»
«Könnte er womöglich gewalttätig werden», beendete Bobby den Satz.
«Ich glaube nicht, dass ein Fremder Sophie entführt hat», sagte D.D. leise.
«Ich auch nicht.»
«Dann war’s entweder er oder sie.»
«Er ist tot.»
«Dann müsste Trooper Leoni Bescheid wissen.»
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8. Kapitel
Den ersten gewalttätigen Übergriff vergisst eine Frau nicht.
Mit meinen Eltern hatte ich in der Hinsicht Glück. Sie schlugen mich nie. Vielleicht weil ich ihnen keinen Anlass dazu gab. Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass mein Vater, wenn er von der Arbeit kam, zu müde war, um mich zu maßregeln. Seit dem Tod meines Bruders waren meine Eltern nicht mehr dieselben; sie brauchten all ihre Energie, um durch den Tag zu kommen.
Im Alter von zwölf Jahren hatte ich mich mit meinem morbiden kleinen Zuhause abgefunden. Ich stürzte mich in Sportaktivitäten – Fußball, Softball, Leichtathletik –, tat alles, um meine Stunden an der Heimatfront zu minimieren. Juliana stand auch auf Sport. Wir waren unzertrennlich und rannten von einem Training zum anderen.
Auf dem Spielfeld musste ich so manches einstecken. Einmal traf mich ein Hammer von Baseball voll auf die Brust, dass es mich von den Beinen riss. Mir blieb die Luft weg, und ich schlug mit dem Hinterkopf auf. Seitdem weiß ich, dass man
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