Wer weiter sehen will, braucht hoehere Schuhe
Tschador anzulegen und darunter Gucci zu tragen (obwohl die arabischen Männer bestimmt durchaus einen Sinn darin sehen), und in »Nieder mit dem Establishment«-Outfits herumzulaufen ist idiotisch, solange man sich ein Musical wie The Sound of Music ansieht, weil einem die Geschichte der Trapp-Familie so ans Herz geht. Ebenso wenig ratsam ist es, im Designer-Shirt in irgendwelchen urbanen Pseudo-Trashvierteln abzuhängen, wenn man ein Haus in Soundso Heights besitzt und eine Haushälterin beschäftigt, die einem die Jeans bügelt. Wir durchschauen euch, Leute. Elitäres Denken? Nein, keineswegs. Die Botschaft der Werbung. Zeigt euch, wie ihr tatsächlich seid. Mit einer Einschränkung – das könnte kein allzu guter Ratschlag sein, wenn Sie todlangweilig sind. In diesem Fall ist Tricksen natürlich völlig in Ordnung. Es gibt ein wunderbares Zen-Sprichwort: Tu so, als ob, dann wirst du schon bald so sein.
Wieso tragen Frauen eigentlich so oft Schwarz? Gibt es so viele Begräbnisse auf der Welt? Wenn Sie nicht gerade Italienerin, Nonne oder Zeitschriftenredakteurin sind, gibt es keinen Grund dafür. Wenn schon Schwarz, muss es seine Berechtigung haben, und ohne die richtige innere Haltung dümpeln Sie lediglich auf Pseudo-Schwarz-Niveau herum. Wenn Sie nicht einer der oben genannten Gruppen angehören, müssen Sie entweder linke Intellektuelle sein, in der PR -Branche arbeiten oder unter manischen Depressionen leiden, um Schwarz tragen zu dürfen. Und lächeln Sie bloß nicht, wenn Sie Schwarz tragen: Sie müssen angepisst oder mysteriös aussehen, sonst wissen die Leute nicht, dass Sie unter Depressionen leiden, sondern glauben nur, jemand hätte Ihnen die Lippen zusammengenäht. Wichtig ist auch, dass es richtiges Schwarz ist: tiefschwarz. Mischen Sie niemals mehrere Schwarztöne. Und die Haare müssen auch schwarz gefärbt werden. »Schwarz macht schlank« ist die größte Lüge der Menschheit seit »Aber Liebling, du bist die Einzige, die ich wirklich liebe.« Dicke sehen in Schwarz einfach nur öde und – wow, was für eine Überraschung – wie Dicke in schwarzer Kleidung aus. Dicke in bunter Kleidung sehen hingegen toll, fröhlich und sexy aus. Meine Freundin Tanah ist ziemlich üppig und trägt enge bunte Tops, figurbetonte Hosen und knallroten Lippenstift. Sie hat ein hinreißendes Lächeln und sieht einfach fantastisch aus.
Es gibt zwei unterschiedliche Ansätze: der Zieh-an-worauf-du-Lust-hast-es-geht-sowieso-keinen-was-an-Ansatz und der Zieh-an-was-dir-am-besten-steht-Ansatz. Rein intellektuell gehöre ich zur ersten Gruppe, kulturell hingegen zur zweiten. Ich bin mit einer sehr modebewussten Mutter aufgewachsen, die stets sorgfältig gekleidet war und keinen Zweifel daran ließ, dass ich geradewegs in den Knast wandern würde, wenn ich Braun und Lila zusammen trage. Heutzutage gelten diese Regeln nicht mehr, aber das gibt uns noch lange keinen Freifahrtschein. Realitätsbezug ist nach wie vor wichtig.
Hier ein Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte: Nennen wir die Frau einfach Marigold. Ich kenne sie seit Jahren, und sie ist ein klassisches Beispiel für den schlechten Umgang mit den eigenen Vorzügen. Sie kennen diesen Typ: Marigold hat große, faltige Hängebrüste, also trägt sie bevorzugt tief ausgeschnittene Tops, damit sie so richtig schön zur Geltung kommen. Sie hat ein paar Pfund zu viel auf den Rippen, also trägt sie durchsichtige Kleider mit einem G-String darunter. Ihre Arme sind schwabbelig, also trägt sie ärmellose Tops. Sie hat tolle Beine, also trägt sie Hosen, damit sie bloß keiner sieht. Sie hat eine wunderschöne Haut, also brutzelt sie stundenlang in der glühenden Sonne. Das Resultat ist geradezu grotesk, was sie im Grunde ahnt, trotzdem versuchen ihre Freundinnen seit Jahren vergeblich, ihr zu helfen. Mittlerweile ist sie Anfang sechzig und versucht verzweifelt, das Rad der Zeit zurückzudrehen. Wenn Marigold hübsche, modische Sachen tragen würde, die ihre kleinen Makel kaschieren und ihre Vorzüge betonen, wäre sie eine äußerst attraktive Frau. Ihr Kommentar zu all dem würde lauten: Ich habe keine Komplexe. Mein Kommentar dazu wäre: Dann leg dir um Himmels willen schleunigst welche zu.
Die Weigerung, sich altersgemäß zu kleiden, ist nicht nur ein äußerliches Problem, sondern hat etwas mit dem Inneren zu tun. Sie müssen herausfinden, wieso Sie es nicht über sich bringen, Ihren Zwanzigern Adieu zu sagen. Das ist sehr schwer zu akzeptieren,
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