Wer will schon einen Vampir?: Argeneau Vampir 8
hatte Thomas ihn vor einigen Jahren kennengelernt, als er ihm eine Lieferung Blut brachte, was er gelegentlich übernahm, wenn Bastiens Kuriere hinter dem Zeitplan hinterherhinkten oder einer von ihnen Urlaub hatte. Die beiden waren ins Gespräch gekommen, und daraus war eine Freundschaft entstanden. Herb war Brite und 280 Jahre alt, und er war ein noch größerer Computerfreak als Etienne. Wenn einer wusste, ob es möglich war, Marguerites Mobiltelefon zu orten, dann Herb.
Er wählte die Nummer und ließ sich nach hinten sinken, während er im Geiste seine Entschuldigung formulierte, weil er den Mann am helllichten Tag anrief, wenn er so wie die meisten seiner Art fest schlief.
Thomas träumte von Musik, als ihn das durchdringende Klingeln des Telefons aus dem Schlaf riss. Trotz der Umstände, die ihn nach Europa geführt hatten, war es ein leichter, sanfter Refrain, der ihm auch dann noch durch den Kopf ging, als er bereits die Augen geöffnet hatte. Sein Blick wanderte automatisch zum Ringbuch auf dem Tisch, das er heranzog, kaum dass er sich aufgesetzt hatte. Mit der einen Hand hielt er rasch die Noten auf dem Blatt fest, mit der anderen griff er nach dem Telefon und klappte es auf.
„Ja?”, meldete er sich beiläufig, da er noch immer in erster Linie damit beschäftigt war, die Melodie so zu notieren, wie er sie gehört hatte.
„Thomas? Da du nicht angerufen hast, muss ich wohl davon ausgehen, dass du Mutters Telefon nicht orten konntest, richtig?”, begann Bastien ohne weitere Vorrede. „Aber ich rufe an, um mich davon zu vergewissern und um dich wissen zu lassen, dass ich eine Blutlieferung veranlasst habe. Sie wird dir etwa bei Sonnenuntergang oder kurz danach gebracht werden.”
„Sonnenuntergang?”, wiederholte Thomas verwundert und legte den Stift weg. „Ich glaube, bei Sonnenuntergang werde ich nicht hier sein. Ach ja, und ihr Mobiltelefon lässt sich tatsächlich orten. Ich hatte im Penthouse angerufen, um dir das zu sagen, aber da hat sich nur der Anrufbeantworter gemeldet.”
„Ich bin schon den ganzen Morgen im Büro und warte auf deinen Rückruf. Das Telefon konnte geortet werden?”, fragte Bastien neugierig.
„Ja, und du wirst nicht glauben, wo Tante Marguerite ist”, gab Thomas zurück.
„Wo ist sie?”, wollte Bastien wissen, dem ein gewisses Unbehagen anzuhören war. „In Amsterdam.”
„Amsterdam?”, rief er ungläubig. „Nein, das kann nicht sein. Hast du das noch mal nachprüfen lassen?”
„Natürlich habe ich es nachprüfen lassen”, erwiderte Thomas ein wenig ungehalten. „Beide Male kam dabei Amsterdam heraus, allerdings mit zwei unterschiedlichen Standorten”, fügte er nur widerstrebend hinzu.
„Amsterdam”, wiederholte Bastien, dem unüberhörbar nicht gefiel, was diese Ortung ergeben hatte. „Italien hätte ich noch glauben können, auch irgendwo in England.... aber Amsterdam?”
Thomas konnte sich vorstellen, wie sein Cousin dabei den Kopf schüttelte. Er sprach den Namen der Stadt aus, als habe er es mit einem Sündenpfuhl wie Babylon zu tun. „Sie und Tiny suchen in Europa nach Christians leiblicher Mutter”, erklärte er. „Vielleicht lebt die Frau ja dort jetzt irgendwo.”
„Das kann natürlich sein”, stimmte Bastien ihm widerstrebend zu. „Soll ich ein Ticket für dich besorgen und.... ”
„Ist längst erledigt”, unterbrach ihn Thomas gereizt. „Ich dachte mir, dass der Firmenjet bereits auf dem Rückflug nach Kanada ist, also habe ich nach der Bestätigung durch die zweite Ortung einen Flug nach Amsterdam gebucht.”
„Wirklich?”, fragte er und fuhr brummend fort: „Du hättest mich anrufen können, dann hätte ich das mit dem Flug für dich regeln können.”
„Bastien, ich bin kein hilfloses Baby. Ich weiß, wie man einen Flug bucht”, knurrte Thomas mürrisch. „Ich fliege um 18 Uhr 50 ab.”
„Ich weiß, dass du nicht hilflos bist. Aber ich hätte es über die Firma erledigen können. Du machst das für die Familie, da solltest du die Kosten nicht allein tragen müssen. Ich hätte.... Hast du gerade 18 Uhr 50 gesagt?”, unterbrach sich Bastien plötzlich.
„Ja”, bestätigte Thomas amüsiert. „Wieso?” „Ist England fünf Stunden weiter als Toronto? Ich bin mir sicher, dass.... ”
„Ja, in England ist es fünf Stunden später als bei euch in Kanada”, antwortete Thomas geduldig und fragte sich, wie spät es sein mochte. Inez sollte ihn aufwecken, wenn sie gebadet hatte, also konnte es höchstens kurz
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