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Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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tatsächlich Sternchen sehen kann.
    Auch beim Fußball ging es voll zur Sache. Dass Köpfe zusammenrasselten, Fußtritte auf dem Knie oder Ellbogen in der Magengrube landeten, war keine Seltenheit. Glauben Sie mir, auch Mädchen sind hart im Nehmen. Wir können austeilen und einstecken wie die Jungs, besonders wenn es um Punkte geht.
    Aber all diese Verletzungen waren zu ertragen, Kollateralschäden gewissermaßen, die auftraten, wenn sich zwei Spielerinnen um den Ball stritten. Nach dem Spiel gab man sich die Hand oder der Gegnerin einen Klaps auf den Po, und alles war gut.
    Das erste Mal richtig kämpfen musste ich in der Polizeiakademie. Mir war klar, dass die Ausbildung hart sein würde, vor allem das Training im Nahkampf. Aber darauf freute ich mich. Als alleinstehende Frau in Boston war ich scharf darauf zu lernen, wie ich mich selbst behaupten konnte, egal, ob ich nun Trooper werden würde oder nicht.
    Zwei Wochen dauerte das Training, das uns die Grundlagen der Selbstverteidigung beibrachte, wie wir unser Gesicht schützen, die Nieren und natürlich auch unsere Waffen. Nie die Waffe vergessen, wurde uns eingeschärft. Die meisten Cops, die darauf nicht achteten und ihre Waffe im Handgemenge verloren, wurden mit ebendieser Waffe getötet. Am besten war es, den Gegner auf Abstand zu halten. Aber wenn es tatsächlich einmal zu Handgreiflichkeiten kommen sollte, war man gut beraten, die Waffe zu schützen und bei der ersten Gelegenheit kräftig zuzuschlagen.
    Es stellte sich heraus, dass ich nicht wusste, wie man mit der Faust richtig zuschlägt. Das ist nämlich gar nicht so einfach, wie man glaubt. Erstens ballte ich meine Hand falsch und legte zweitens immer meinen ganzen Körper in den Schlag mit dem Ergebnis, dass ich mich in der Hüfte verdrehte. Kurzum, wir alle mussten fleißig lernen, auch die starken Jungs.
    Nach sechs Wochen fanden unsere Ausbilder, dass die Vorbereitung jetzt ausreichte und wir das Erlernte praktisch anwenden müssten.
    Sie teilten uns in zwei Gruppen auf. Wir legten Schutzkleidung an und bewaffneten uns mit Knüppeln, die mit Schaumstoff umwickelt waren und von unseren Ausbildern liebevoll Pogo-Sticks genannt wurden. Damit ließen sie uns aufeinander los.
    Glauben Sie bloß nicht, man hätte mich gegen eine Frau meiner Größe und meines Gewichts antreten lassen. Das wäre zu einfach gewesen. Man erwartete von mir, mit jedem Gegner fertigzuwerden. Wie’s der Zufall wollte, hatte ich einen anderen Rekruten namens Chuck vor mir – ein Ex-Footballspieler um die eins neunzig, der sicherlich hundertzwanzig Kilo auf die Waage brachte.
    Er versuchte nicht einmal, mich zu schlagen, sondern rannte auf mich los und warf mich einfach um. Ich ging zu Boden wie ein nasser Sack. Wie damals auf dem Baseballplatz blieb mir die Luft weg.
    Der Ausbilder stieß in seine Trillerpfeife. Chuck half mir auf, und wir versuchten es ein weiteres Mal.
    Ich spürte die Blicke der Kollegen und sah der Miene meines Ausbilders an, dass er ziemlich unzufrieden mit mir war. Um mich zu motivieren, konzentrierte ich mich auf meinen Entschluss, ein neues Leben zu beginnen. Wenn ich das hier nicht schaffte, wäre es vorbei mit der Aussicht auf eine Anstellung als Trooper. Was sollte ich dann machen? Womit meinen Unterhalt bestreiten? Wie würde ich für meine Tochter sorgen können? Was würde dann aus uns werden?
    Chuck griff an. Diesmal wich ich ihm rechtzeitig aus und rammte ihm meinen Pogo-Stick in den Bauch. Mir blieb ungefähr eine halbe Sekunde, mich darüber zu freuen. Die hundertzwanzig Kilo richteten sich sofort wieder auf. Chuck lachte und attackierte mich erneut.
    Ab jetzt wurde es hässlich. Bis heute erinnere ich mich nicht mehr an Einzelheiten, aber ich weiß noch, dass ich in Panik geriet. Dass ich seine Schläge parierte, hin und her sprang und bei meinen Faustschlägen vorschriftsmäßig die Schulter ins Spiel brachte. Aber Chuck kam immer wieder. Hundertzwanzig Kilo Footballer-Fleisch rannten auf meine junge, verzweifelte Mutterschaft ein.
    Der wattierte Knüppel traf auf mein Gesicht. Mein Kopf flog zurück. Wasser schoss mir in die Augen. Ich konnte kaum mehr sehen und hätte mich am liebsten fallen lassen. Doch das kam nicht in Frage. Er will mich töten. So fühlte es sich an. Wenn ich nicht auf den Beinen bliebe, wäre es um mich geschehen.
    Doch dann ging ich tatsächlich zu Boden, wälzte mich aber blitzschnell zur Seite und trat ihm in die Kniekehlen, worauf er wie ein gefällter Mammutbaum

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