Wer will schon einen Vampir?: Argeneau Vampir 8
nicht kontrollierte, aber offenbar ihre Gedanken las. Oder aber er hatte einfach nur den richtigen Schluss daraus gezogen, was sie mit der Hand hinter ihrem Rücken machte. Damit war das Überraschungsmoment natürlich dahin.
„Hast du jetzt alles gefragt, was du mich fragen wolltest? Können wir nun zur nächsten Phase übergehen, in der ich dich umbringe, ohne dass du wieder jammerst, ich würde mich wie ein Feigling verhalten? Oder”, fügte er gehässig hinzu, „.... musst du erst noch einen Blick auf meinen Penis werfen, damit du den Beweis geliefert bekommst, dass er nicht mikroskopisch klein ist?”
„Ahm.... nein, dein Wort genügt mir”, versicherte sie ihm und sah sich hastig um, ob irgendwo Gegenstände zu entdecken waren, mit denen sie sich gegen ihn zur Wehr setzen konnte. Ein leises Klicken hinter ihr erinnerte sie an den Wasserkocher, den sie vorhin angestellt hatte.
„Gut, dann können wir ja weitermachen. Einverstanden?”
Sie musterte das lange Schwert, das der blonde Mann zog. „Ist das nicht ein bisschen übertrieben?”, fragte sie und hielt das Fleischermesser vor sich. Zum Glück wanderten seine Augen zu ihrer Waffe, sodass sie mit der anderen Hand hinter sich greifen konnte und den Wasserkocher zu fassen bekam.
„Mag sein”, gab er zurück und betrachtete einen Moment lang die lange Klinge, drehte sie nach links und rechts, um sich daran zu erfreuen, wie sie das Licht der Deckenlampe reflektierte. „Aber das ist meine Glückswaffe, und bei dir habe ich in der letzten Zeit wenig Glück gehabt.”
„Vielleicht liegt das ja an deiner Vorgehensweise”, murmelte Inez, während sie den Griff des Wasserkochers umschloss und den Daumen auf den Druckknopf legte, mit dem sich der Deckel öffnen ließ.
„Meinst du?”, fragte er beiläufig.
Einen Augenblick später stürmte er bereits auf sie los, fast gleichzeitig holte Inez mit dem Wasserkocher aus, klappte den Deckel auf und zielte. Das kochende Wasser traf ihn auf dem Kopf, in die eine Gesichtshälfte und am Hals, sodass er mit einem erschrockenen Schmerzensschrei rückwärts taumelte. Inez drehte sich weg und lief zur Hintertür, doch der Blonde bekam sie zu fassen. Schreiend drehte sie sich in seinen Armen, bis sie ihm ins Gesicht sehen konnte. Im gleichen Moment hob er sie hoch, sodass sie keinen Boden mehr unter den Füßen hatte.
Voller Entsetzen sah sie, dass er den Mund öffnete und seine Reißzähne zum Vorschein kamen. Da ihr klar wurde, er würde sie beißen wollen, riss sie instinktiv den Arm hoch und trieb ihm das Messer in die unversehrte Seite seines Halses. Blut schoss aus der Wunde, als Inez das Messer herauszog, und gerade wollte sie noch einmal ausholen, da geschah etwas sehr Eigenartiges. Der Hunger, von dem sie seit dem Aufwachen gequält worden war, den sie aber seit dem Auftauchen des bärtigen Blonden ignoriert hatte, erwachte zu unbändigem Leben.
Er entwickelte sich fast zu einem eigenständigen Wesen in ihrem Körper, als würden Millionen Bienen durch ihre Adern schwirren. Gleichzeitig nahm sie eine Bewegung in ihrem Oberkiefer wahr, etwas stach ihr in die Zunge, und sie machte verständnislos den Mund auf.
„Jesus”, keuchte der Blonde und starrte sie ungläubig an. „Die haben dich gewandelt! Warum habe ich das nicht in deinen Gedanken gelesen?”
Inez starrte ihn nur an, da ihr Verstand wie leer gefegt war. Sie hatte keine Ahnung. Und sie konnte sich auch nicht daran erinnern, gewandelt worden zu sein. Das letzte klare Bild in ihrem Gedächtnis stammte von ihrem Sturz, dann folgten nur noch Bruchstücke von irgendwelchen Albträumen.
„Du hast gar nichts davon gewusst”, sagte er und begann zu lachen. Dieses Lachen war das, was sie aus ihrem Schock holte. Es ärgerte sie. Sie mochte es nicht, wenn jemand über sie lachte. Wieder holte sie mit dem Messer aus und rammte es ihm erneut in den Hals.
Für einen Moment verkrampften sieh seine Finger um ihren Leib, dann schrie er auf und schleuderte sie so heftig von sich weg, dass sie quer durch die Küche flog und gegen den Tresen prallte. Sie hörte ein unheilvolles Knacken, das von ihrem Rücken ausging, dann sank sie zu Boden und konnte sich nicht mehr rühren. Ihr Verstand schrie panisch, dass der Kerl ihr das Rückgrat gebrochen hatte und dass sie nun gelähmt war, aber irgendwie wollte sie das nicht so recht glauben. Sie war doch jetzt offenbar eine Unsterbliche, die richtigen Zähne dafür hatte sie jedenfalls, aber man konnte einem
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