Wer will schon einen Vampir?: Argeneau Vampir 8
nickte, zögerte dann jedoch aufzustehen.
„Ich bleibe bei ihr”, versicherte Bastien ernst.
„Danke”, murmelte Thomas reflexartig, dann ließ er Inez’ Hand los und stand auf.
„Das ist das Mindeste, was ich tun kann”, fügte Bastien betrübt hinzu und sah ihm in die Augen. „Es tut mir wirklich leid, Thomas. Ich hätte sie niemals in Gefahr bringen dürfen. Aber ich hätte auch nicht gedacht, dass so etwas dabei herauskommen könnte.”
„Schon gut, Bastien. Ich weiß, du hast das nicht mit Absicht gemacht”, entgegnete er und reagierte mit einer abwinkenden Geste auf die Entschuldigung. Plötzlich musste er an Lucerns Worte denken und ergänzte: „Außerdem gehörst du zur Familie, und selbst Unsterbliche machen manchmal Fehler.”
„Danke”, sagte Bastien leise.
„Allerdings”, fügte er dann in einem härteren Tonfall hinzu, „wäre ich nicht so nachsichtig, wenn sie das nicht überlebt hätte.”
„Ich weiß. Ich hätte dich zusammen mit ihr verloren.” Thomas widersprach ihm nicht und drehte sich um. Wäre Inez gestorben, dann hätte er das Bastien und Etienne niemals verziehen. Niemals.
Er nahm seinen Rucksack und ging ins Badezimmer auf der gegenüberliegenden Seite des Flurs, duschte und zog sich frische Kleidung an oder besser gesagt: halbwegs frische Kleidung. Die sauberen Sachen waren ihm längst ausgegangen, aber zumindest war das, was er aus dem Rucksack zog, frei von Blutflecken.
Als er ins Schlafzimmer zurückkehrte, wäre er fast mit Etienne zusammengeprallt, der gerade den Raum verließ. „Wir sehen uns in York um, ob wir irgendwo einen Hinweis auf Mutter oder auf den Unsterblichen finden können.”
„Außer Rachel hat ihn niemand zu Gesicht bekommen”, machte Thomas ihm klar.
„Richtig. Aber Terri hat nach ihren Beschreibungen eine Skizze angefertigt, die laut Rachel genauso aussieht wie unser Angreifer. Wir werden uns paarweise jeder ein Drittel der Stadt vornehmen und Straße um Straße absuchen.”
Thomas nickte müde. Ihm war völlig entfallen, dass Terri in den Pausen zwischen Inez’ Anfällen diese Zeichnung angefertigt hatte, während Rachel ihr präzise Anweisungen gab: „Die Nase war etwas größer.... die Augen etwas mehr zusammengekniffen.... die Haare ein Stück kürzer.” Irgendwann war sie dann mit dem Ergebnis zufrieden gewesen.
„Bastien und Terri bleiben bei dir und Inez”, fuhr Etienne fort und ging um ihn herum zur Treppe. „Wenn ihr uns braucht, kannst du mich auf meinem Handy erreichen.”
Thomas sah ihm nach, dann kehrte er ins Schlafzimmer zurück. Terri schlief noch, aber Bastien schaute zu ihm, als er eintrat. Der Mann hatte vor Übermüdung und Erschöpfung dunkle Schatten unter den Augen, was bei einer Kreatur von seiner Konstitution eine Seltenheit war.
„Du solltest dich schlafen legen, du siehst schrecklich aus”, sagte Thomas, legte den Rucksack in die Ecke und kehrte zum Bett zurück.
Bastien zögerte, dann entgegnete er: „Wenn wir ihr noch einen Blutbeutel einflößen, sollten wir eigentlich beide für eine Weile etwas Schlaf nachholen können.”
Er sah zu Inez. Eigentlich wollte er nicht schlafen, aber er wusste, Bastien würde sich nicht zurückziehen, wenn er selbst nicht zumindest so tat, als willige er ein. Also nickte er zustimmend. Zur allgemeinen Erleichterung hatten sich Inez’ Reißzähne im Lauf des Nachmittags herausgebildet. Das war nicht nur ein Zeichen dafür, dass sie das Schlimmste überstanden hatte, sondern die Wandlung näherte sich auch ihrem Ende. Damit wurde es einfacher, ihr Blut zu trinken zu geben.
Bastien nahm einen weiteren Blutbeutel aus der mittlerweile fast leeren Kühlbox, dann bot er Thomas ebenfalls einen Beutel an. Der schüttelte den Kopf, und nach kurzem Überlegen drückte er die Konserve an seinen eigenen Mund. Thomas griff unterdessen nach einem der blutgetränkten Handtücher und hielt es Inez unter die Nase, woraufhin ihre Reißzähne zum Vorschein kamen, die sich in den Kunststoffbeutel bohrten.
Sowohl Bastien als auch Inez hatten ihren Beutel schnell ausgetrunken, und Thomas legte sich kurzerhand zu ihr ins Bett. Gleich darauf legte sich Bastien zu Terri in das andere, und nach kurzer Zeit hörte Thomas ihn gleichmäßig und ruhig atmen, was ihm verriet, dass er eingeschlafen war.
Allen guten Absichten zum Trotz, die Augen offenzuhalten, merkte er nach einer Weile, wie die Müdigkeit ihn übermannte.
Kaum war Inez aufgewacht, da saß sie auch schon kerzengerade
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